idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/18/2003 15:35

Soziale Netzwerke besser nutzen, nicht verbrauchen

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Prof. Otto auf die Professur für Sozialmanagement an der Universität Jena berufen

    Jena (18.12.03) Flache Hierarchien, schlanke Strukturen, Effizienz, Qualitäts-Kontrolle, Motivation - angesichts der Kostenkrise sind künftig auch soziale Organisationen wie Wohlfahrtsverbände oder Jugendämter aufgefordert, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Aber der Sozialsektor "produziert" Dienstleistungen und nicht Autos. "Er funktioniert schlichtweg anders und braucht daher andere Management-Konzepte als ein Unternehmen", sagt Prof. Dr. Ulrich Otto (42). Der gebürtige Bonner ist kürzlich auf die Professur für Sozialmanagement in pädagogischen Handlungsfeldern an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen worden.

    Otto hat Erziehungswissenschaft, Politologie sowie Soziologie in Marburg, Konstanz und Tübingen studiert. Mit dieser Fächerkombination erwarb er das Rüstzeug, den seit zehn Jahren stattfindenden Reformprozess im Sozialsektor forschend zu begleiten. Er behält dabei auch die sozialstaatlichen und durch Verwaltungsstrukturen vorgegebenen Rahmenbedingungen im Auge. Er geht z. B. der Frage nach, wie man Non-Profit-Organisationen so steuert, dass am Ende mehr Qualität und Effizienz stehen. Eine Empfehlung des Wissenschaftlers ist, existierende soziale Netzwerke besser zu nutzen. Zu diesem Thema hat Prof. Otto seine Habilarbeit (2002) an der Uni Tübingen angefertigt: "Nehmen sie den Extremfall des rüstigen Alten, der ins Altersheim muss, nur weil er nicht mehr allein einkaufen gehen kann", illustriert der Soziologe. "Ein kleines Problem wird mit einer aufwändigen Standardmaßnahme angegangen." Otto empfiehlt, Angehörige, Nachbarn und Ehrenamtliche mit flexiblen sozialen Diensten zusammenzubringen und individuelle Hilfspakete zu schnüren. Fachleute sprechen von einem klug ausbalancierten "Wohlfahrtsmix".

    Ja, sogar rüstige Ältere können ehrenamtlich anderen Älteren helfen und dabei zugleich etwas für sich tun, erklärt der Erziehungswissenschaftler - aber dazu braucht es neue und ermutigende Strukturen. In seiner Promotion (1995) hat sich Prof. Otto mit solchen bereits existierenden "Seniorengenossenschaften" beschäftigt. Das führt den Wissenschaftler gleich zum nächsten Thema, nämlich einer Politik, die soziale Netzwerke pflegt, "sie fördert anstatt sie nur zu fordern". Dazu gehört "das Wahrnehmen und Würdigen entsprechender Leistungen." Genauso wichtig aber sind Anreize für bürgerschaftliches Engagement, die keineswegs immer finanzieller Art sein müssen. Die Hartz-Gesetze sind übrigens kein gutes Beispiel für ausbalancierte Anreizstrukturen, für bürgerschaftliche Ermutigung und einen pfleglichen Umgang mit sozialen Netzen", merkt Prof. Otto kritisch an. Gemeinsam mit dem Tübinger Politikwissenschaftler Josef Schmid hat er soeben eine Studie publiziert, in der die Engagementförderung der Bundesländer verglichen wurde.

    Die Forschung an solchen Schnittstellen z. B. zu Politologie aber auch Ökonomie oder Sozialpsychologie schätzt Prof. Otto sehr. "Sozialmanagement beschäftigt sich, ähnlich wie die Betriebswirtschaft, mit praktischen Fragestellungen", führt er aus. Doch auch das Theoriefundament in dem relativ jungen Fach müsse gestärkt werden. Die Arbeitsmarkt-Chancen für Absolventen sind gut. Sozialprofis mit Managerfähigkeiten, wie er sie ausbildet, werden gebraucht. Denn sowohl die Verwaltungen als auch die spezifisch-deutschen riesigen ehrenamtlich geführten Wohlfahrtsorganisationen tun sich schwer mit der nötigen Modernisierung.
    Apropos Ausbildung: Prof. Otto lehrt bereits seit 2001 vertretungsweise an der Universität Jena. Die Wurzeln, die ihn mit der "Hohen Schule" verbinden, reichen jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurück. Da wirkte nämlich sein Urgroßvater, der Mediziner Prof. Dr. Otto Binswanger, hier als Direktor der Psychiatrischen Klinik und Ordinarius.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Ulrich Otto
    Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Jena
    Carl-Zeiß-Platz 1, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945380
    E-Mail: ulrich.otto@uni-jena.de


    Images

    Prof. Dr. Ulrich Otto
    Prof. Dr. Ulrich Otto

    None


    Criteria of this press release:
    Law, Politics, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Personnel announcements
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).