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01/09/2004 09:59

RUB-Absolventen-Studie: Was machen eigentlich Sozialwissenschaftler?

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Arbeitslosigkeit unter Sozialwissenschaftlern ist dreimal so hoch die bei Akademikern insgesamt. 40 Prozent der Absolventen finden ihre erste Beschäftigung an der Universität, immer mehr zieht es in die freie Wirtschaft, wo sie sich dann selbst nicht mehr als Sozialwissenschaftler bezeichnen. Das fand Dipl.-Soz. Wiss. Andreas M. Ortenburger in seiner Diplomarbeit heraus, für die er einen der Preise an Studierende der RUB erhielt.

    Bochum, 09.01.2004
    Nr. 7

    RUB-Sowi spürt den Kommilitonen nach
    Prämierte Studie: "Was machen eigentlich Sozialwissenschaftler?"
    Viele bleiben in der Uni

    Die Arbeitslosigkeit unter Sozialwissenschaftlern ist dreimal so hoch die bei Akademikern insgesamt. 40 Prozent der Absolventen finden ihre erste Beschäftigung an der Universität, immer mehr zieht es in die freie Wirtschaft, wo sie sich dann selbst nicht mehr als Sozialwissenschaftler bezeichnen. Das fand Dipl.-Soz. Wiss. Andreas M. Ortenburger in seiner Diplomarbeit "Was machen eigentlich Sozialwissenschaftler?" (Betreuer: PD Dr. Hans Georg Tegethoff) heraus. Für seine Studie wurde er mit einem der Preise an Studierende 2003 der RUB ausgezeichnet.

    Unklares Bild

    Darüber, was ein Sozialwissenschaftler eigentlich so treibt, wenn er mit der Uni fertig ist, herrschen unklare Vorstellungen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Sozialwissenschaftler, die außerhalb von Hochschulen arbeiten, häufig nicht als solche bezeichnen. Fest steht: Phasen der Arbeitslosigkeit gehören zu fast jeder Berufskarriere von Sowis. Die Arbeitsmarktforschung zeigte, dass der Anteil von erwerbslosen Sozialwissenschaftlern fast drei Mal so hoch ist wie bei Akademikern insgesamt und leicht über der "amtlichen" Arbeitslosenquote von ca. 9,5 Prozent liegt. Die Alterstruktur der erwerbslosen Soziologen und Politologen hat sich mit der Zeit verschoben, fand Andreas Ortenburger heraus: Der Anteil der unter 30jährigen hat sich von über 40 Prozent im Jahr 1980 auf sieben Prozent im Jahr 1995 verringert. "Gründe dafür sind unter anderem längere Studienzeiten und weniger Berührungsängste mit wirtschaftsnahen Tätigkeiten", erklärt er.

    Von der Wissenschaft in die Wirtschaft

    In Stellenanzeigen werden kaum explizit Sozialwissenschaftler nachgefragt, obwohl auf eine Vielzahl unspezifisch ausgeschriebener Stellen auch Sozialwissenschaftler eingestellt werden. Befragungen in Unternehmen zeigten, dass in der Privatwirtschaft ca. ein bis zwei Sozialwissenschaftler je 4.000 Mitarbeiter beschäftigt sind; im Öffentlichen Dienst zwei bis vier Mal so viel. Bei den Berufsbereichen hat sich im Berufsverlauf die Bedeutung von Institutionen der Wissenschaft und Forschung auf solche in Industrie, Handel und Dienstleistungen verschoben, d.h. ein erheblicher Anteil der zuerst in der Wissenschaft Beschäftigten wechselt später in privatwirtschaftliche Arbeitsfelder. Andererseits ist bei den Bochumer Absolventen "Wissenschaft und Forschung" als Arbeitgeber der ersten Stelle nach dem Abschluss von ca. 26 Prozent Mitte der siebziger Jahre auf über 40 Prozent in den neunziger Jahren gestiegen.

    Bochumer Arbeitslosenstatistik ist günstig

    In Bochum haben seit 1967 mehr als 1.800 Sozialwissenschaftler ihr Diplom gemacht. Eine Befragung der Absolventen hat ergeben, dass gut 90 Prozent zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig waren. Lediglich 2,8 Prozent gaben an, tatsächlich arbeitssuchend zu sein. "Im Vergleich zur bundesweit geschätzten Erwerbslosigkeit bei Sozialwissenschaftlern von knapp zwölf Prozent ist der Bochumer Wert also günstig", zieht Andreas Ortenburger Bilanz. Nach durchschnittlich fünf Monaten treten die Bochumer Absolventen ihre erste Stelle an; diese ist allerdings, wie auch allgemein zu beobachten, mit zunehmender Tendenz eine befristete Teilzeit-Stelle. Einen Studienbezug hat diese Stelle allerdings in ca. 80 Prozent der Fälle. "Zwei Dinge sollte man aber keinesfalls vergessen", so Ortenburger, "einerseits verpflichtet ein sozialwissenschaftlicher Hochschulabschluss nicht dazu, auch als Sozialwissenschaftler zu arbeiten, andererseits bedingt eine befristete Teilzeitbeschäftigung nicht zwingend eine Entlohnung in der Nähe der Armutsgrenze. Unsichere und/oder fachfremde Beschäftigungsverhältnisse können genauso Ausdruck einer desolaten Arbeitsmarktlage wie individuell gewollter Berufsbiographie sein."

    31 Studien interpretiert und verglichen

    Neben der Analyse von Stellenanzeigen für Sozialwissenschaftler und Befragungen von Unternehmen beruht die Diplomarbeit auf einem methodischen und inhaltlichen Vergleich von 20 vorliegenden Absolventenstudien und elf weiteren aus der Literatur. Da diese Studien oft auf schriftlichen Befragungen der Absolventen unterschiedlicher Jahrgänge und verschiedener Studiengänge (Soziologie, Politikwissenschaft oder der Sozialwissenschaft) mit verschiedenen Frageinstrumenten und unterschiedlichen Erkenntnisinteressen basieren, musste Andreas Ortenburger sie durch Umkodierungen und Signifikanztests zuerst so aufarbeiten, dass sie vergleichbar waren. Für die weitere Absolventenforschung im Fachbereich Sozialwissenschaften findet sich im Anhang eine Tabelle mit methodisch relevanten Daten.

    Weitere Informationen

    Dipl.-Soz. Wiss. Andreas Ortenburger, Institut für Pädagogik der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, GA 2/36, Tel. 0234/32-28844, E-Mail: andreas.ortenburger@ruhr-uni-bochum.de


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    Criteria of this press release:
    Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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