idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/20/2017 07:12

Wie Pflanzen ihre Samen bilden

Kurt Bodenmüller Kommunikation
Universität Zürich

    Ob Früchte oder Körner – der Grossteil unserer Nahrung resultiert aus der Fortpflanzung bei Pflanzen. Wie sie Befruchtung und Samenbildung steuern, haben UZH-Forschende nun entschlüsselt. Das Wissen um diese Signalwege lässt sich nutzen, um neben der Samenbildung auch das Pflanzenwachstum oder die Schädlingsabwehr zu beeinflussen.

    Samen decken – entweder als Nahrung oder indirekt als Futtermittel – ungefähr 80 bis 85 Prozent des menschlichen Kalorienbedarfs. Sie sind das Ergebnis der pflanzlichen Fortpflanzung. In der Blüte interagieren die männlichen und weiblichen Gewebe auf vielfältige Weise miteinander. Lagert sich Pollen auf der Blütennarbe ab, keimt er aus und bildet einen Pollenschlauch. Dieser wächst rasch in Richtung des Fruchtknotens. Sobald er eine weibliche Samenanlage findet, platzt er und setzt zwei Spermien frei. Diese befruchten die Samenanlage und leiten die Samenbildung ein.

    Pollenschlauch kommuniziert mit weiblichem Pflanzengewebe

    Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Ueli Grossniklaus, Professor am Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Universität Zürich, zeigt nun, wie der Pollenschlauch mit den weiblichen Pflanzengeweben kommuniziert und darauf reagiert. Dazu sondert der Pollenschlauch Signalstoffe (RALF-Peptide) aus, mit denen er seine zelluläre Umgebung erkundet und sein Wachstum steuert. Zwei Rezeptoren auf der Zelloberfläche erlauben es dem Pollenschlauch, seine ausgesandten Signalstoffe wahrzunehmen und die Signale ins Zellinnere weiterzuleiten.

    Zelleigene Signalstoffe steuern das Wachstum

    In Zusammenarbeit mit den Gruppen von Christoph Ringli von der UZH und Jorge Muschietti von der Universität von Buenos Aires konnte Grossniklaus Team zeigen, dass weitere Eiweisse aktiv sein müssen, damit der Pollenschlauch die Signalstoffe erkennen kann: die LRX-Proteine. Diese wurden bereits vor 15 Jahren von der Gruppe von Beat Keller an der UZH identifiziert, doch ihre Funktion war bisher unklar. Die LRX-Proteine sitzen ausserhalb der Zelle in der Zellwand, wo die Signalstoffe andocken können. «Damit nimmt der Pollenschlauch vermutlich Änderungen in der Zellwand wahr und reagiert entsprechend, in dem er etwa sein Wachstum neu ausrichtet», sagt Ueli Grossniklaus. Dass dieselbe Zelle, die Signalstoffe produziert, diese auch wahrnimmt, kommt in Pflanzen nur selten vor. Die Wissenschaftler vermuten, dass der schnell wachsende Pollenschlauch so rascher auf Veränderungen in der Umgebung reagieren kann, als wenn er auf Signale von anderen, benachbarten Zellen angewiesen ist.

    Molekulare Einblicke eröffnen breites Anwendungspotenzial

    Da die im Pollenschlauch aufgeschlüsselten Signalwege auch an vielen anderen grundlegenden Prozessen beteiligt sind, eröffnet das Wissen über ihre Funktionsweise zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für die Pflanzenzucht. «Wenn wir besser verstehen, wie diese Proteine funktionieren, lassen sich nicht nur Befruchtung und Samenbildung, sondern auch Entwicklung und Wachstum von Pflanzen oder die Abwehr von Krankheitserregern beeinflussen», resümiert Ueli Grossniklaus.

    Literatur:
    Martin A. Mecchia, Gorka Santos-Fernandez, Nadine N. Duss, Sofía C. Somoza, Aurélien Boisson-Dernier, Valeria Gagliardini, Andrea Martínez-Bernardini, Tohnyui Ndinyanka Fabrice, Christoph Ringli, Jorge P. Muschietti, Ueli Grossniklaus. RALF4/19 peptides interact with LRX proteins to control pollen tube growth in Arabidopsis. December 14, 2017. Science. DOI: 10.1126/science.aao5467

    Kontakt:
    Prof. Dr. Ueli Grossniklaus
    Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 63 48240
    E-Mail: grossnik@botinst.uzh.ch


    More information:

    http://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2017/Samenbildung.html


    Images

    Pollenschläuche mit aufgenommenen, Fluoreszenz-markierten Signalstoffen (RALF-Peptide).
    Pollenschläuche mit aufgenommenen, Fluoreszenz-markierten Signalstoffen (RALF-Peptide).
    UZH
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).