idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Wie kann Europa im weltweiten Wettrennen um die Technologieführung bei Künstlicher Intelligenz nach vorne kommen? Fest steht: der europäischen KI-Forschung kommt eine zentrale Rolle zu, etwa um den wissenschaftlichen Nachwuchs und Fachkräfte zu sichern sowie KI-Anwendungen „made in Europe“ zu fördern. Katharina Morik, Professorin für Künstliche Intelligenz an der TU Dortmund und Mitglied der Plattform Lernende Systeme, koordiniert auf deutscher Seite die Zusammenarbeit der KI-Kompetenzzentren in Deutschland und Frankreich. Im Interview erklärt sie, warum die europäischen Länder in der KI-Forschung den Schulterschluss über müssen.
Frau Morik, welchen Stellenwert hat die deutsche KI-Forschung weltweit?
Katharina Morik: Deutschlands Forschungslandschaft ist auch nach internationalen Maßstäben gut aufgestellt: Gemäß SCIMAGO-Ranking war Deutschland im Ländervergleich bei der Anzahl der KI-Publikationen sowohl im Durchschnitt von 1996 – 2018 als auch 2018 allein auf Rang 6. Bei der Anzahl von Zitierungen lag Deutschland nach den USA und UK sogar auf dem 3. Platz.
Durch die nachhaltige Förderung des Deutschen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz (DFKI) und einiger Max Planck- sowie Fraunhofer-Instituten konnte die deutsche Forschung schon früh eine Spitzenposition einnehmen. Auch Sonderforschungsbereiche der DFG bieten KI-Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern eine längerfristige Perspektive und führen so zu herausragender Forschung. Start-ups wie DeepL oder RapidMiner zeigen, wie kurz der Weg von der Forschung in die erfolgreiche Praxis sein kann.
Übrigens ist auch die Ausbildung des Forschungsnachwuchses hierzulande so gut, dass unsere PostDocs in aller Welt sehr gern eingestellt werden.
Wodurch zeichnet sich die deutsch-französische Forschungskooperation aus?
Katharina Morik: Im deutsch-französischen Grenzgebiet gibt es eine Tradition der Zusammenarbeit, z.B. die Deutsch-Französische Hochschule in Saarbrücken oder das Abkommen zwischen DFKI und dem französischen nationalen Institut für Informationstechnologie (INRIA). Da Deutschland die Forschung zu maschinellem Lernen sehr lange nicht gefördert hat, war die enge Zusammenarbeit mit den französischen Zentren für den Aufbau dieses Gebietes in Deutschland von größter Bedeutung.
Gemeinsam mit dem Bereich Informatik (LRI) der Universität Paris-Sud konnte ich europäische Projekte und eine Sommerschule zu maschinellem Lernen und „participants‘ practical problems“ durchführen und so auch in Deutschland schon in den 80er Jahren das Fachgebiet des maschinellen Lernens mit aufbauen.
Inzwischen gestalten wir eine enge Zusammenarbeit mit Frankreich auch über die KI-Kompetenzzentren in den beiden Ländern. Ein erstes Treffen hat 2019 stattgefunden, weitere sind geplant. Ziel ist ein Netzwerk von Zentren, das ein lebendiges Ökosystem ergibt. Zu den Aktivitäten zählen der Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für intensive etwa 4 Wochen des gemeinsamen Denkens, die Diskussion der Curricula in KI und Data Science, sowie auch gemeinsame Anstrengungen für den Transfer in Anwendungen und die Unterstützung bei geeigneter Rechenkapazität.
Warum ist eine europäische Zusammenarbeit notwendig?
Katharina Morik: Europa hat das Potenzial, eine menschenorientierte KI-Forschung zu entwickeln, die Grundlagenforschung mit solidem Transfer in die Praxis verbindet. Die europäische Konferenz ECML PKDD z.B. hat sich als Graswurzelbewegung zu einem Forum des Austausches zwischen Wissenschaftlern entwickelt - 800 Teilnehmer waren es 2019. Um neben China und den USA zu bestehen, muss allerdings in großem Ausmaß, abgestimmt und langfristig in den europäischen Ländern in die Forschung zu Künstliche Intelligenz investiert werden. In China und den USA sind etwa 20 Professuren an einer Universität für Teilgebiete der KI ausgewiesen und jeweils mit PostDocs und Rechnerinfrastruktur ausgestattet. KI-Forschung als Leistung Einzelner ist nicht mehr zielführend.
http://www.plattform-lernende-systeme.de
Katharina Morik, Professorin für Künstliche Intelligenz an der TU Dortmund und Leiterin der Arbeitsg ...
Ursula Dören/TU Dortmund
None
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration, Electrical engineering, Information technology, Politics
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Science policy
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).