idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/18/2019 10:46

Fortschritt bei der Therapie aggressiver Hirntumore

Johannes Seiler Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Krebsforscher der Universität Bonn vermelden einen bedeutenden Fortschritt bei der Behandlung des Glioblastoms. Rund ein Drittel aller Patienten leiden unter einer bestimmten Variante dieses häufigsten und aggressivsten Hirntumors. Sie überlebten mit der neuen Therapie im Schnitt um die Hälfte länger als Betroffene, die die Standardtherapie erhielten. Die Studie ist jetzt in der Zeitschrift „The Lancet“ erschienen.

    Jährlich erkranken allein in Deutschland rund 2.400 Menschen an einem Glioblastom. Meist sind Erwachsene im Alter zwischen 50 und 70 Jahren betroffen. Die Patienten erhalten momentan nach einer Strahlentherapie in der Regel den Wirkstoff Temozolomid (TMZ). Dieser gilt als wirksamste Waffe gegen Glioblastome. Das Medikament verändert die Erbsubstanz DNA in den Krebszellen, die dadurch absterben. Der Tumor wächst daher zunächst einmal nicht weiter. Heilbar ist die Erkrankung bislang allerdings nicht.

    Besonders gut hilft Temozolomid bei einer Unterform des Glioblastoms. Bei dieser ist in den Krebszellen eine Erbgut-Sequenz chemisch verändert, der so genannte MGMT-Promotor. Experten sprechen auch von einer MGMT-Promotor-Methylierung. Sie bewirkt, dass das von dem Promotor gesteuerte MGMT-Gen seltener abgelesen wird. Dadurch kann Temozolomid den Tumor besser angreifen. Seine Wirkung ist aber selbst in dieser Patientengruppe begrenzt. Daher versuchte man, das Medikament mit anderen Präparaten zu kombinieren, um so bessere Ergebnisse zu erzielen – lange Zeit ohne Erfolg.

    Gut tolerierbare Nebenwirkungen

    Hoffnung machte vor einigen Jahren eine Pilotstudie. In ihr hatten Wissenschaftler um Prof. Dr. Ulrich Herrlinger (Klinik für Neurologie und Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Bonn) Temozolomid zusammen mit CCNU verabreicht, einem weiteren auf die DNA wirkenden Krebsmedikament. „Wir fanden damals erste Hinweise, dass diese Kombination die Prognose eventuell deutlich verbessern kann“, erklärt Herrlinger. „Um diese Ergebnisse zu bestätigen, haben wir mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine große Patientenstudie gestartet. Darin konnten wir jetzt zeigen, dass die Gabe von CCNU und TMZ die Überlebenszeit bei unseren Probanden tatsächlich deutlich verlängert, und das bei gut tolerierbaren Nebenwirkungen.“

    An der jetzt veröffentlichten Studie waren insgesamt 17 Zentren in Deutschland mit knapp 130 Patienten beteiligt. Im Mittel überlebten die so behandelten Patienten rund vier Jahre, mehr als 16 Monate länger als bei alleiniger Gabe von TMZ. „Das ist ein bedeutender Erfolg“, sagt Herrlinger. „Seit der Erstzulassung von Temozolomid im Jahr 2005 hatte die Chemotherapie des Glioblastoms praktisch keine Fortschritte mehr gemacht.“ Die Forscher versuchen nun, die Therapie weiter zu verbessern, etwa durch eine Kombination von drei Medikamenten.

    Allerdings profitieren nur die Patienten mit einem methylierten MGMT-Promotor von dem neuen Behandlungsansatz – gut ein Drittel aller Erkrankten. „Es handelt sich um eine für diese Untergruppe maßgeschneiderte Therapie“, betont Herrlinger. „Letztlich ist das ein erster Schritt hin zu einer personalisierten Krebsmedizin für Glioblastompatienten.“ Das Neuroonkologische Zentrum des Universitätsklinikums Bonn bietet diesen Patienten jetzt auch außerhalb von Studien die CCNU/TMZ-Kombination an.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Ulrich Herrlinger
    Leiter der Sektion Klinische Neuroonkologie
    Klinik und Poliklinik für Neurologie
    Universitätsklinikum Bonn
    Tel. 0228/28731241
    E-Mail: ulrich.herrlinger@ukbonn.de


    Original publication:

    Ulrich Herrlinger u.a.: Lomustine-temozolomide combination therapy versus standard temozolomide therapy in patients with newly diagnosed glioblastoma with methylated MGMT promotor (CeTeG/NOA-09): a randomised, open label, phase 3 trial; The Lancet; DOI: 10.1016/S0140-6736(18)31791-4


    Images

    Prof. Dr. Ulrich Herrlinger und Dr. Christina Schaub mit den Bildern eines Glioblastom-Patienten nach der Kombinationstherapie.
    Prof. Dr. Ulrich Herrlinger und Dr. Christina Schaub mit den Bildern eines Glioblastom-Patienten nac ...
    Foto: © Katharina Wislsperger/Kommunikation und Medien des UKB
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).