idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Sozialforschende in Deutschland erhalten erstmals eine verlässliche Anlaufstelle, um ihre qualitativen Interviewdaten zu archivieren und für die erneute Nutzung in Forschung und Lehre anfordern zu können. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Infrastrukturprojekt QUALISERVICE am SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen mit einer Million Euro. Ziel des dreijährigen Projekts ist die Implementierung eines nationalen Datenservicezentrums (DSZ) für qualitative sozialwissenschaftliche Daten.
Die großen Wissenschaftsorganisationen sprechen sich schon lange für die Archivierung von Forschungsdaten aus: zum einen um Transparenz und Forschungsqualität zu sichern, zum anderen um die oft sehr aufwändig erhobenen Daten für weitere Analysen verfügbar zu machen. Doch während Datenservicezentren bei quantitativen Daten schon lange fest etabliert sind, gab es bislang kaum Möglichkeiten, qualitative Daten, wie biografische Interviews oder Experteninterviews, nach Projektabschluss langfristig und kompetent zu archivieren. Projektleiterin am SOCIUM, Professorin Betina Hollstein, erklärt: „Qualitative, also textförmig vorliegende Daten sind in der Regel nur wenig standardisiert und stellen vor allem in datenschutzrechtlicher und forschungsethischer Hinsicht eine besondere Herausforderung dar. Mit dem Ausbau von QUALISERVICE zu einer nationalen Einrichtung haben wir die Möglichkeit, ein effizientes und qualitativ hochwertiges Forschungsdatenmanagement für Hochschulen und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland zu betreiben.“ Sie betont weiter: „Ein solches Datenservicezentrum kann dazu beitragen, eine Kultur des Data Sharing zu unterstützen und den wissenschaftlichen Austausch zu befördern.“ Zudem helfe es Forschenden dabei, die Förderauflage der DFG zu erfüllen, Forschungsdaten für mindestens zehn Jahre vorzuhalten.
Bausteine von QUALISERVICE
Die Maßnahmen des Infrastrukturprojekts umfassen neben der Einrichtung eines Safe Centers zur vertraulichen Datenaufbereitung und der Schaffung eines Langzeitarchivs die Weiterentwicklung des Anonymisierungstools, die Einrichtung des Servicezentrums mit Suchportal, Datenabgabedienst und Helpdesk, den Aufbau der Geschäftsstelle sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung und den Austausch mit der Scientific Community.
Implementierung als deutschlandweites Regelarchiv
Ein interdisziplinäres Konsortium wird in den nächsten drei Jahren die Verstetigung als nationale Regeleinrichtung vorbereiten. Die informationstechnische Seite des internen Datenmanagements wird zusammen mit dem vom MARUM und dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung betriebenen Datenarchiv PANGAEA - Data Publisher for Earth & Environmental Science organisiert. Weitere Projektpartner sind die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) und das GESIS Leibniz Institut für Sozialwissenschaften, Köln, mit dem ein wechselseitiges Verweissystem für sogenannte Mixed-Methods-Daten aufgebaut wird.
Langjährige Expertise
Das SOCIUM der Universität Bremen verfügt über eine umfangreiche Expertise und langjährige Erfahrung in der Verarbeitung qualitativer Forschungsdaten: Die Wurzeln reichen bis zum Bremer Sonderforschungsbereich (SFB) 186 „Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf“ (1989-2002) zurück. Die im SFB durchgeführten, mehreren hundert Interviews wurden erst im „Archiv für Lebenslaufforschung“ archiviert, um sie für zukünftige Nutzungen zu sichern. 2011 wurde das „Archiv für Lebenslaufforschung“ zu QUALISERVICE, das zwischen 2011 und 2014 in einer ersten Projektphase von der DFG gefördert wurde. In dem Aufbauprojekt wurden zentrale Komponenten und Workflows des Archivs entwickelt. In dieser Zeit machte sich QUALISERVICE bereits einen Namen in der Scientific Community und lieferte wichtige Impulse für die Diskussion zur Archivierung und Nutzung qualitativer Daten. Die Bedeutung des SOCIUM in diesem Bereich zeigt sich zudem durch einen internationalen Expertenworkshop zum Thema „Archivierung und Zugang zu qualitativen Daten“, der vor kurzem an der Universität Bremen stattfand. Organisiert wurde er vom SOCIUM (Professorin Betina Hollstein) in Zusammenarbeit mit dem Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD).
Weitere Informationen:
http://www.qualiservice.org
http://www.socium.uni-bremen.de/
Fragen beantworten:
Prof. Dr. Betina Hollstein
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Universität Bremen
Mary-Somerville-Straße 9
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58512
E-Mail: betina.hollstein@uni-bremen.de
Susanne Kretzer
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Universität Bremen
Mary-Somerville-Straße 9
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58616
E-Mail: skretzer@uni-bremen.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Social studies
transregional, national
Research projects, Research results
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).