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Wissenschaft
Heisenberg-Stipendiat der Universität Jena erforscht Innovationskulturen in historischer Perspektive
„Von der freien Grundlagenforschung, über die angewandte Forschung zur technischen Erfindung und schließlich folgt mit der Markteinführung die Innovation.“ Dieses lineare Modell dominierte lange Jahrzehnte die Vorstellung von Innovationsprozessen. Dabei herrschte die Vorstellung, dass sich am freien Markt der Ideen die beste als Innovation durchsetzen werde. Tatsächlich sind es nicht selten verschlungene und verwobene Pfade, die technische Innovationen zurücklegen. Der Wissenschaftshistoriker Dr. Christian Forstner von der Universität Jena erforscht diese Innovationsprozesse an Beispielen des optischen Gerätebaus.
„Die zentrale Frage lautet: Wie müssen Gerätebauer, Forscher und Nutzer kooperieren, um erfolgreich neue Geräte auf den Markt zu bringen?“, sagt Christian Forstner. Er möchte speziell die Wege der analytischen Interferometer untersuchen. Diese Geräte wurden im 19. Jahrhundert als universelle Apparate in der Wissenschaft entwickelt und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielfältig für unterschiedliche Einsatzbereiche in engem Kontakt mit den Nutzern modifiziert: Vom akademischen Labor, für Stoffwechseluntersuchungen in Medizin, Arbeitsschutz, Lebensmittelhygiene bis hin zum Bergbau.
Wissenszirkulation zwischen Europa, Japan und Brasilien
Neben der Untersuchung der Geräte und ihrer Wege in einer europäischen Innovationskultur steht die Wissenszirkulation zwischen Europa und Japan als aufstrebender Industrienation zu Beginn der 20. Jahrhunderts sowie dem postkolonialen Brasilien im Fokus. Wie gelang es in Japan nicht nur die Produkte zu kopieren, sondern sich die Methoden und Praktiken für die Herstellungsprozesse anzueignen? Dazu fragt Christian Forstner: „Was wurde kopiert, wie erlernte man Herstellungstechniken, wo gab es eigene Innovationen?“ Gleichzeitig stellt er klar, dass keineswegs nur Produkte kopiert worden sind: „Als in den 1950er Jahren ein neuer Gerätetyp auf den Markt kam, gerieten auch die deutschen Hersteller in den Verdacht, die Technologie kopiert zu haben – in Japan waren ähnliche Geräte bereits 20 Jahre früher erhältlich.“ Verschlungene und verwobene Pfade anstatt einfacher gerader Linien eben.
Rückkehr nach Jena
In Jena ist der 44-jährige Wissenschaftler kein Unbekannter. Christian Forstner schrieb 2017 seine Habilitation an der Universität Jena. Der Titel: „Kernphysik, Forschungsreaktoren und Atomenergie. Transnationale Wissensströme und das Scheitern einer Innovation in Österreich.“ Nun ist Forstner nach Jena zurückgekehrt. Er ist Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Titel seiner aktuellen Forschungsarbeit lautet: „Innovation durch Wissenszirkulation. Research Technologies als dynamische Wissensträger in Zirkulationsprozessen in und zwischen Innovationskulturen.“ Die Entscheidung für Jena sei ihm leichtgefallen, sagt Christian Forstner, der zuletzt an der Goethe-Universität in Frankfurt/M. gearbeitet hatte. In Jena stehe ihm das sehr gut bestückte Zeiss-Unternehmensarchiv und die einzigartigen Sammlungen des Deutschen Optischen Museums zur Verfügung, zudem gebe es hervorragende Kooperationen zwischen Historikern, Physikern und Soziologen. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena biete damit ein exzellentes Umfeld, um seine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen und zu vernetzen.
PD Dr. Christian Forstner
Institut für Zoologie und Evolutionsforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
AG Wissenschaftsgeschichte (Ernst-Haeckel-Haus)
Berggasse 7, 07745 Jena
Tel.: 03641 / 949504
E-Mail: christian.forstner[at]uni-jena.de
Criteria of this press release:
Journalists
History / archaeology
transregional, national
Personnel announcements
German
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