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Wissenschaft
Wissenschaftler berechnen direkte Auswirkungen des geplanten EU-Ausstiegs auf die Wirtschaftskraft
Der Brexit kommt die britische Volkswirtschaft teuer zu stehen: Nach Berechnungen von Wirtschaftswissenschaftlern hat der geplante Ausstieg aus der EU bereits einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,3 Prozent bewirkt. Seit der Abstimmung im Juni 2016 beläuft sich der Verlust auf rund 19 Milliarden Pfund oder 300 Millionen Pfund pro Woche, sagt Professor Gernot Müller vom Lehrstuhl für International Macroeconomics and Finance der Universität Tübingen. Im Team mit Kollegen aus Bonn und Oxford entwickelt er ein Verfahren, mit dem sich die Auswirkungen des Ausstiegsentscheidung auf die Wirtschaftskraft messen lassen. Die Studie wurde vom Center for Economic Policy Research in London veröffentlicht.
Im Juni 2016 hatten die Briten für den Brexit gestimmt, die Modalitäten werden derzeit verhandelt. In bisherigen Studien seien de Auswirkungen des Brexit lediglich prognostiziert worden, mit stark schwankenden Ergebnissen, sagt Müller. Für die aktuelle Untersuchung nutzten die Wirtschaftswissenschaftler ein Verfahren, das in den letzten Jahren in makroökonomischen Studien verstärkt eingesetzt wird: Sie verglichen die Entwicklung der britischen Wirtschaft mit einem hypothetischen Land („Doppelgänger“). Dieses wurde mit statistischen Verfahren als gewichteter Durchschnitt anderer Länder konstruiert und bildet die Entwicklung Großbritanniens vor dem Referendum möglichst genau ab. „Wir erreichen hier eine sehr hohe Übereinstimmung. Die unterschiedliche Entwicklung in Großbritannien und beim Doppelgänger nach dem Brexit lässt sich somit der Brexitentscheidung zurechnen“, sagt Müller. Das habe sich auch durch sogenannte Placebotests bestätigt.
Als Ursache der berechneten Kosten machen die Wissenschaftler einen „Antizipationseffekt“ aus: Konsumenten und Unternehmen erwarteten als Folge des Brexit langfristige Einkommenseinbußen und reduzierten schon heute ihre Ausgaben. Zum anderen führen sie den Rückgang auf eine erhöhte Unsicherheit zurück, verursacht durch die bislang unklare Ausgestaltung des Brexit. Diese mache aber nur einen Drittel des Gesamteffekts aus, wie die Analyse gezeigt habe, so die Wissenschaftler. „Die Antizipationseffekte dominieren, Konsumenten und Unternehmen in Großbritannien rechnen mit substantiellen Einkommenseinbußen als Folge des Brexit.“
Studie: Benjamin Born (Bonn), Gernot Müller (Tübingen), Moritz Schularick (Bonn) und Petr Sedlacek (Oxford): The Economic Consequences of the Brexit Vote, CEPR (Center for Economic Policy Research), http://cepr.org/active/publications/discussion_papers/dp.php?dpno=12454#
Kurzzusammenfassung des Papers: http://voxeu.org/article/300-million-week-output-cost-brexit-vote
Kontakt:
Prof. Dr. Gernot Müller
Universität Tübingen (derzeit: Columbia Universität New York)
Macroeconomics and Finance
Telefon: +1 646 886 4928
gernot.mueller@uni-tuebingen.de
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration
transregional, national
Research results
German
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