idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/09/2018 11:35

„Gehirn an Rückenmark“: Auf das Timing kommt es an

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Tübinger Neurowissenschaftler erforschen mit transkranieller Magnetstimulation das Zusammenspiel von Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark

    Schon eine einzelne Handbewegung erfordert ein fein abgestimmtes Zusammenspiel der Nervenzellen: Damit das entsprechende Signal aus dem Gehirn im Rückenmark und dann im Muskel ankommt, müssen unterschiedliche neuronale Netzwerke einen gemeinsamen Rhythmus finden. Diesen komplexen Vorgang haben der Neurochirurg Professor Alireza Gharabaghi und sein Team in einer Studie an der Universität Tübingen aufgeschlüsselt. Ein besseres Verständnis solcher Prozesse kann helfen, neue Therapien für Patienten mit Lähmungen der Hand zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Cerebral Cortex veröffentlicht.

    Zähneputzen, Kaffeetrinken oder Benutzen des Smartphones: Wir setzen unsere Hände selbstverständlich und ohne nachzudenken im Alltag ein. Anders geht es Menschen, die nach einem Schlaganfall oder Unfall gelähmt sind: Bei Ihnen werden die richtigen Signale nicht mehr ohne weiteres vom Gehirn über das Rückenmark an die Muskeln weitergeleitet – das Zusammenspiel ist aus dem Takt gekommen. Deswegen ist es wichtig, den genauen Rhythmus zu verstehen, in dem die Nervenzellen im motorischen System normalerweise miteinander kommunizieren, um diesen Takt auch nach Schädigungen des Nervensystems wiederherstellen zu können.

    Hierfür ist besonders die transkranielle Magnetstimulation (TMS) geeignet, eine nicht-invasive und schmerzfreie Diagnose- und Behandlungsmethode. Mit der TMS kann die Aktivität von Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark ohne Berührung untersucht werden. Ein Magnetfeld erzeugt einen Impuls über dem Kopf; dabei werden neuronale Signale von Nervenzelle zu Nervenzellen geleitet bis sie beispielsweise an der Hand ankommen und eine Bewegungen auslösen. Über gleichzeitige elektrische Ableitungen mit der Elektroenzephalographie (EEG) und der Elektromyographie (EMG) kann dann untersucht werden, in welchem Aktivitätszustand sich die Nervenzellen befinden, wenn sie besonders gut miteinander kommunizieren.

    Das Team um den Wissenschaftler Alireza Gharabaghi konnte nun zeigen, dass zwei unterschiedliche neuronale Netzwerke, die in verschiedenen Rhythmen schwingen, für das Zusammenspiel von Gehirn und Rückenmark besonders wichtig sind: Ein Netzwerk, das in den motorischen Arealen der linken und rechten Hirnhälfte auftritt und mit einer Frequenz von 14-17 Hz schwingt sowie eines, das vor allem zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark in einer Frequenz von 20-24 HZ oszilliert. In beiden Netzwerken kommt es dabei auf das richtige Timing an: Impulse müssen auf die Millisekunde genau eintreffen, damit sie optimal an die Hand weitergeleitet werden. „Diese Erkenntnisse können uns helfen, gezielter Therapien für Menschen mit Lähmungen der Hand zu entwickeln“, sagt Gharabaghi. Eine klinische Anwendung für Schlaganfallpatienten soll nun in Studien untersucht werden.

    Publikation:
    Khademi F, Royter V, Gharabaghi A. Distinct Beta-band Oscillatory Circuits Underlie Corticospinal Gain Modulation. Cerebral Cortex. 2018 Apr 1;28(4):1502-1515.doi: 10.1093/cercor/bhy016
    https://academic.oup.com/cercor/article/28/4/1502/4836787

    Kontakt:
    Prof. Dr. med. Alireza Gharabaghi
    Universität Tübingen / Medizinische Fakultät
    Universitätsklinikum Tübingen/ Sektion Funktionelle und Restaurative Neurochirurgie
    Telefon +49 7071 29-85197
    alireza.gharabaghi@uni-tuebingen.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).