idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/25/2019 09:50

Pille beeinflusst Effektivität von Angsttherapie

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wie sich die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln auf die Effektivität einer Angsttherapie auswirkt, haben Psychologen der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Sie zeigten, dass Frauen, die die Pille einnahmen, weniger von einer Konfrontationstherapie profitierten, als Frauen, die keine oralen Kontrazeptiva einnahmen. Die Ergebnisse beschreibt ein Team um Friederike Raeder und Prof. Dr. Armin Zlomuzica im Journal of Psychiatric Research, online vorab veröffentlicht am 28. September 2019.

    In die Studie schlossen die Forscherinnen und Forscher 28 Frauen ein, die hormonell verhüteten, und 26, die keine oralen Kontrazeptiva einnahmen. Alle litten unter Spinnenangst und nahmen an der gleichen Behandlung im Bochumer Zentrum für Psychotherapie teil. Bei der Konfrontationstherapie lernten sie schrittweise, sich den Spinnen anzunähern.

    Subjektive und objektive Maße für Spinnenangst

    Die Forscherinnen und Forscher erhoben zum einen die Symptomschwere bei Teilnehmerinnen anhand von verschiedenen Spinnenangst-Fragebögen. Zum anderen absolvierten die Frauen den sogenannten Behavioural Approach Test. Dabei werden sie gebeten, sich einer Spinne in einem Terrarium so weit wie möglich anzunähern – der Abstand ist ein Maß für die Vermeidung des angstauslösenden Objekts.

    Die Tests fanden vor der Konfrontationstherapie, unmittelbar nach der Behandlung und sechs Wochen später noch einmal statt.

    Bei allen Teilnehmerinnen reduzierte sich die Symptomschwere durch die Therapie. Außerdem wagten sich alle Frauen nach der Behandlung näher an das Terrarium mit der Spinne heran als vor der Therapie. Allerdings ging die Symptomschwere sechs Wochen nach der Behandlung bei Frauen, die nicht hormonell verhüteten, stärker zurück als bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen. Ohne hormonelle Verhütung profitierten die Patientinnen also mehr von der Konfrontationstherapie.

    Zentrale Lernprozesse beeinflusst

    „Ein Grund für diese Ergebnisse könnte sein, dass sich orale Kontrazeptiva nachteilig auf zentrale Lern- und Gedächtnisprozesse bei der Konfrontationsbehandlung auswirken“, sagt Armin Zlomuzica. Forscher vermuten, dass der Konfrontationsbehandlung das sogenannte Extinktionslernen zugrunde liegt, bei dem zuvor erlernte Assoziationen zwischen Reizen und Reaktionen verlernt werden.

    Tierexperimentelle Untersuchungen und Humanstudien anderer Forschungsgruppen hatten gezeigt, dass das Extinktionslernen durch die Gabe oraler Kontrazeptiva beeinträchtigt wird. Das könnte unter anderem an einem niedrigen Östradiolspiegel liegen, der durch die hormonelle Verhütungsmittel bedingt wird.

    „Der negative Einfluss oraler Kontrazeptiva auf den Therapieausgang war erst nach sechs Wochen beobachtbar. Unsere Ergebnisse zeigen, dass mögliche hormonelle Einflüsse im Rahmen psychotherapeutischer Behandlung beobachtet und berücksichtigt werden sollten“, folgert Armin Zlomuzica. Es sei jedoch derzeit unklar, wie die Effekte oraler Kontrazeptiva auf der biologischen Ebene vermittelt werden.

    Förderung

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Studie im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB 1280 und der Forschungsgruppe 1581.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Armin Zlomuzica
    Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie
    Fakultät für Psychologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 22347
    E-Mail: armin.zlomuzica@rub.de


    Original publication:

    Friederike Raeder, Franziska Heidemann, Manfred Schedlowski, Jürgen Margraf, Armin Zlomuzica: No pills, more skills: The adverse effect of hormonal contraceptive use on exposure therapy benefit, in: Journal of Psychiatric Research, 2019, DOI: 10.1016/j.jpsychires.2019.09.016


    Images

    Prof. Dr. Armin Zlomuzica
    Prof. Dr. Armin Zlomuzica
    © RUB, Kramer (Dieses Foto darf nur für eine Berichterstattung mit Bezug zur Ruhr-Universität Bochum im Kontext dieser Presseinformation verwendet werden.)
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Psychology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).