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Wissenschaft
Vorstellung neuer Ergebnisse aus dem Projekt "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" am Donnerstag, 11. Dezember 2003, in Berlin
Die Vorstellung von diskriminierungs- und gewaltfreien modernen Gesellschaften war wohl nie realistisch. Zentrale Wertvorstellungen wie die "Gleichwertigkeit" der Menschen und deren Recht auf psychische und physische Unversehrtheit sind auch in vielen Ländern Europas nicht vollständig verwirklicht. Deshalb hat sich die Europäische Union 1997 verpflichtet, Diskriminierungen auf Grund von ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit, Behinderungen, geschlechtlicher Zugehörigkeit oder sexueller Orientierungen zu bekämpfen.
Jede Gesellschaft tut gut daran, in dieser Hinsicht für Selbstaufklärung zu sorgen, um sich des Ausmaßes der Realisierung oder Verletzung solcher zentralen Postulate zu vergewissern und um angemessen reagieren zu können. Dies zu leisten, werden seit 2002 jährlich repräsentative Bevölkerungsbefragungen nach den Ausmaßen, Veränderungen und Ursachen solch feindseliger Mentalitäten vorgenommen. Das Langzeitprojekt "Einstellungssyndrom 'Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit' in der Bevölkerung (2002 - 2011)" wird geleitet von Professor Dr. Wilhelm Heitmeyer vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Kooperationspartner sind Professor Dr. Steffen Kühnel von der Universität Göttingen, Professor Dr. Peter Schmidt von der Universität Gießen und Professor Dr. Ulrich Wagner von der Universität Marburg.
Finanziert wird das langfristig angelegte Projekt von einem Stiftungskonsortium unter Federführung der VolkswagenStiftung mit Beteiligung der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung und der Freudenberg Stiftung. Start war im April 2002; die VolkswagenStiftung stellte damals für zunächst drei Jahre 700.000 Euro zur Verfügung.
Ergebnisse aus dem Forschungsprozess werden der Öffentlichkeit im Jahresrhythmus vorgestellt - so zum ersten Mal vor einem Jahr in Berlin. Parallel erschien im Suhrkamp-Verlag der Band "Deutsche Zustände", Folge 1. Zur Präsentation der neuen Ergebnisse laden die beteiligten Partner interessierte Journalisten erneut ein zu einem Informationsgespräch für
- Donnerstag, den 11. Dezember 2003, 9.45 Uhr (Ende circa 12 Uhr)
- in die Räume der Parlamentarischen Gesellschaft,
- Friedrich-Ebert-Platz 2, 10117 Berlin.
Zum Ablauf: Professor Dr. Wilhelm Heitmeyer wird über ausgewählte Resultate berichten. Diese Befunde kommentiert dann Bundestagspräsident Wolfgang Thierse - unmittelbar vor der kurze Zeit später stattfindenden Antisemitismus-Debatte im Bundestag. Anschließend wird die Diskussion eröffnet. Als Gesprächspartner stehen Ihnen des Weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschergruppe zur Verfügung sowie seitens der VolkswagenStiftung Professor Dr. Axel Horstmann, Leiter der Abteilung Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Niedersächsisches Vorab, und die Projektbetreuerin Dr. Antje Gunsenheimer. Darüber hinaus stellt Professor Dr. Wilhelm Heitmeyer sein neues Buch zum Thema vor: "Deutsche Zustände", Folge 2, (edition Suhrkamp). Dort finden sich ausführliche Analysen, Essays und Interviews.
Informationen zum Projekt "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit"
Mit dem Begriff "Menschenfeindlichkeit" ist das Verhältnis zu spezifischen Gruppen gemeint, nicht ein individuelles "Feindschaftsverhältnis". Folgende Aspekte werden in diesem umfassenden Kontext untersucht:
- Rassismus: Abwertung anderer Menschen auf Grund der Bewertung biologischer Unterschiede ("natürliche" Höherwertigkeit der eigenen deutschen Gruppe);
- Antisemitismus: Abwertung von Menschen jüdischer Herkunft;
- Fremdenfeindlichkeit: Abwehr von Konkurrenz um Positionen, Plätze etc. auf Grund anderer ethnischer Herkunft;
- Heterophobie: Angst vor und Abwertung von "Norm"-Abweichung - also das Nicht-Zulassen von "Anders-Sein";
- Etabliertenvorrechte: Reklamierung von raum-zeitlicher Vorrangstellung gegenüber "Neuen";
- Sexismus: Demonstration der Überlegenheit des Mannes.
Die Wissenschaftler wollen im Verlauf eines Jahrzehnts Ausmaß und Entwicklung menschenfeindlicher Gruppeneinstellungen und diskriminierender Verhaltensweisen in der deutschen Bevölkerung untersuchen. Erhoben werden die Daten mittels Telefonbefragung: in einer ersten Welle bei 4.000, in den folgenden Wellen bei je 3.000 Personen. Die Analyse erfolgt auf der Basis sozialpsychologischer und soziologischer Theoriekonzepte sowie vor dem Hintergrund wahrgenommener gesellschaftspolitisch relevanter Entwicklungen.
Der Charakter des Vorhabens als ein zivilgesellschaftliches Projekt von besonderer Bedeutung zeigt sich auch daran, dass sich neben den genannten Stiftungen auch die Wochenzeitschrift "DIE ZEIT" und der Suhrkamp-Verlag dafür engagieren.
Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse03/08122003.htm
Kontakt
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung, Telefon: 05 11/83 81 - 380
E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
Kontakt Förderprojekt
VolkswagenStiftung
Dr. Antje Gunsenheimer, Telefon: 05 11/83 81 - 276
E-Mail: gunsenheimer@volkswagenstiftung.de
Kontakt Förderprojekt
Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Telefon: 05 21/1 06 - 3164
E-Mail: ikg@uni-bielefeld.de
http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse03/08122003.htm
Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Media and communication sciences, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results
German
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