idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/04/2003 12:07

Umfassende Studie zur Alzheimer-Demenz

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Wissenschaftler der Universität Bonn fahnden momentan nach neuen Möglichkeiten, die Alzheimer-Erkrankung früher zu erkennen und wirksamer zu behandeln. An der bundesweiten Studie beteiligen sich neben der Uni Bonn noch 13 weitere anerkannte Demenz-Zentren in Deutschland. Das Projekt ist Teil des Kompetenznetzes Demenz, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kürzlich eingerichtet hat und mit jährlich 2,5 Millionen Euro fördert. In Deutschland gibt es nach Schätzungen etwa 1,5 Millionen Demenz-Kranke; aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird diese Zahl in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich zunehmen. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Fälle lassen sich auf Alzheimer zurückführen.

    Das Martyrium beginnt langsam und schleichend, mit Gedächtnislücken oder Orientierungsschwierigkeiten. Doch das Gehirn ist zu diesem Zeitpunkt längst ernsthaft geschädigt, viele Zellen in der Hirnrinde sind schon unwiderruflich abgestorben. In dem Maße, in dem der Zelltod unaufhaltsam fortschreitet, verlernen die Betroffenen, was sie früher so selbstverständlich konnten, schließlich sogar die alltäglichsten Handgriffe. Fünf bis zehn Jahre nach Auftreten der ersten Symptome sind Alzheimer-Kranke komplett pflegebedürftig.

    Jeder dritte Senior über 80 leidet unter einer schweren Gedächtnisstörung; Experten rechnen für 2050 allein in Deutschland mit bis zu fünf Millionen Betroffenen. In zwei von drei Fällen ist "Morbus Alzheimer" der Grund für die fortschreitende Alterssenilität. Kaum eine andere Krankheit wird daher momentan so rege erforscht. Und langsam tragen die Bemühungen Früchte: Mit den Acetylcholinesterase-Hemmern (ACHI) haben die Ärzte seit einigen Jahren erstmals Medikamente an der Hand, die das Fortschreiten der Symptome verlangsamen und den Patienten noch ein paar kostbare Jahre schenken. Die eigentliche Ursache, das Massensterben in der Hirnrinde, lässt sich allerdings noch nicht bekämpfen.

    Möglichst früh therapieren

    "Je früher die ACHI eingesetzt werden, desto wirksamer sind sie", erklärt Dr. Frank Jessen von der Bonner Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. "Allerdings gibt es noch keinen sicheren Test, mit dem sich die Erkrankung frühzeitig erkennen lässt." Frühzeitig heißt: am besten sogar noch vor den ersten Symptomen. Denn wenn die ersten Erinnerungslücken auftreten, kann das Gehirn schon stark geschädigt sein. "Andererseits kann eine leichte Minderung der Hirnleistung auch ganz einfach altersbedingt sein; sie muss nicht das erste Anzeichen für Alzheimer sein", betont der Leiter des Diagnostik- und Behandlungszentrums für Gedächtniserkrankungen im Alter (DBGA). "In diesen Fällen hilft 'Gedächtnis-Jogging' vielleicht sogar besser als alle Medizin."

    Ein Anliegen des Kompetenznetzes ist es daher, die Früherkennung von Demenzen und ihre gegenseitige Abgrenzung zu verbessern. Die Ambulanzen der 14 beteiligten Kliniken nehmen dazu bei jedem ihrer Patienten umfangreiche psychiatrische, neurologische und neuropsychologische Tests vor. Dazu zählen - das Einverständnis der Betroffenen vorausgesetzt - auch Untersuchungen von Blut und Nervenwasser. Insgesamt 2.000 Versuchspersonen wollen die Mediziner so screenen; sie hoffen, ein diagnostisches Merkmal zu finden, das die frühzeitige Unterscheidung "Demenz oder leichte altersbedingte Gedächtnisstörung" erlaubt.

    Wirkstoffkombination auf dem Prüfstand

    Ein zweites Projekt will klären, inwieweit sich die Gabe zweier anerkannter Alzheimer-Wirkstoffe bei Patienten mit leichten Gedächtnisstörungen auf die spätere Ausbildung einer Alzheimer-Erkrankung auswirkt. "Wir wissen nicht, ob die Störungen Anzeichen von Alzheimer sind, therapieren sie aber einfach so, als ob sie es wären", erläutert Dr. Jessen den Ansatz. "So hoffen wir, bei den tatsächlichen Alzheimer-Patienten das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen." In einem weiteren Forschungsbereich unter der Leitung des Bonner Psychiaters Professor Dr. Wolfgang Maier fahnden Wissenschaftler nach Risikogenen für die Alzheimer-Demenz.

    Weitere Informationen im Internet:
    http://www.meb.uni-bonn.de/psychiatrie/deutsch/forschung/ag/dbga/index.htm
    http://www.kompetenznetz-demenzen.de/

    Ansprechpartner:
    Dr. Frank Jessen
    Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Bonn
    Telefon: 0228/287-6367
    E-Mail: Frank.Jessen@ukb.uni-bonn.de


    More information:

    http://www.uni-bonn.de/Aktuelles/Presseinformationen/2003/379.html
    http://www.meb.uni-bonn.de/psychiatrie/deutsch/forschung/ag/dbga/index.htm
    http://www.kompetenznetz-demenzen.de/


    Images

    Patientin mit Tomografie-Aufnahmen ihres Gehirns. Bilder zu dieser Pressemitteilung erhalten Sie unter http://www.uni-bonn.de/Aktuelles/Presseinformationen/2003/379.html
    Patientin mit Tomografie-Aufnahmen ihres Gehirns. Bilder zu dieser Pressemitteilung erhalten Sie unt ...

    None


    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).