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Wissenschaft
Psychologin der Universität Jena hinterfragt Standardmethode in ökonomischen Studien
Wenn Wissenschaftler das ökonomische Verhalten von Menschen erforschen, dann führen sie u. a. Studien durch, in denen die Probanden auch tatsächlich Geld gewinnen können. Nur so lässt sich eine reale Versuchsumgebung herstellen. In der Standardvariante wird dabei nicht die Gesamtsumme der Gewinnbeträge ausgezahlt, die sich durch das Wiederholen einzelner Durchgänge finanzieller Entscheidungen ergibt, sondern nur ein zufällig bestimmter Betrag aus dem Pool an Einzelgewinnen. Denn man geht davon aus, dass auch die Höhe der einzelnen Beträge wichtig ist, damit die Probanden die Entscheidungen wirklich ernst nehmen. Würde man dann aber die Gesamtsumme auszahlen, wären solche Studien viel zu teuer und damit nicht mehr durchführbar.
Psychologinnen und Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben nun aber herausgefunden, dass die Ergebnisse aus beiden Auszahlungsvarianten nicht deckungsgleich sind. Das Wissen um das Zustandekommen des Gewinns beeinflusst die Entscheidungsfindung der Versuchsteilnehmer. „Für diese Erkenntnis haben wir selbst eine Studie durchgeführt, in der wir beide Auszahlungsvarianten direkt verglichen haben“, sagt Dr. Barbara Schmidt, die die Studie an der Universität Jena durchgeführt hat. „Dabei haben wir auch die Gehirnaktivität mittels EEG aufgezeichnet.“
Mit Kartenspiel zum Forschungsergebnis
In jedem einzelnen Versuchsdurchgang mussten sich die Probanden zwischen zwei Spielvarianten – einer risikoreichen und einer weniger riskanten – entscheiden. Die riskante Variante versprach beispielsweise einen Gewinn von null oder elf Cent, eine weniger riskante vier oder sieben Cent. Nach der Auswahl der Spielvariante deckte man eine von zwei Karten auf und verzeichnete den entsprechenden Gewinn. Insgesamt wurde dieser Prozess 240-mal wiederholt – jeweils 120-mal mit der jeweiligen Auszahlungsvariante.
Das Ergebnis: Die Probanden gingen bei den einzelnen Entscheidungen signifikant weniger – durchschnittlich zwölf Prozent – Risiko ein, wenn sie wussten, dass diese eine Entscheidung den Betrag bestimmen könnte, den sie am Ende mit nach Hause nehmen. Addierte sich aber die Gewinnsumme, dann waren sie durchaus wagemutiger, weil sie wussten, dass der Endbetrag nicht von einer einzelnen Entscheidung abhängt. „Wir stellen also fest, dass die beiden Auszahlungsmethoden zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen führen und deshalb nicht gleichwertig sind. Sowohl die Auswertung des Verhaltens als auch die des EEG lassen keine anderen Schlüsse zu“, fasst Schmidt zusammen. „Das sollten Ökonomen bei ihren Studien berücksichtigen, wenn sie absolute Aussagen, etwa zum Risikoverhalten, aus ihren Forschungsergebnissen ableiten wollen.“
Die Jenaer Psychologin macht zudem deutlich, dass die Höhe der Beträge, um die es geht, für den Probanden weitgehend unerheblich ist. „Menschen nehmen solche Zahlen relativ wahr“, erklärt sie. „Das bedeutet: Egal ob elf Cent oder elf Euro – sie wollen das zur Verfügung stehende Maximum erreichen.“
Dr. Barbara Schmidt
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3, Haus 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945149
E-Mail: schmidt.barbara[at]uni-jena.de
Barbara Schmidt, et. al. (2018): What you give is what you get: Payment of one randomly selected trial induces risk-aversion and decreases brain responses to monetary feedback, Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience, https://doi.org/10.3758/s13415-018-00656-1
https://doi.org/10.3758/s13415-018-00656-1
Die Jenaer Psychologin Dr. Barbara Schmidt veranschaulicht die zufällige Auswahl eines Versuchsdurch ...
(Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)
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Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Psychology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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