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Wissenschaft
Andreas Bulling, der in Saarbrücken am Max-Planck-Institut für Informatik und am Exzellenzcluster der Universität des Saarlandes die Forschungsgruppe „Perceptual User Interfaces“ leitet, hat vom Europäischen Forschungsrat ein ERC Starting Grant erhalten. Für sein Projekt „ANTICIPATE: Anticipatory Human-Computer Interaction” wird er fünf Jahre lang mit 1,5 Millionen Euro gefördert. Ziel seines Forschungsprojektes ist es, eine neue Generation von Benutzerschnittstellen zu entwickeln, die sich eng an der zwischenmenschlichen Interaktion orientieren. Sie sollen vor allem die Aufmerksamkeit und Absichten der Nutzer analysieren, um auf diese zielgerichtet zu reagieren.
Dadurch werden Menschen und Computer künftig natürlicher, effizienter und intuitiver zusammenarbeiten können.
Menschen besitzen die Fähigkeit, Annahmen zu treffen, die sich auf Bewusstseinsvorgänge von anderen Personen beziehen. Sie können also Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten oder Erwartungen erkennen und Reaktionen anderer antizipieren. Diese Fähigkeit, genannt "Theory of Mind", ist essenziell für das zwischenmenschliche Verhalten und soziale Interaktion. Trotz ihrer Bedeutung für die moderne Informationsgesellschaft und auch nach Jahrzehnten der Forschung im Bereich der Mensch-Computer Interaktion fehlt aktuellen Benutzerschnittstellen diese Fähigkeit. Sie haben auch noch nicht die dafür wichtigen Voraussetzungen: Computer können bisher nicht erkennen, wie aufmerksam ein Nutzer ist, welche Absichten er hat und welche Nutzereingaben daher zu erwarten sind. Die zielgerichtete Anpassung an den Benutzer steckt also noch weitestgehend in den Kinderschuhen.
Das neue Projekt will genau hier signifikante Fortschritte erzielen und so die antizipatorische Mensch-Computer-Interaktion als eigenen Forschungsbereich etablieren. Die im Projekt entwickelten Algorithmen und Interaktionsparadigmen sollen den Weg für Benutzerschnittstellen nach dem Beispiel der natürlichen, zwischenmenschlichen Interaktion ebnen. So könnten zukünftige Systeme beispielsweise die Informationsbedürfnisse der Nutzer antizipieren, computerbasiertes Training optimal an die individuellen Fähigkeiten ausrichten sowie die Diagnose und Therapie von Autismus, die oft mit Defiziten in den oben genannten Fähigkeiten einhergeht, verbessern. Neben Anwendungen in der Mensch-Computer-Interaktion werden aber auch andere Forschungsbereiche von den neu entwickelten Methoden profitieren können, beispielsweise die kognitive Neurowissenschaft oder die Sozial- und Verhaltensforschung.
Ein Beispiel für die bisherigen Forschungsarbeiten von Andreas Bulling vermittelt diese aktuelle Pressemitteilung, in der es darum ging, wie ein neues Computersystem die Persönlichkeit eines Menschen anhand von Augenbewegungen erkennen kann. Andreas Bulling wird jetzt als Professor für Mensch-Computer Interaktion und Kognitive Systeme an die Universität Stuttgart wechseln.
Hintergrund ERC Starting Grant
Der Europäische Forschungsrat fördert mit dem ERC Starting Grant herausragende Nachwuchswissenschaftler mit wegweisenden Forschungsvorhaben, deren Promotion maximal sieben Jahre zurückliegen. Von 3170 eingereichten Projektanträge wurden diesmal nur 403 Forschungsvorhaben bewilligt. Andreas Bulling zählt damit zu den rund 13 Prozent erfolgreichen Nachwuchsforschern, die in diesem Jahr von der Europäischen Union gefördert werden.
Dr. Andreas Bulling
Perceptual User Interfaces Group
Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“
Saarland Informatics Campus E1 4
Tel.: +49 681 932 52128
E-Mail: bulling@mpi-inf.mpg.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Information technology, Mechanical engineering, Psychology
transregional, national
Contests / awards
German
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