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Wissenschaft
Deutsche Krebshilfe übergibt Brustkrebs-Studie an Ministerin Schmidt
Berlin (ek) - Gestern, am 1. September 2003, übergab der Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, die Studie "Die an Brustkrebs erkrankte Frau im Medizinbetrieb" an Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. "Die Versorgungsstrukturen für die Betreuung von Brustkrebspatientinnen in Deutschland sind defizitär", so Nettekoven. Die Ministerin begrüßte die durch die Studie geschaffene Transparenz. "Die Frauen haben ein Recht auf Qualität in der Krankenversorgung!" sagte Schmidt. "Ich werde nicht nachlassen in meinem Bemühen, hier Defizite zu beseitigen", fügte sie hinzu.
Strahlentherapie im Keller, Brustprothesenkauf im Hinterzimmer, Therapie-Gespräche zwischen Tür und Angel - das, was manche Frauen im Verlauf ihrer Brustkrebserkrankung erleben, ist kaum vorstellbar. Nach dem Schock der Diagnose beginnt für viele Betroffene nicht selten der Schrecken des Weges durch den Medizinbetrieb: Die Kommunikation und Vernetzung zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Ärzten im Krankenhaus reicht oft nicht aus oder geht an den Bedürfnissen der schwerkranken Frauen vorbei. Viele Brustkrebspatientinnen müssen neben der eigentlichen Krankheitsbewältigung zusätzlich Koordinierungsarbeit leisten: Termine vereinbaren, Anträge auf Leistungen der Krankenkasse stellen und sich eigenständig wichtige Informationen beschaffen.
"Unsere Studie hat viele verschiedene strukturelle Schwachstellen im Behandlungsverlauf aufgedeckt und belastende organisatorische Schnittstellen benannt", sagte Wilfried Jacobs, Vorstandsmitglied der Deutschen Krebshilfe, bei der Vorstellung der Studie im Gesundheitsministerium. Die Studie basiert auf Interviews mit 400 Brustkrebspatientinnen. Außerdem sprach das Projektteam mit Selbsthilfegruppen, Ärzten und Krankenhäusern. Eine Gynäkologin telefonierte ein Jahr lang alle zwei Wochen mit 21 neu erkrankten Frauen. Die Ergebnisse der Studie liefern dringend notwendige Ansätze zur Verbesserung der Strukturen des Medizinbetriebs.
In den Interviews zeigte sich vor allem ein großer Bedarf an psychosozialer Versorgung. "Die Brustkrebspatientinnen berichteten immer wieder, dass sie sich in den Situationen besonders nach der Diagnose und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus allein gelassen fühlten", konstatierte Jacobs. Vielen Ärzten fehle es an Einfühlungsvermögen, und Zeit für ausreichend lange Gespräche sei selten vorhanden.
Die Deutsche Krebshilfe nimmt die Ergebnisse der Studie zum Anlass, sich verstärkt im Bereich der Versorgungsforschung zu engagieren. Sie fordert eine qualitätsgesicherte Behandlungskette von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge - sowohl im medizinischen als auch im psychosozialen Bereich. "Die Qualität von Ärzten, Krankenhäusern und sonstigen Anbietern medizinischer und sozialer Leistungen muss für die Patientinnen transparent, überprüfbar und vergleichbar sein," so Nettekoven. Die Deutsche Krebshilfe begleitet die Umsetzung der Verbesserungsvorschläge in einem eigenen Projekt und wird eine breite Öffentlichkeit für das Thema schaffen. "Wir laden die verantwortlichen Politiker, Ärzte, Krankenkassen und Patientenvertreter zu einem intensiven Dialog ein", sagte Nettekoven.
Die Ergebnisse der Studie und die Ziele der Deutschen Krebshilfe zur Verbesserung der Versorgungssituation von Brustkrebspatientinnen wurden in der Broschüre "Die an Brustkrebs erkrankte Frau im Medizinbetrieb" zusammengefasst, die kostenlos bei der Deutschen Krebshilfe angefordert werden kann.
Info-Kasten Brustkrebs
Jährlich erkranken etwa 46.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs, 19.000 sterben daran. Auf der Liste der krebsbedingten Todesursachen in Deutschland rangiert das Mammakarzinom bei Frauen an erster Stelle. Steht die Diagnose Brustkrebs fest, so ist in den meisten Fällen ein chirurgischer Eingriff notwendig. Im Anschluss bestrahlen die Ärzte die Brust, um die bei einer Operation nicht entfernten Krebszellen zu vernichten. In bestimmten Fällen wenden sie ergänzend eine Chemo- oder Hormontherapie an. Wird ein Tumor im Frühstadium erkannt, so liegt die Heilungschance bei über 90 Prozent.
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Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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