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Wissenschaft
Die Dissertation der Augsburger Historikerin Dr. Sophia Dafinger bringt erstmals Licht ins Dunkel des United States Strategic Bombing Survey
Diese zeithistorische Studie leiste einen bedeutenden und kritischen Beitrag zur Gewaltgeschichte der Moderne, zur ambivalenten Rolle von Experten im 20. und 21. Jahrhundert und zur gegenwärtigen Auseinandersetzung um die „Zukunft des Krieges“: So heißt es in der Begründung, mit der die Historikerin Dr. Sophia Dafinger für ihre Dissertation „Die Vermessung der Kriegsgesellschaft“ den Mieczysław Pemper-Forschungspreis 2018 der Stiftung der Universität Augsburg erhalten hat.
Sophia Dafinger hat diese Studie im Rahmen eines von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojektes erarbeitet, das sich aus sozial-, alltags-, kultur- und wissensgeschichtlicher Perspektive mit den Folgen von Bombardierungen aus der Luft im 20. Jahrhundert beschäftigt. Sie selbst konzentriert sich in diesem weiteren Kontext auf die "Sozialwissenschaftliche Luftkriegsexpertise in den USA vom Zweiten Weltkrieg bis zum Vietnamkrieg" – so der Untertitel ihrer Dissertationsschrift.
In den Mittelpunkt stellt Dafinger die „Experten des Krieges“: eine gewissermaßen neue Berufsgruppe, die – zunächst für die amerikanische Luftwaffe – damit begann, herauszufinden, ob sich die Bombardierung von Städten tatsächlich lohnen und die „Kriegsmoral“ der Deutschen unter der Tonnenlast zusammenbrechen würde. Zu diesen sozialwissenschaftlichen „Schreibtischkriegern“ zählten so prominente Köpfe wie einer der führenden Ökonomen der USA, Kenneth Galbraith, oder der spätere Architekt des Vietnam-Krieges, Paul H. Nitze. Sie waren Teil jenes „White Anglo-Saxon Protestant Establishment“, das einen Gutteil der amerikanischen Elite ausmachte. Hinzu kamen jüdische Emigranten und Intellektuelle, die bereits für andere amerikanische Behörden wie das „Office of Strategic Services“ gearbeitet und sich mit der Analyse NS-Deutschlands beschäftigt hatten.
Über die genaueren Hintergründe dieses United States Strategic Bombing Survey (USSBS), über seine Arbeitsweise, sein Personal und seine Wirkungskraft war bisher wenig bekannt. In dem Umfang, in dem Dafinger Licht in dieses Dunkel bringt, macht sie auch deutlich, worin die Stärke einer kultur- und wissensgeschichtlich orientierten Geschichte des „Kalten Krieges“ besteht. Sie schärft eindringlich den Blick für die Rolle der Wissenschaften im Krieg, für die Historizität wissenschaftlicher Erkenntnisse und für die unmittelbaren, folgenreichen Wechselbeziehungen zwischen Politik und Wissenschaft, ihre spezifischen Logiken und Interessen.
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Dr. Sophia Dafinger
... war über mehrere Jahre hinweg Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte sowie an der Professur für die Geschichte des europäisch-transatlantischen Kulturraums der Universität Augsburg. Seit Herbst 2016 ist sie PostDoc-Mitarbeiterin in dem von Prof. Dr. Dietmar Süß am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte koordinierten Verbundprojekt "Praktiken der Solidarität". Ihre von Süß betreute Doktorarbeit erarbeitete Dafinger partiell als Promotionsstipendiatin des Deutschen Historischen Instituts Washington.
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Der Mieczysław Pemper-Forschungspreis
... der Augsburger Universitätsstiftung wurde 2003 etabliert. Er wird seither jährlich vergeben, ist mit 2500 Euro dotiert und adressiert herausragende Qualifikationsarbeiten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, insbesondere solche, die einen Beitrag zum Verständnis der Katastrophen des 20. Jahrhunderts und zu deren Wurzeln leisten.
Dr. Sophia Dafinger
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 0821/598-2496
sophia.dafinger@philhist.uni-augsburg.de
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
History / archaeology, Politics
transregional, national
Personnel announcements, Research results
German
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