idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/09/2019 10:42

Eine Würdigung des „deutschen Darwins“

Stephan Laudien Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Biologiedidaktiker der Universität Jena geben Sonderband über Ernst Haeckel mit heraus

    „Ernst Haeckel (1834-1919): The German Darwin and his impact on modern biology“, so ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift „Theory in Biosciences“ überschrieben, die gerade veröffentlicht wurde. In 13 Beiträgen würdigen die Autorinnen und Autoren Leben und Werk Ernst Haeckels, des „deutschen Darwins“, der in Jena lebte und forschte. Die Herausgeber des „Special-Issue“ sind Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und PD Dr. Georgy S. Levit von der Universität Jena sowie der Kasseler Pflanzenphysiologe und Evolutionsbiologe Prof. Dr. Ulrich Kutschera.

    „Unsere Forschungsergebnisse etwa zu Haeckels Rezeption in Russland werden hier erstmals publiziert“, sagt Georgy S. Levit. Sein Kollege Uwe Hoßfeld ergänzt, Ernst Haeckel friste heute ein regelrechtes Schattendasein, weil seine wichtigsten wissenschaftlichen Werke nie ins Englische übertragen wurden: „Haeckels ,Generelle Morphologie‘ ist bis heute nicht übersetzt worden.“ Dabei seien manche Ergebnisse Haeckels höher einzustufen als Darwins, so Hoßfeld. Doch spätestens mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde davon kaum noch Notiz genommen. „Nach dem Krieg wurde Englisch weltweit zur führenden Wissenschaftssprache, das Deutsche geriet ins Hintertreffen“, sagt Levit. Erschwerend sei bei Haeckel hinzugekommen, dass sowohl von den Nazis wie auch von Marxisten versucht wurde, seine Ideen zu vereinnahmen. Außerdem passte Haeckels Weltanschauung nicht ins Bild: Der Jenaer Gelehrte war 1904 in Rom zum „Gegenpapst“ ausgerufen worden.

    Haeckel erreichte zeitweise mehr Menschen als Darwin

    In dem Haeckel-Sonderheft geht es um den theoretischen Nachlass des Jenaer Gelehrten und sein Wirken in verschiedenen Kulturen. Es kommen Autoren aus Kanada, den USA, Deutschland und Russland zu Wort. So haben Hoßfeld, Levit und Ko-Autoren die Haeckel-Rezeption in Russland, der Sowjetunion oder bspw. Schweden erforscht und zudem untersucht, welche Spuren Haeckels Ideen in Lehrbüchern in den USA und der DDR hinterlassen haben.

    Es gehe keineswegs um eine Rehabilitierung Ernst Haeckels, betonen Hoßfeld und Levit. Gleichwohl sei es an der Zeit, dem „deutschen Darwin“ seinen gebührenden Platz in der Wissenschaftsgeschichte einzuräumen. Der in Chicago lehrende Wissenschaftshistoriker Robert J. Richards habe jüngst in einem Aufsatz nachgewiesen, dass am Ende des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts mehr Menschen durch Ernst Haeckel von der Evolutionstheorie erfuhren als durch Charles Darwin. Eine mögliche Erklärung für diesen Befund sieht Uwe Hoßfeld darin, dass Haeckel viele gemeinverständliche Werke publizierte und Darwinismus zu einer Weltanschauung zu konvertieren versuchte und zuweilen durchaus kontrovers Stellung bezog: „Haeckel war kein Gelehrter im Elfenbeinturm!“

    Die Haeckel-Sonderausgabe in „Theory in Biosciences“ soll ihren Teil dazu beitragen, das Bild Ernst Haeckels gerade zu rücken.


    Contact for scientific information:

    apl. Prof. Dr. Uwe Hoßfeld
    Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Am Steiger 3 (Bienenhaus), 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949491
    E-Mail: uwe.hossfeld[at]uni-jena.de


    Original publication:

    Ernst Haeckel (1834-1919): The German Darwin and his impact on modern biology, https://doi.org/10.1007/s12064-019-00276-4 in „Theory in Biosciences“


    Images

    Tauben dienten Charles Darwin dazu, die Evolution anschaulich zu erklären. Ernst Haeckel wiederum verbreitete die Ideen Darwins vor allem im deutschsprachigen Raum.
    Tauben dienten Charles Darwin dazu, die Evolution anschaulich zu erklären. Ernst Haeckel wiederum ve ...
    (Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)
    None

    Die Jenaer Herausgeber der Sonderausgabe zu Haeckel: Prof. Dr. Uwe Hoßfeld (r.) und PD Dr. Georgy S. Levit.
    Die Jenaer Herausgeber der Sonderausgabe zu Haeckel: Prof. Dr. Uwe Hoßfeld (r.) und PD Dr. Georgy S. ...
    (Foto: Anne Günther/FSU)
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, History / archaeology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).