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Wissenschaft
Seit 2000 vergibt die European Society of Endocrinology (ESE) den Geoffrey Harris Award an einen international renommierten Neuroendokrinologen. In diesem Jahr zeichnete die ESE den Münchener Endokrinologen Professor Dr. med. Günter K. Stalla aus. Die Fachgesellschaft würdigt damit seine jahrzehntelangen Forschungen zu Hypophysen-Erkrankungen und Erkenntnisse zu Hypophysen-Tumoren. Professor Stalla erhielt den Preis auf dem diesjährigen European Congress of Endocrinology der ESE am 18. Mai 2019 in Lyon.
Der von der European Society of Endocrinology (ESE) vergebene Preis ist nach dem britischen Forscher Geoffrey Harris benannt, der als „Vater der Neuroendokrinologie“ gilt. Die ESE vergibt diesen Preis jährlich an einen Wissenschaftler, der auf dem Gebiet der Neuroendokrinologie forscht, dabei vor allem translationale Aspekte im Blick hat und sich dafür einsetzt, Erkenntnisse aus der Forschung zeitnah in die klinische Anwendung zu überführen. In diesem Jahr ehrte die Fachgesellschaft den Endokrinologen Professor Dr. med. Günter K. Stalla aus München für seine Forschungen zu Hypophysen-Erkrankungen.
Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ist die wichtigste Hormondrüse des Körpers. Denn die im Hypophysen-Vorderlappen produzierten Hormone steuern wiederum andere Hormondrüsen wie die Nebennierenrinde oder die Schilddrüse. Diese Steuerhormone der Hypophyse beeinflussen zudem die Funktion der Fortpflanzungsorgane. Außerdem bildet die Drüse Wachstumshormon. Erkrankungen der Hypophyse sind selten. Am häufigsten kommen gutartige Gewächse (Adenome) vor, die durch Hormonüberproduktion und ihre örtliche Ausdehnung Beschwerden verursachen können.
In seiner Lecture anlässlich der Preisübergabe in Lyon gab Stalla einen Überblick über seine Forschungsbeiträge zur Endokrinologie. Er berichtete von der Entwicklung der ersten exakten Messung des Corticotropin freisetzenden Hormons, wodurch weitere seiner Forschungen in der Endokrinologie und in der Psychiatrie erst möglich wurden. In einem Team engagierter Wissenschaftler untersuchte Stalla insbesondere Hypophysen-Adenome. Die dabei entdeckten molekularen Mechanismen der Entstehung waren wegweisend für neue Behandlungen bei Erkrankungen wie Akromegalie, Morbus Cushing oder dem metabolischen Syndrom. Beispielhaft sei genannt, dass sowohl Mechanismen der Resistenzentstehung von Medikamenten, wie die der Somatostatin-Analoga (Arzneimittel, die das körpereigene Hormon Somatostatin imitieren) bei der Akromegalie aufgeklärt werden konnten, als auch pathogenetische Mechanismen der Glucocorticoid-Resistenz beim Morbus Cushing. Daraus ergaben sich neue Therapieansätze, die in klinischen Studien geprüft wurden.
„Die Forschungsarbeiten Günter Stallas und seines Teams haben großen Einfluss auf die Behandlung der Patienten genommen und dadurch auch ihre Lebensqualität verbessert“, sagt Professor Dr. Josef Köhrle, Präsident der DGE. Das sei translationale Forschung im besten Sinne. „Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie freut sich sehr über diese Auszeichnung ihres früheren Präsidiumsmitglieds Günter Stalla, der ab Juli 2020 DGE-Präsident sein wird“, betont Köhrle. „Für die DGE ist diese Auszeichnung ihres prominenten Mitglieds eine weitere internationale Anerkennung der traditionell starken Münchener Endokrinologie und des hohen wissenschaftlichen Niveaus der dort angesiedelten (neuro-)endokrinologischen klinischen und Grundlagenforschung“, erklärt Köhrle. Die langjährige öffentliche Forschungsförderung für die Endokrinologie, beispielsweise durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, führte zu Erfolgen, die nicht nur auf europäischer Ebene wahrgenommen werden, sondern die auch direkte Verbesserungen in der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Hormonsystems bringen. Diese kommen zeitnah Patienten mit seltenen aber auch weitverbreiteten hormonell bedingten Volkskrankheiten zugute.
Zu Stallas Forschungsschwerpunkten gehören neben der Hypophysen-Pathologie pharmakologisches Targeting, Psycho-Neuroimmune-Endokrinologie, Traumatische Hirnschädigung, Epidemiologie endokriner Erkrankungen, metabolische Störungen, Adipositas, Geschlechtsentwicklungsstörungen und Transsexualität.
Zur Person:
Professor Stalla studierte in München Medizin. 1980 wurde er promoviert. 1989 erfolgte die Ernennung zum Privatdozent Dr. med., Dr. med. habil. für Innere Medizin. 1990 erhielt er die Berufung auf eine permanente C3-Position an das Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Als Forschungsgruppenleiter für Klinische Neuroendokrinologie und Leiter der Inneren Medizin, Endokrinologie und Klinischen Chemie gründete er dort ein Studienzentrum. 1995 wurde er zum Professor ernannt. Seit 2018 ist er Leiter des MVZ Medicover Neuroendokrinologie München und ebenfalls seit 2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV der Ludwig-Maximilians-Universität (Direktor: Professor Dr. med. Martin Reincke).
Unter den zahlreichen Preisen und Auszeichnungen sind der Schoeller-Junkman-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (1988) und der 1. Rolf-Gaillard-Preis der European NeuroEndocrine Association (ENEA) für das herausragende Lebenswerk auf dem Gebiet der Neuroendokrinologie (2015) zu nennen.
Professor Stalla ist seit 1983 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). 1997 bis 2000 war er Vorstandsmitglied der DGE und ihr Mediensprecher, 2009 bis 2015 Sprecher der Sektion Neuroendokrinologie der DGE. Von 2012 bis 2014 war Professor Stalla Präsident der European NeuroEndocrine Association. 2016 Kongresspräsident der DACH-Tagung von DGE, Österreichischer Gesellschaft für Endokrinologie und Stoffwechsel (ÖGES) und Schweizerischer Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (SGED) und Tagungspräsident der „18. European Conference of Endocrinology“ in München. Die DGE-Mitglieder wählten Professor Stalla im März 2019 zu ihrem nächsten Präsidenten (ab Juli 2020).
Weitere Informationen:
https://www.eceondemand.org/?dm_i=52TW,16KK,9XNOB,3H2K,1#!resources/translationa...
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen – zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken – „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen ihre Sekrete nach „außen“ ab.
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Prof. Dr. med. Matthias M. Weber (Mediensprecher)
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20, D-70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-380, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
http://www.endokrinologie.net
http://www.hormongesteuert.net
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
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Contests / awards, Personnel announcements
German
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