idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/24/2018 10:52

Bestände des invasiven Kalikokrebses reduzieren und heimische Arten schützen

Regina Schneider Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pädagogische Hochschule Karlsruhe

    Wissenschaftler der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe haben Maßnahmen entwickelt, um Kleingewässer erfolgreich vor der Besiedelung durch den Kalikokrebs zu schützen / Staatssekretär Dr. Andre Baumann (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) informierte sich über das Forschungsprojekt des Instituts für Biologie und Schulgartenentwicklung / Gefördert wird das Forschungsvorhaben von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

    Die Bestände des hochinvasiven Kalikokrebses in Kleingewässern am Oberrhein nachhaltig zu reduzieren, ist Ziel eines Forschungsprojekts am Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Flusskrebse vernichten schützenswerte Amphibien- sowie Libellenbestände.

    Mitarbeiter des Instituts für Biologie und Schulgartenentwicklung stellten Staatssekretär Dr. Andre Baumann (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) und Rheinstettens Oberbürgermeister Sebastian Schrempp am 23. April Maßnahmen vor, die Kleingewässer erfolgreich vor der Besiedlung durch den Krebs schützen. Hierzu zählen beispielsweise Baumstammbarrieren, die nur Kalikokrebse nicht überwinden können, sowie Verkiesungen des Ufers. Letztere verhindern, dass die Krebse Gänge bauen, in denen sie sogar das Austrocknen der Gewässer überleben. Außerdem kommen Lochsteine zum Einsatz, mit denen die Krebse zwecks Monitoring amphibienschonend gefangen werden können.

    Biologische Vielfalt erhalten
    Staatssekretär Baumann betonte: „Der Erhalt der biologischen Vielfalt als einer unserer wesentlichen Lebensgrundlagen stellt eine Herausforderung dar, der sich nicht nur der ‚klassische‘ Naturschutz stellen muss. Vielmehr ist dies eine Herausforderung, die konzentriertes und koordiniertes Handeln in vielen Verwaltungs- und Politikbereichen erfordert. Invasive Krebsarten gefährden nicht nur unsere heimischen drei Krebsarten. Der Kalikokrebs bedroht sogar durch hohe Dichten in Naturschutzteichen Zielarten wie Gelbbauchunke, Europäischen Laubfrosch, Kammmolch, Springfrosch und Teichmolch aber auch Libellen wie den Großen Blaupfeil, die Große Heidelibelle, Spitzenfleck und Frühe Adonislibelle.“

    Rheinstettens Oberbürgermeister Sebastian Schrempp sagte: „In den letzten Jahren habe ich bei meinen Touren mit dem Kanadier auf dem Altrhein und beim Angeln an unseren Gewässern die dramatische Ausbreitung des Kalikokrebses beobachten können. Mich besorgt die Aggressivität, mit der die Kalikokrebse gegen unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt vorgehen und bisher überall, wo sie aufgetaucht sind, zu Lasten der anderen Wasserbewohner obsiegt haben.“

    Kalikokrebs breitet sich am Oberrhein immer weiter aus
    „Die von uns vorgestellten Maßnahmen sind enorm wichtig, denn der Kalikokrebs breitet sich am Oberrhein immer weiter aus und stellt eine der größten Bedrohungen für die Biodiversität heimischer Gewässer dar“, informierte Prof. Dr. Andreas Martens, Leiter des Instituts für Biologie und Schulgartenentwicklung. Außerdem führt das Massenaufkommen des Krebses zu einer starken Trübung der Gewässer. Einen Eindruck davon konnten sich Dr. Baumann, Sebastian Schrempp sowie Vertreter des Regierungspräsidiums Karlsruhe am sogenannten „Milchkaffeegewässer“ machen.

    Statt in klares Wasser blickten die Exkursionsteilnehmer hier in milchkaffeebraunes. „Die Trübung entsteht, weil die Krebse das Feinsediment aufwirbeln. Dadurch sind sie auch für Störche und Reiher schlechter zu finden“, erläuterte Karsten Grabow, Akademischer Mitarbeiter am Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung. Im Gegensatz zu heimischen Flusskrebsarten ist der Kalikokrebs außerdem in der Lage über Land zu wandern und in Amphi­bienschutzteichen sowie Kleinge­wässern zu überleben, die im Sommer hohe Wassertemperaturen aufweisen. Auch das trägt zur schnellen und massiven Ausbreitung bei.

    Amphibien und Libellen schützen
    Im Rahmen des Forschungsprojekts „Management des invasiven Kalikokrebses zum Schutz von Amphibien und Libellen in Kleingewässern“, das von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus Erträgen der Glücksspirale mit rund 110.000 Euro gefördert wird, entwickeln die Wissenschaftler nachhaltige Management­maßnah­men, um die Bestände des Kalikokrebses zu reduzieren. Fernziel des Projekts ist es, Amphibien wie Kammmolche, Laub-, Moor- und Springfrösche, Kleinfische und Libellen langfristig zu schützen sowie Konzepte zur Anlage von Kleingewässern zu entwickeln, die vor der Besiedelung durch den Kalikokrebs geschützt sind. Auch das Regierungspräsidium Karlsruhe ist fachlich eingebunden und unterstützt die Arbeit der Naturwissenschaftler.

    Hintergrundinfos zum Kalikokrebs
    Die Heimat des Kalikokrebses ist Nordamerika. Die Tiere erreichen eine Gesamtlänge von circa 8 bis 9 Zentimetern. Mit etwa 5 Zentimetern werden sie geschlechtsreif. Unter unseren klimatischen Bedingungen schlüpft die Brut im späten Frühjahr, zumindest ein Teil der Krebse kann bereits im ersten Jahr geschlechtsreif werden. Mit bis zu 495 Eiern pro Weibchen (Durchschnitt: 150) haben Kalikokrebse eine hohe Fortpflanzungsrate und können Massen­bestände mit 45 Krebsen pro Quadratmeter Wasserfläche entwickeln.

    Kalikokrebse gehen über Land und besiedeln so auch isolierte Gewässer, im Frühjahr wandern selbst die Eier tragenden Weibchen. Der Kalikokrebs überträgt - wie alle amerikanischen Flusskrebs-Arten - den Erreger der Krebspest, ohne daran selbst unter normalen Bedingungen ernsthaft zu erkranken. Werden einheimische Flusskrebse damit infiziert, ist ein dramatisches Sterben vorprogrammiert. Darüber hinaus ist der Kalikokrebs gegenüber anderen bei uns vorkommenden Flusskrebs-Arten ziemlich aggressiv. Kalikokrebse dürfen daher auf keinen Fall weiterverbreitet werden. Insbesondere sollten sie nicht in Gartenteiche eingesetzt werden, denn von dort können sie leicht entkommen und zu Gewässern gelangen, die in der Nähe liegen.

    Pressekontakt:
    Regina Schneider M. A.
    Pressereferentin
    Pädagogische Hochschule Karlsruhe
    Bismarckstraße 10
    76133 Karlsruhe
    Telefon +49 721 925 4115
    E-Mail: Regina.Schneider@vw.ph-karlsruhe.de

    Pädagogische Hochschule Karlsruhe
    Die Pädagogische Hochschule Karlsruhe ist eine bildungswissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht. Die Hochschule kombiniert in besonderer Weise eine fundierte Grundbildung für Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schulstufen, Basisqualifikationen für Menschen, die in anderen Bildungsbereichen tätig sein möchten, sowie professionelle Weiterbildungs- und Dienstleistungsangebote mit Forschung und Entwicklung auf hohem Niveau. Ihre thematischen Schwerpunkte sind „MINT in einer Kultur der Nachhaltigkeit“, „Mehr sprachliche Bildung und Bilinguales Lehren und Lernen/CLIL“ und „Bildungsgerechtigkeit im Kontext von gesellschaftlicher Vielfalt und Ungleichheit“. Diese Profilfelder werden durch die zwei Querschnittsthemen „digitale Bildung“ und „Professionalisierung“ komplementiert. Mit rund 3700 Studierenden und 180 in der Wissenschaft tätigen Mitarbeitenden zeichnet die Hochschule ein hohes Niveau in Forschung und Lehre aus.


    More information:

    http://www.ph-karlsruhe.de/institute/ph/institut-fuer-biologie-und-schulgartenen...
    http://www.stiftung-naturschutz-bw.de


    Images

    Kalikokrebse breiten sich schnell und massiv aus. Weibchen haben durchschnittlich 150 Eier.
    Kalikokrebse breiten sich schnell und massiv aus. Weibchen haben durchschnittlich 150 Eier.
    Pädagogische Hochschule Karlsruhe
    None

    Durch Baumstammbarrieren oder Uferverkiesungen lassen sich Gewässer erfolgreich vor dem Kalikokrebs schützen.
    Durch Baumstammbarrieren oder Uferverkiesungen lassen sich Gewässer erfolgreich vor dem Kalikokrebs ...
    Pädagogische Hochschule Karlsruhe
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).