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Das weltweit einzigartige Forschungsprojekt zur russischen Plakatkunst des 20. Jahrhunderts ist abgeschlossen: Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Russischen Staatsbibliothek Moskau dokumentieren ihre Ergebnisse in einem umfangreichen Handbuch und auf DVD (Verlag edition tertium) sowie in einem virtuellen Museum im Internet. Die Autoren, Dr. Klaus Waschik (RUB) und Dr. Nina Baburina, Moskau, schöpfen aus dem Fundus einer Text-Bild-Datenbank, die über zehn Jahre lang in Bochum aufgebaut wurde.
Bochum, 30.10.2003
Nr. 332
Werben für die Utopie
RUB-Projekt: Russische Plakatkunst des 20. Jahrhunderts
Forscher erstellen Handbuch, DVD und virtuelles Museum
Das weltweit einzigartige Forschungsprojekt zur russischen Plakatkunst des 20. Jahrhunderts ist abgeschlossen: Forscher der Ruhr-Universität Bochum (Lotman-Institut für russische und sowjetische Kultur - LIRSK) und der Russischen Staatsbibliothek Moskau dokumentieren ihre Ergebnisse in einem umfangreichen Handbuch und auf DVD (Verlag edition tertium) sowie in einem virtuellen Museum im Internet. Die Autoren, Dr. Klaus Waschik (Geschäftsführer des LIRSK) und Dr. Nina Baburina, Moskau, schöpfen aus dem Fundus einer Text-Bild-Datenbank, die über zehn Jahre lang in Bochum angelegt wurde. Die Fritz Thyssen-Stiftung, die das Projekt zum wesentlichen Teil finanziert hat, bewertet die vorliegenden Ergebnisse als so herausragend, dass sie die Monographie und DVD als Jahresgeschenk für Vorstand und Kuratorium nutzt.
Virtueller Rundgang
Der Rundgang durch das virtuelle Museum und viele weitere Informationen zum abgeschlossenen Projekt sind im Internet abrufbar unter
http://www.russianposter.ru
Plakatwerbung: Politik statt Waschmittel
Das Plakat war in der Sowjetunion das zentrale Medium, um für die Utopie der kommunistischen Endzeitgesellschaft zu werben. Zugleich war es Werbung für den Staat und seine Entwicklung zu einer politischen und industriellen Weltmacht. Aufgrund seines hohen Verbreitungsgrads besaß das Plakat einen besonderen Stellenwert im Bewusstsein breiter Schichten der Bevölkerung. Die Bochumer Forscher zeigen, dass das politische Leitmedium mehr hergibt als den "typischen" Planarbeiter an der Kohlenschaufel mit der Parole "Wir schaffen das": Insgesamt 400.000 Motive gab es im 20. Jahrhundert - von politischer Vielfalt in der vorrevolutionären Zeit über die visuellen Standards des Sozialistischen Realismus bis zum systemkritischen Plakat in der Zeit der Perestrojka.
Aufwendige zweisprachige Arbeiten
Das nun abgeschlossene Forschungsprojekt ist das weltweit erste, das diese Entwicklung repräsentativ nachzeichnet und umfangreich dokumentiert, ohne sie ideologisch zu verzerren. Insgesamt dauerten die Arbeiten zwölf Jahre - von der Vision zur fertigen Dokumentation: Zunächst bauten die Forscher eine Pilotdatenbank mit 300 Plakaten auf, parallel dazu recherchierten sie Informationen über russische und sowjetische Plakatkünstler. Die Arbeit war sehr aufwendig: Plakate in Moskau und anderen Städten Russlands wurden erst als Diapositive fotografiert, in russischer Sprache attributiert und mit Kommentaren versehen. In Bochum haben Wissenschaftler die Abbildungen gescannt, digital weiterverarbeitet und in die Datenbank integriert. Außerdem haben sie die Textdaten übersetzt, so dass der Datenbestand heute weitgehend zweisprachig vorliegt. Diese Arbeiten dauerten bis 1995, von 1996 bis 2000 konnte die Dokumentation durch externe Förderung (vor allem der Fritz Thyssen-Stiftung) erheblich ausgebaut werden.
Umfassende Datenbank ...
Das Ergebnis ist nun eine Datenbank mit 3.500 Plakaten, 4.000 Textdokumenten der Kommunikation und Steuerungsmechanismen des politischen Plakats (aus einem flankierenden Forschungsprojekt) sowie nahezu 1.000 Künstlerviten, die nicht nur den künstlerischen Lebenslauf erfassen, sondern auch Hinweise zu Sekundärpublikationen und Ausstellungen. Seit 1996 konnten die Wissenschaftler eine Reihe von Kooperationen aufbauen, zum Beispiel mit russischen Staatsarchiven, Künstlerverbänden oder Bibliotheken. Insgesamt waren in den vergangenen zehn Jahren etwa 30 Projektmitarbeiter in Deutschland und Russland in die Datenrecherche und -verarbeitung eingebunden.
... und illustrierte Monographie mit DVD
1998 begannen Klaus Waschik und Nina Baburina mit den Arbeiten an der illustrierten Geschichte des russischen Plakats. Ihre Monographie "Werben für die Utopie. Russische Plakatkunst des 20. Jahrhunderts" stellten sie vor kurzem auf der Frankfurter Buchmesse erstmals öffentlich vor. Das Buch enthält über 500 farbige und schwarz-weiße Abbildungen auf 416 Seiten. Begleitend erstellten die Wissenschaftler eine DVD mit umfangreichem multimedialen Material von über fünf Stunden Spieldauer. Darauf sind unter anderem 1.100 farbige Plakatmotive wiedergegeben, 9 chronologische und 15 thematische Präsentationen, illustrierte Texte, ein Glossar und Suchfunktionen abrufbar.
Titelaufnahme
Klaus Waschik, Nina Baburina: Werben für die Utopie. Russische Plakatkunst des 20. Jahrhunderts. Handbuch, 416 Seiten, gebunden, Verlag edition tertium, Bietigheim-Bissingen 2003, 118 Euro (inkl. DVD, nur zusammen zu beziehen), ISBN 3-930717-71-9
Weitere Informationen
Dr. Klaus Waschik, Lotman-Institut für Russische und Sowjetische Kultur der Ruhr-Universität Bochum (LIRSK), GB 8/157, Tel. 0234/32-23368, E-Mail: klaus.waschik@rub.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/lirsk/
http://www.russianposter.ru
http://www.ruhr-uni-bochum.de/lirsk/
Gustav Kluzis: Die UdSSR ist die Bestarbeiterbrigade des Weltproletariats, Moskau 1931
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Präsentation der Publikation auf der Frankfurter Buchmesse (v. l.): Dr. Klaus Waschik, Dr. Nina Babu ...
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Criteria of this press release:
History / archaeology, Language / literature, Law, Media and communication sciences, Politics, Social studies
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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