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Leipzig/Oberschönau. Wissenschaftler des Forschungszentrums iDiv und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben mit Unterstützung eines ortsansässigen Naturschützers im Thüringer Wald erstmalig den Luchs nachgewiesen. Nördlich von Oberschönau wurde ein erwachsenes Tier mit Hilfe einer Kamerafalle fotografiert. Damit ist die Rückkehr des scheuen Beutegreifers in den Thüringer Wald 200 Jahre nach seinem Verschwinden zweifelsfrei nachgewiesen.
Der Luchs ist ein scheues Tier. Aber Dirk Hirsch ist ein hartnäckiger Mann. Seit Jahren jagt der 49-Jährige nach einem wasserdichten Beweis, dass der Luchs zurück ist im Thüringer Wald. Hinweise hat er zur Genüge gefunden: ein gerissenes Hirschkalb mit Kehlbiss, Kratzspuren im Fell, Spuren im Schnee, eine unklare Sichtung. Als Beweis reichte dies nicht. Im Sommer 2017 nahm der gelernte Tischler und bekennende Naturschützer Kontakt auf mit der Forschungsgruppe „Biodiversität und Naturschutz“ des Forschungszentrums iDiv und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Die Forscher stellten Hirsch zwanzig Fotofallen – Kameras mit Bewegungsauslösern – zur Verfügung. In wenigen Monaten schoss Dirk Hirsch über 9.000 Fotos. Auf einem war ein Tier zu erkennen, das ein Luchs hätte sein können. Aber das Foto war unscharf, als Beweis reichte es nicht.
Die Fotos von Mitte Februar 2018 lassen keinen Zweifel mehr zu: Der Luchs ist zurück im Thüringer Wald – 200 Jahre nach seiner Ausrottung. Die Aufnahmen und zusätzliche Spuren wurden mittlerweile vom Thüringer Landesamt für Umwelt und Geologie bestätigt. Umweltministerin Anja Siegesmund: „Wir freuen uns sehr, den Luchs endlich wieder auch im Thüringer Wald begrüßen zu können. Unsere Bemühungen nach unzerschnittenen Korridoren zeigen Wirkung. Das Engagement vieler für Wildkatze und Luchs wird nun belohnt. Willkommen Luchs!“ Prof. Henrique Pereira, Leiter der Forschungsgruppe „Biodiversität und Naturschutz“ bei iDiv und MLU ergänzt: „Dass der Luchs nach 200 Jahren in den Thüringer Wald zurückgekehrt ist, ist ein toller Erfolg für den Naturschutz. Selbst in unserer dicht besiedelten Landschaft ist so etwas möglich, wenn wir diesen Tieren Lebensraum bieten und bereit sind, die Rückkehr von Wildnis zuzulassen.“
Woher der Luchs gekommen ist, und ob er sich im Thüringer Wald ansiedelt oder nur auf der Durchreise ist – das ist noch nicht klar. Möglicherweise stammt das Tier aus dem Nationalpark Harz oder dem Bayerischen Wald, die als Kerngebiete des Luchses gelten. Falls der Luchs im Thüringer Wald sesshaft wird, könnte das Gebiet zu einem wichtigen Trittstein werden bei der weiteren Ausbreitung des Luchses.
Die Rückkehr von großen Säugetieren ist ein Phänomen, das in ganz Europa zu beobachten ist. Luchs und Wolf, aber auch Biber, Wildkatze und Huftiere erobern ursprüngliche Lebensräume zurück. Dabei profitieren sie vom Schutz gegen Bejagung und vom Schutz ihrer Lebensräume sowie von deren Vernetzung.
Die Wissenschaftler von iDiv und MLU untersuchen, wie große Säugetiere ihre Lebensräume nutzen und welche Effekte sie auf ihre Lebensräume haben. Forschungsprojekte dazu gibt es u.a. im Nationalpark Harz und in Portugal. Die Forscher erarbeiten Konzepte, wie wichtige Prozesse in Ökosystemen wiederhergestellt werden können – zum Beispiel die Ausbreitung von Tieren und Pflanzen oder die Regulierung von Wildbeständen. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der Natur gegen Umweltveränderungen zu verbessern. Die Rückkehr großer Säugetiere kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei ist es ein erklärtes Ziel der Forscher, Maßnahmen zu entwickeln, die in Einklang stehen mit der umgebenden Kulturlandschaft und mit den betroffenen Menschen. Die Rückkehr des Luchses in den Thüringer Wald zeigt, dass dies möglich ist.
Hintergrund
Der Luchs ist ein scheuer Waldbewohner, der für den Menschen weitgehend unsichtbar bleibt. Er kann in einer Nacht Strecken von 40 bis 50 km zurücklegen. Luchse sind in ihrem Revier, das 10.000 Hektar und mehr umfassen kann, ständig auf Achse. Der Luchs hat eine Kopf-Rumpf-Länge zwischen 80 und 110 Zentimetern und eine Schulterhöhe von etwa 55 Zentimetern. Damit ist er etwa so groß wie ein Schäferhund und die größte Raubkatze Europas. Charakteristisch sind das hellbraun-gefleckte Fell, die Haarpinsel auf den Ohren, sein Backenbart und der Stummelschwanz mit schwarzem Ende. Der Luchs gehört zur ursprünglichen Tierwelt unserer Wälder. Seine Hauptbeute sind Rehe. Für den Menschen ist er ungefährlich. Dagegen ist der Mensch für den Luchs sehr gefährlich: Die Art wurde über viele Jahrzehnte hinweg ausgerottet. Nachdem der Luchs in Westeuropa verschwunden war, wanderte er ab etwa 1950 aus angrenzenden Siedlungsgebieten wieder ein. Der Straßenverkehr und illegale Abschüsse gelten heute als die Hauptursachen dafür, dass seine Rückkehr teilweise zögerlich verläuft. Laut der Roten Liste gilt der Luchs in Deutschland nach wie vor als stark gefährdet.
Ansprechpartner:
Andrea Perino
Abteilung Biodiversität und Naturschutz
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Tel.: +49 341 9733184
E-Mail: andrea.perino@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/eshow/perino_andrea.html
Dirk Hirsch
Naturschützer und Jäger
Entdecker des Luchses im Thüringer Wald
Tel.: Mobilnummer bitte bei iDiv Medien und Kommunikation erfragen.
Dr. Tabea Turrini
Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Tel.: +49 341 9733106
E-Mail: tabea.turrini@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/eshow/turrini_tabea.html
Tom Wetzling
Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Reden
Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
Tel.: +49 361 57 39 11 930
E-Mail: tom.wetzling@tmuen.thueringen.de
https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/news_article/first_record.html
Eine Kamerafalle lieferte den Beweis: Der Luchs ist in den Thüringer Wald zurückgekehrt.
Dirk Hirsch
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Ein typisches Verhalten für den Luchs: Mit seinem Urin markiert er einen Baum.
Dirk Hirsch
None
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils
Biology, Environment / ecology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Science policy
German
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