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12/03/2003 11:21

Neue Freiheiten für eine Generation mit Chancen

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    VolkswagenStiftung bewilligt 870.000 Euro für letzte Nachwuchsgruppe - Bilanz von sieben Jahren Förderung: 65 Gruppen, 67 Millionen Euro.

    Die große Reform beginnt zu greifen. Inzwischen gibt es an deutschen Hochschulen mehr und mehr Professoren, die keine Habilitationsschrift mehr verfasst haben, die nicht jahrelang für ihre Professoren geforscht und daher erst mit über 40 den eigenen Professorentitel errungen haben. Die deutsche Professorenschaft verjüngt sich im Schnitt und das immer schneller, zudem bei steigendem Frauenanteil. Einen wichtigen Beitrag dazu hat seit Mitte der 1990er Jahre die VolkswagenStiftung mit ihrer Initiative zu den Nachwuchsgruppen an Universitäten geleistet - zu jener Zeit in der deutschen Hochschullandschaft einziges Förderinstrument seiner Art, das folglich auch zum Vorbild für die Juniorprofessuren avancierte.

    - Ein Resümee der Förderinitiative finden Sie nach den beiden folgenden Absätzen.

    Zum Abschluss der Initiative hat die VolkswagenStiftung eine weitere, die 65. Gruppe bewilligt. Am Historischen Seminar der Universität zu Köln leitet Dr. Alexander Nützenadel künftig die Nachwuchsgruppe "Globalisierung als historischer Prozess. Agrarmärkte, Welternährung, transnationale Politik (1870-1970)". Der junge Wissenschaftler überzeugte mit seiner Idee, die bisher weitgehend vernachlässigte historische Dimension von Globalisierung im komplexen Beziehungsgeflecht von wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Faktoren zu untersuchen und nach Kontinuitätslinien zu fragen. Ein Ansatz, der insbesondere zur Versachlichung der derzeit hitzig geführten Globalisierungsdebatte beitragen könnte. Im Mittelpunkt stehen drei Themen: die Entstehung globaler Märkte, die Rolle der Wissenschaft im Prozess der Globalisierung und die Versuche, den Prozess der Globalisierung politisch zu kontrollieren und zu steuern. Globalisierung wird dabei als langfristiger Prozess verstanden, der bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte. Ausgangspunkt ist das Jahr 1870, von dem ab die tief greifenden weltwirtschaftlichen Veränderungen der "ersten Globalisierungswelle" voll zum Durchbruch kamen. Als Endpunkt vorgesehen sind die frühen 1970er Jahre mit dem Ölschock, dem Zusammenbruch des Bretton-Wood-Systems und den großen Hungerkrisen in Afrika. Die Stiftung fördert die Nachwuchsgruppe fünf Jahre lang mit rund 870.000 Euro.

    Dr. Alexander Nützenadel - Jahrgang 1965 - hat Geschichte, Volkswirtschaftslehre, Informatik und Romanistik an der Universität Göttingen, der Università degli Studi di Venezia sowie der Freien Universität Berlin studiert. Er promovierte am Deutschen Historischen Institut in Rom und an der Universität zu Köln mit Abschluss im Jahr 1995. Seitdem lehrte und forschte er an der Universität zu Köln und war Visiting Fellow an der Columbia University, New York.
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    Kontakt Dr. Alexander Nützenadel, Universität Köln, Historisches Seminar, Tel.: 0221/4704450, E-Mail: alexander.nuetzenadel@uni-koeln.de
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    Bilanz der Förderinitiative "Nachwuchsgruppen an Universitäten"

    Mit der 1996 eingerichteten Förderinitiative "Nachwuchsgruppen an Universitäten" wollte die Stiftung jungen, herausragend qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, frühzeitig eigenständig Forschung zu betreiben - vorwiegend auf neuen und zwischen den Disziplinen angesiedelten Gebieten. Damit verbunden war die Leitung einer mit Mitarbeiterstellen und Sachmitteln ausgestatteten Arbeitsgruppe. Das Programm war fachlich nicht eingegrenzt und richtete sich somit gleichermaßen an die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wie an die Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie die Medizin. Insgesamt wurden in den sieben Bewilligungsrunden seit 1997 65 Vorhaben mit einem Volumen von 66,8 Millionen Euro bewilligt.

    Die Förderinitiative wurde zu einer Zeit eingerichtet, als die Notwendigkeit erkannt wurde, dass Nachwuchswissenschaftler früher eigenständig forschen sollten. Zu diesem Zeitpunkt war es das erste derartige Förderinstrument in der deutschen Universitätslandschaft, stieß demzufolge - wie obige Abbildung zeigt - sofort auf ein überwältigendes Interesse. In der jeweiligen Schlussrunde der Bewerbung mussten die jungen Forscher ihre Vorhaben vor einer interdisziplinär besetzten Gutachterkommission vertreten und sich dabei auch in direkter Konkurrenz bewähren. Mit dem von der Stiftung etablierten Begutachtungsverfahren gelang es, nicht nur Originalität, Relevanz und Innovationsgehalt der Vorhaben und das wissenschaftliche Umfeld zu beurteilen, sondern auch die Kreativität und persönliche Eignung der Kandidaten für die Leitung einer eigenen Arbeitsgruppe wesentlich besser einzuschätzen.

    Eine detaillierte Aufschlüsselung zeigt, dass rund 20 Prozent der Nachwuchsgruppen von Wissenschaftlerinnen geleitet werden. Das entspricht etwa der Quote der von Frauen im Jahr 2002 in Deutschland abgeschlossenen Habilitationen (21,6 Prozent). Elf der 65 Nachwuchsgruppen (17 Prozent) werden von ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geleitet, weitere 14 sind Rückkehrer aus dem Ausland (21,5 Prozent). Zum Vergleich: 2002 wurden lediglich 4,1 Prozent der Habilitationsschriften in Deutschland von ausländischen Wissenschaftlern abgeschlossen. Gerade der Vergleich zeigt, dass die Förderinitiative für diesen Adressatenkreis außerordentlich attraktiv war.

    Eine Aufgliederung nach Fachgebieten ist insofern schwierig, als die Vorhaben in der Mehrzahl interdisziplinär angelegt sind und damit mehreren Bereichen zugeordnet werden könnten. Insgesamt ist das ganze Spektrum an Fächern vertreten, wenngleich die Biowissenschaften und die Medizin dominieren. Dennoch hat die Stiftung stets auf eine thematische "Quotierung" verzichtet und allein auf die Kriterien wissenschaftliche Exzellenz, Innovationsgehalt, Originalität und Relevanz des Vorhabens sowie Kreativität und Eignung für die selbstständige Leitung einer Arbeitsgruppe gesetzt.

    Sieben Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter erhielten bereits einen Ruf auf eine Professur: Zwei Wissenschaftler wurden ins Ausland berufen, zwei von der Nachwuchsgruppenleitung direkt auf eine C4- und drei weitere auf eine C3-Professur. Ferner gab es noch zwei Ernennungen zu Außerplanmäßigen Professuren.

    Einige Wissenschaftsstandorte haben deutlich stärker als andere von dem Förderangebot profitiert. Allein 28 der 65 Nachwuchsgruppen verteilen sich auf drei Städte: Die meisten Gruppen wurden in Berlin (14) und hier vorwiegend an der Humboldt-Universität (8) eingerichtet, gefolgt von München (8), davon sechs an der LMU, und Tübingen mit sechs. Eine Landkarte, auf der die regionale Verteilung der Nachwuchsgruppen graphisch dargestellt ist, kann im Internet über http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse03/03122003.htm eingesehen werden (letzte Seite der dortigen Presseinformation)

    Fazit: Die Stiftung sieht das Ziel als erreicht an, mit dem Nachwuchsgruppen-programm einen zur Habilitation alternativen Qualifizierungsweg im deutschen Hochschulwesen aufzuzeigen und damit einen wichtigen Beitrag zur Wegbereitung für die Juniorprofessuren zu leisten. Zwischenzeitlich richteten auch andere Förderorganisationen ähnliche Programme ein, so etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit dem Emmy-Noether-Programm und das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem BioFuture-Programm. Die Stiftung geht nun weiter voran und hat das Nachwuchsgruppenangebot jetzt konsequenterweise in die "Lichtenberg-Professuren" übergeleitet. Hier will sie herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Verbindung mit innovativen Lehr- und Forschungsfeldern fördern und damit explizit zu einer Profilbildung der besten unter den deutschen Hochschulen beizutragen. Weitere Informationen zu den Lichtenberg-Professuren auf der Stiftungshomepage.

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse03/03122003.htm

    Kontakt VolkswagenStiftung:
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Christian Jung, Tel.: 0511/8381-380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt:
    Förderinitiative Nachwuchsgruppen an Universitäten (Fachgebiete der Abteilung für Natur- und Ingenieurwissenschaften, Medizin; Grundsatzfragen), Dr. Anja Fließ, Tel.: 0511/8381-374, E-Mail: fliess@volkswagenstiftung.de

    Kontakt:
    Förderinitiative Nachwuchsgruppen an Universitäten (Fachgebiete der Abteilung Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Dr. Marcus Beiner), Tel.: 0511/8381-289, E-Mail: beiner@volkswagenstiftung.de

    Kontakt letzte Nachwuchsgruppe:
    Dr. Alexander Nützenadel, Universität Köln, Historisches Seminar, Tel.: 0221/4704450, E-Mail: alexander.nuetzenadel@uni-koeln.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

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