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Wissenschaft
Die chronischen Erkrankungen Hepatitis B und C betreffen schätzungsweise 300 Millionen Menschen weltweit, auch in Deutschland geht man von hunderttausenden Patienten aus. Unbehandelt können diese Infektionen über die Jahre hinweg zu Zirrhose und Leberkrebs führen. Durch Vorbeugung, rechtzeitige Diagnose und Therapie lassen sich chronische Krankheitsbilder verhindern. Hepatitis B ist durch Medikamente kontrollierbar und Hepatitis C ist durch neue, seit etwa zehn Jahren zur Verfügung stehenden Medikamenten inzwischen fast immer heilbar. Um Hepatitis-Infektionen erfolgreich zu bekämpfen, ist es jedoch dringend notwendig, dass Betroffene überhaupt von ihrer Infektion erfahren.
Viele Menschen tragen ein Hepatitis-Virus in sich, ohne davon zu wissen. Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) erinnert im Zusammenhang mit dem Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2018 an die Bedeutung der bei der Blutspende regelmäßig durchgeführten Untersuchungen. Mit dem diesjährigen Motto „Findet die fehlenden Millionen!“ wird der Anspruch deutlich, die unentdeckten Infektionen zu erkennen.
„Nur durch die gemeinschaftliche Anstrengung aller medizinischen Fachkreise und der Öffentlichkeit kommen wir unserem gemeinsamen Ziel näher, die Virus-Hepatitis einzudämmen oder gar zu eliminieren“, erklärt Professor Dr. med. Harald Klüter, 1. Vorsitzender der DGTI, Transfusionsmediziner an der Universitätsmedizin Mannheim und Institutsdirektor des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg–Hessen. „Die Transfusion von Blut und Blutprodukten zählt zu einer der häufigsten und dank moderner Untersuchungsmethoden auch sehr sicheren Therapiemaßnahmen in der Medizin. Bei jeder Blutspende wird den Spendern eine Blutprobe entnommen und im Labor unter anderem auf die Hepatitis-Viren A, B und C untersucht.“ Jährlich werden durch die deutschen Blutspendeeinrichtungen somit über fünf Millionen Blutspenden von über zwei Millionen Menschen auf Hepatitiserreger untersucht. Damit bieten die deutschen Transfusionsmediziner das landesweit größte vorbeugende Untersuchungsprogramm für diese Infektionserkrankungen an.
„In unseren Labors untersuchen wir das Spenderblut auf frühe Marker der Virus-Hepatitis A bis C mit einer weltweit als erstes in Deutschland entwickelten Methode der Nukleinsäure-Amplifikationstechnik (NAT). Außerdem wird das Blut auf späte Labormarker getestet, bei denen die gebildeten Immunantikörper einen Hinweis auf eine durchgemachte Erkrankung geben“, erläutert Professor Dr. Holger Hennig, stellvertretender Direktor am Institut für Transfusionsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. „Unsere Erfahrungen mit diesen Methoden reichen jetzt über 20 Jahre zurück. Heute ist es glücklicherweise sehr unwahrscheinlich geworden, sich durch eine Blutübertagung mit Hepatitis A, B oder C zu infizieren.“
Bei der diesjährigen Jahrestagung der DGTI vom 19. bis 21. September in Lübeck widmen sich Transfusionsmediziner erneut auch den Fragen zur Virushepatitis. Ziel ist es, die Viren im Blut der Spender zu erkennen, bevor die Krankheit zum Ausbruch kommt. Aktuell laufen die Vorbereitungen, um zukünftig alle Blutspenden auch auf Hepatitis E zu testen. Bei Hepatitis E handelt es sich um einen Erreger, der vor allem bei Haus- und Wildschweinen vorkommt und durch die daraus hergestellten Nahrungsmittel, aber in sehr seltenen Fällen auch durch eine Bluttransfusion übertragen werden kann. „In aller Regel bleibt diese Form der Hepatitis unerkannt und sie heilt komplikationslos aus. Mit dem neuen Untersuchungsprogramm werden wir aber mehr über die Häufigkeit dieser Viren in der Bevölkerung und den Verlauf einer Infektion erfahren“, so Hennig, der als Leiter der wissenschaftlichen Sektion „Sicherheit von Blutprodukten“ der DGTI Mit-Ausrichter der diesjährigen Fachtagung ist.
Tatsächlich leisten Blutspender neben der guten Tat für andere auch einen wichtigen Beitrag für die eigene Gesundheit: Jeder Blutspender wird vor der Spende ärztlich untersucht, erhält eine Rückmeldung zu seinem Blutdruck oder seinem roten Blutfarbstoff und das Blut wird auf verborgene Krankheitserreger wie Hepatitis oder HIV untersucht. So verdanken nicht nur viele Blutempfänger ihr Leben einem ihnen unbekannt bleibenden Blutspender, auch manche Blutspender profitieren von der frühzeitigen Erkennung von Krankheiten durch die Tauglichkeitsuntersuchung. Jeder Blutspender erfährt sofort nach der Laboruntersuchung von möglicherweise auffälligen Ergebnissen. Mit der dadurch möglich werdenden Unterbrechung einer Infektionskette wird das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Bundesregierung mit ihrer BIS2030-Strategie verfolgte Ziel unterstützt, unerkannte Infektionen aufzudecken.
„Unsere Blutspendeeinrichtungen sind auf eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Blutspendern angewiesen. Im Hinblick auf die notwendigen Infektionsuntersuchungen müssen die Spender mit eventuell bestehenden Risiken offen umgehen. Keineswegs ist die Blutspende als anonymer Risikotest geeignet“, betont Klüter. „Nur durch die aktive Zusammenarbeit mit unseren Blutspendern können wir Qualität, Sicherheit und die ständige Verfügbarkeit von Blut und Blutprodukten für die Patientenbehandlung gewährleisten.“
Über die DGTI: https://dgti.de/organisation.html
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Kontakt für Rückfragen:
Carina Tenzer
Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie
Pressestelle
Postfach 331120
70451 Stuttgart
0711 8931 361
tenzer@medizinkommunikation.org
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