idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/07/2019 19:37

Axion-Teilchen in einem Festkörperkristall gesichtet

Ingrid Rothe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe

    Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für chemische Physik fester Stoffe in Dresden, der Princeton Universität, der Universität Illinois und der Universität der chinesischen Akademie der Wissenschaften haben ein bekanntermaßen schwer fassbares Teilchen entdeckt: Das Axion – vor 42 Jahren erstmals als Elementarteilchen in Erweiterungen des Standardmodells der Teilchenphysik vorhergesagt.

    Das Team fand Signaturen von Axion-Teilchen, die aus Weyl-Elektronen im korrelierten topologischen Halbmetall (TaSe₄)₂I bestehen. Bei Raumtemperatur ist (TaSe₄)₂I ein eindimensionaler Kristall, der Weyl Fermion-artig Elektronen enthält, die elektrischen Strom leiten. Durch Abkühlen von (TaSe₄)₂I unter -11 °C, kondensieren diese Elektronen selbst zu einem Kristall – einer sogenannten „Ladungsdichtewelle“ – die das darunterliegende Kristallgitter der Atome verzerrt. Die anfänglich freien Weyl-Fermionen sind nun lokalisiert und das Weyl Halbmetall (TaSe₄)₂I wird zu einem Axion-Isolator. Ähnlich wie in metallischen atomaren Kristallen freie Elektronen existieren, beherbergt der elektronische "Ladungsdichtewellen"-Kristall auf Weyl-Halbmetallbasis freie Axionen, die elektrischen Strom leiten können. Solche Axion-Teilchen verhalten sich jedoch ganz anders als die bekannteren Elektronen. Wenn diese parallelen elektrischen und magnetischen Feldern ausgesetzt sind, erzeugen sie einen anormalen positiven Beitrag zur magnetoelektrischen Leitfähigkeit.

    Basierend auf Vorhersagen von Andrei Bernevigs Gruppe an der Princeton Universität, hat die Gruppe von Claudia Felser in Dresden das Ladungsdichtewellen-Weyl-Halbmetall (TaSe4)₂I hergestellt und die elektrische Leitung in diesem Material unter dem Einfluss elektrischer und magnetischer Felder erforscht. Dabei wurde festgestellt, dass der elektrische Strom in diesem Material unter -11 °C tatsächlich von Axion-Teilchen getragen wird.

    Die Ergebnisse der Experimente wurden im Nature-Magazin veröffentlicht.

    „Es ist sehr überraschend, dass Materialen, die wir meinen genau zu kennen, plötzlich solch interessante Quantenteilchen aufzeigen,“ sagt Claudia Felser.

    Die Untersuchung der neuartigen Eigenschaften von Axion-Teilchen in „Tischversuchen“ könnte es Wissenschaftlern nicht nur ermöglichen, das mysteriöse Reich der Quantenteilchen besser zu verstehen, sondern auch das Feld stark korrelierter topologischer Materialien zu erschließen.

    „Ein weiterer Baustein zu meinem Lebenstraum, mit Tischexperimenten in Festkörpern Ideen aus der Astro- und Hochenergiephysik zu realisieren.“ sagt Johannes Gooth.

    Das Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe (MPI CPfS) in Dresden forscht mit dem Ziel, neue Materialien mit ungewöhnlichen Eigenschaften zu entdecken und zu verstehen.
    Chemiker und Physiker, Synthetiker, Experimentatoren und Theoretiker untersuchen gemeinsam, wie sich die chemische Zusammensetzung, die Anordnung der Atome sowie äußere Kräfte auf die magnetischen, elektronischen und chemischen Eigenschaften der Verbindungen auswirken. Dazu wenden sie die modernsten Instrumente und Methoden an.
    Neue Quantenmaterialien, -effekte und Materialien für Energieumwandlung sind das Ergebnis dieser interdisziplinären Zusammenarbeit.
    Das MPI CPfS (www.cpfs.mpg.de) ist Teil der Max-Planck-Gesellschaft und wurde 1995 in Dresden gegründet. Es beschäftigt rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa 180 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler inklusive 70 Promovierende.


    Contact for scientific information:

    Johannes Gooth

    johannes.gooth@cpfs.mpg.de


    Original publication:

    Gooth, J. et al. Axionic charge-density wave in the Weyl semimetal (TaSe4)2I. Nature https://doi.org/10.1038/s41586-019-1630-4 (2019).


    More information:

    https://www.nature.com/articles/s41586-019-1630-4
    https://doi.org/10.1038/s41586-019-1630-4
    https://www.cpfs.mpg.de/3126182/20191007_04


    Images

    Schema eines Weyl-Halbmetall-basierten Axion Isolators.
    Schema eines Weyl-Halbmetall-basierten Axion Isolators.
    Johannes Gooth, MPI CPfS
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Chemistry, Materials sciences, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).