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In Hausa, eine der indigenen Sprachen Westafrikas, bezeichnet "Boko" eine säkular ausgerichtete Bildung. Diese steht bspw. in Niger und Nigeria in Konkurrenz zu einer weit verbreiteten Religiosität. Deutlich zeigt sich dieses Spannungsverhältnis an modernen Institutionen, wie Universitäten, die hier lange Zeit von (linken) Bewegungen mit säkularen Ideologien dominiert wurden. In einem neuen Projekt widmet sich nun eine Leibniz-Junior Research Group am ZMO diesem Spannungsverhältnis anhand von zwei Universitäten in Niger und Nigeria. Das Projekt ist als Vergleichsstudie angelegt und nimmt die antisäkularen Aktivitäten von Anhängern der Pfingstbewegung und des Salafismus in den Fokus.
Weltweit bekannt wurde der Begriff „Boko“ durch die Terrororganisation „Boko Haram“. Übersetzt mit „säkulare Bildung ist Sünde“ ist Boko Haram der wahrscheinlich dunkelste und extremste Ausdruck antisäkularer Haltungen in Westafrika. Die Terrorgruppe kämpft seit dem Jahr 2009 gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias und liefert sich seit mehreren Jahren einen Krieg mit der nigerianischen Armee. Mit ihren Angriffen und Anschlägen hat Boko Haram besonders in Nigeria bereits Tausende Todesopfer zu verantworten.
Dies ist jedoch nur eine Facette einer deutlich breiteren Entwicklung. Eine tief verwurzelte Religiosität in Niger und Nigeria, die sich sowohl aus dem Christentum als auch aus dem Islam speist, nimmt zunehmend Einfluss auf „Boko“, die säkular ausgerichtete Bildung in diesen Ländern. In beiden Ländern wird eine an westlichen Curricula und Ausbildungsgängen orientierte Bildung von religiösen Aktivisten als moralisch verwerflich und als entfremdend sowie unpassend für Kultur und Gesellschaft kritisiert. Dieser antisäkulare Aktivismus drückt sich besonders an traditionell säkular ausgerichteten Institutionen, wie den Universitäten in Niger und Nigeria aus.
Das neue Forschungsprojekt „Religion, Morality, and ‘Boko’ in West Africa: Students Training for a Good Life” am Berliner Leibniz-Zentrum Moderner Orient untersucht die Einflussnahme von Religiosität auf die säkulare Bildung anhand der Aktivitäten von Anhängern der Pfingstbewegung und des Salafismus an zwei Universitäten: Der Université Abdou Moumouni in Niamey, Niger und der Universität von Ibadan, Nigeria.
Dabei widmet sich das Projekt den folgenden zentralen Fragen: Wie gehen die StudentInnen der beiden Universitäten mit dem Spannungsverhältnis von säkularer Bildung und religiösem Aktivismus um? Inwiefern kann „Boko“ in diesem Kontext für sie einerseits als ein Mittel zur Erzielung eines besseren Lebens ansprechend und verheißungsvoll sein und anderseits aber von ihnen auch als Quell von Immoralität abgelehnt werden?
Das Forschungsprojekt ist für einen Zeitraum von fünf Jahren ausgelegt und wird aus Mitteln des Leibniz-Wettbewerbs gefördert. Der komparative Charakter des Projektes baut auf einer Kooperation des ZMO mit dem Laboratoire d’Etude et de Recherche sur les Dynamiques Sociales et le Développment Local in Niger und dem Institut Français de Recherche en Afrique in Nigeria auf. Das Forschungsvorhaben wird von einer Leibniz-Junior Research Group, bestehend aus vier WissenschaftlerInnen, umgesetzt.
Projektleiter ist Dr. Abdoulaye Sounaye. Seit 2013 arbeitet Abdoulaye Sounaye als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum Moderner Orient. Sounaye verfolgt hier sein Forschungsprojekt „Alltägliche religiöse Praxis unter muslimischen Jugendlichen in Niger“ als Teil des ZMO-Forschungsfelds „Fortschritt: Ideen, Akteure und Symbolik“.
Abdoulaye Sounaye steht für Interviews auf Englisch, Französisch und Hausa zur Verfügung.
Interviewanfragen bitte an: yasser.mehanna@zmo.de
https://www.zmo.de/forschung/projekte_2014_2019/Remoboko_d.html
https://www.zmo.de/index.html
https://www.zmo.de/forschung/projekte_2014_2019/sounaye_niamey.html
https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/leibniz-wettbewerb/
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Cultural sciences, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies
transregional, national
Research projects
German
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