idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/31/2018 15:02

Streitpunkt Wachstum – Wirtschaftsforscher legen neuen Konsensvorschlag vor

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

    Gemeinsame Pressemitteilung von Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, und Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

    ► Gutachten zeigt: Green Growth reicht nicht als alleinige Strategie für umweltpolitisches Handeln. Das Konzept Degrowth ebenso wenig
    ► Wissenschaftler schlagen „vorsorgeorientierte Postwachstumsposition“ vor: Verwirklichung von stärkerer Wachstumsunabhängigkeit würde erlauben, Umweltpolitik nicht aufgrund von Wachstumsvorbehalten auszubremsen
    ► Konferenz „Herausforderung Wachstumsunabhängigkeit“ lotet am 5. November 2018 in Berlin politische Implikationen aus

    Berlin/Essen/Wuppertal, 31. Oktober 2018 – Das Wohlergehen weltweit hängt davon ab, ob es gelingt, die ökologischen Grenzen des Planeten einzuhalten. Der jüngste Bericht des Weltklimarats IPCC zum 1,5-Grad-Ziel zeigt die Dringlichkeit einer globalen gesellschaftlichen Transformation. Was folgt daraus für eine wohlhabende Volkswirtschaft wie Deutschland? Kann sie weiterhin wachsen – oder muss sie gar eher schrumpfen? Hierüber wird politisch gestritten, eine breit akzeptierte Antwort gibt es bislang nicht. Eine heute vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichte Studie präsentiert nun einen Konsensvorschlag zum Streitpunkt „Wachstum“ in der Nachhaltigkeitsdebatte.

    Politischen Stillstand überwinden

    Wissenschaftler des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Wuppertal Instituts für Umwelt, Klima, Energie haben untersucht, wie sich ausbleibendes Wirtschaftswachstum auf die Stabilität wichtiger gesellschaftlicher Systeme wie etwa der Renten- und Krankenversicherung, die bislang stark wachstumsabhängig sind, auswirken würde.

    „Die Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität des Deutschen Bundestages endete im Jahr 2013, ohne dass sie hinreichende politische Impulse auslösen konnte“, sagt Projektleiter Ulrich Petschow vom IÖW. „Daher haben wir vor allem analysiert, welche politischen Handlungsoptionen es gibt, damit wertvolle Zeit nicht weiter ungenutzt verstreicht. Denn für unseren Planeten ist nichts schädlicher als Stillstand aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten.“

    Planetare Grenzen einhalten: Vorsorgeorientierung in der Politik stärken

    In der Debatte um Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit kursieren viele Begriffe wie etwa Postwachstum oder Green Economy. Besonders die beiden Positionen Green Growth und Degrowth stehen sich unversöhnlich gegenüber. Das gemeinsame Projektteam der drei Forschungsinstitute IÖW, RWI und Wuppertal Institut rät der Politik nun ein „weder noch“: Keine dieser Positionen beruhe auf Annahmen, die sich wissenschaftlich hinreichend begründen lassen. Um dennoch eine verantwortliche Wirtschafts- und Umweltpolitik gestalten zu können, schlagen die Autoren ein vorsorgeorientiertes Vorgehen vor: Wachstumsabhängigkeit müsse möglichst gemindert und so der Wachstumsvorbehalt abgeschwächt werden, der ambitionierte umweltpolitische Vorschläge bisher oft ausbremst. Diesen Ansatz einer „vorsorgeorientierten Postwachstumsposition“ stellen die Wissenschaftler in der Publikation „Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen“ vor.

    Drei Forderungen an die Politik

    Das Gutachten stellt drei Forderungen an die Politik: Erstens müssen die ökonomischen Rahmenbedingungen wirksamer gestaltet werden, indem umweltschädliche Effekte von Produktion und Konsum insbesondere durch marktbasierte Instrumente internalisiert werden. Zweitens gilt es, neue Pfade der gesellschaftlichen Entwicklung auszuloten – über partizipative Suchprozesse, Experimentierräume und neue innovations- und forschungspolitische Ansätze. Und drittens sollte es sich die Politik zu einem zentralen Ziel machen, zu prüfen, wie gesellschaftliche Institutionen und Prozesse unabhängiger vom Wachstum werden können.

    Wachstumsdebatte in die Breite tragen, ökonomische Theorien verbinden

    Mit ihrer Studie wollen die Autoren die Wachstumsdebatte für ein breites Publikum zugänglich machen. Zudem stellen sie Bezüge zu verschiedenen theoretischen Ansätzen und empirischen Studien her, wie sie in der Mainstream-Ökonomik und in heterodoxen Ansätzen zu finden sind. Inwieweit der Konsensvorschlag der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus IÖW, RWI und Wuppertal Institut, die auch diese Vielfalt an Perspektiven repräsentieren, tragfähig ist, soll die Konferenz „Herausforderung Wachstumsunabhängigkeit – Ansätze zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik“ am 5. November 2018 in Berlin zeigen. Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren über eine stärkere Wachstumsunabhängigkeit wichtiger gesellschaftlicher Systeme und Institutionen und loten politische Implikationen aus.



    Redaktionelle Informationen:
    Die Studie mit Zusammenfassung auf Deutsch und Englisch steht online zum Download bereit: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/vorsorgeorientierte-postwachstumsposition

    Bibliographische Angaben:
    Petschow, Ulrich; aus dem Moore, Nils; Pissarskoi, Eugen; Korfhage, Thorben; Lange, Steffen; Schoofs, Annekathrin; Hofmann, David (2018):
    Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen. Der Ansatz einer vorsorgeorientierten Postwachstumsposition
    UBA-Texte 89/2018
    Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau

    Konferenz:
    Die Konferenz „Herausforderung Wachstumsunabhängigkeit: Ansätze zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik“ findet am 5. November 2018 in Berlin statt.
    https://www.ioew.de/veranstaltung/herausforderung_wachstumsunabhaengigkeit_ansae...
    Sie ist Teil des Projekts „Ansätze zur Ressourcenschonung im Kontext von Postwachstumskonzepten“, das vom Umweltbundesamt beauftragt wurde (Forschungskennzahl 3715311040).

    Pressekontakt:
    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Richard Harnisch
    Tel.: 030/884594-16
    richard.harnisch@ioew.de


    Contact for scientific information:

    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Ulrich Petschow (Projektleiter)
    ulrich.petschow@ioew.de


    More information:

    http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/vorsorgeorientierte-postwachstumspos...
    https://www.ioew.de/veranstaltung/herausforderung_wachstumsunabhaengigkeit_ansae...


    Images

    Studie "Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen"
    Studie "Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen"
    UBA
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Economics / business administration, Environment / ecology, Politics
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).