idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/20/2020 13:45

DDG warnt vor drohender Unterversorgung von Diabetespatienten durch Corona-Pandemie

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    Durch die Umstellungen in der klinischen Versorgung zugunsten infektiologischer Maßnahmen droht in Deutschland eine gefährliche Unterversorgung von chronisch Erkrankten und Personen mit akuten Beschwerden. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt davor, dass durch diese Entwicklung Notfallsituationen zu spät identifiziert und Betroffene hierdurch unnötig gefährdet werden. Schwere Unterzuckerungen, eine Ketoazidose oder ein unbehandelter diabetischer Fuß gehen ebenso wie ein dauerhaft schlecht eingestellter Blutzucker mit dramatischen Folgen für die Gesundheit einher.

    Durch die Umstellungen in der klinischen Versorgung zugunsten infektiologischer Maßnahmen droht in Deutschland eine gefährliche Unterversorgung von chronisch Erkrankten und Personen mit akuten Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte aus der Endokrinologie und Diabetologie beobachten derzeit einen starken Rückgang der Patientenzahlen in Praxen, Ambulanzen sowie Notambulanzen. Mancherorts wurden Diabetesabteilungen sogar zugunsten der Versorgung von Patienten mit COVID-19 geschlossen. Als Folge werden dringliche Vorsorge- und Behandlungstermine häufig nicht nur seitens der Patientinnen und Patienten, sondern auch seitens der Kliniken und Praxen verschoben. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt davor, dass durch diese Entwicklung Notfallsituationen zu spät identifiziert und Betroffene hierdurch unnötig gefährdet werden. Schwere Unterzuckerungen, eine Ketoazidose oder ein unbehandelter diabetischer Fuß gehen ebenso wie ein dauerhaft schlecht eingestellter Blutzucker mit dramatischen Folgen für die Gesundheit einher.

    „Der gesundheitspolitische Fokus hat sich in den vergangenen Wochen so sehr auf die COVID-19-Patienten gerichtet, dass nun chronisch und akut Erkrankte Gefahr laufen, unter die Räder zu geraten“, mahnt DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. „Die öffentliche Verunsicherung ist groß. Viele Menschen nehmen wichtige Arzttermine nicht mehr wahr oder bleiben bei akuten Beschwerden zu Hause – aus Rücksicht auf das Gesundheitssystem, aufgrund falsch verstandener Ausgangsbeschränkungen oder aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus“, betont die Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Marienhospital in Stuttgart. Insbesondere Menschen mit schlecht eingestelltem Diabetes und Diabetesfolgeerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Nierenerkrankungen, Polyneuropathie und Gefäßerkrankungen hätten bei Infektionskrankheiten einen schwereren Krankheitsverlauf als solche ohne Diabetes.

    Damit auch Menschen mit Diabetes gut durch die Corona-Pandemie kommen, sei es jetzt besonders wichtig, dass sie eine leitliniengerechte Therapie hinsichtlich ihrer Stoffwechseleinstellung und ihrer Folgeerkrankungen erhielten. „Als Endokrinologin mache ich mir zudem Sorgen um Menschen mit Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen, da diese besonders schnell im Rahmen von Infektionserkrankungen in lebensbedrohliche Notfallsituationen, wie etwa eine Addison-Krise, gelangen können“, führt Kellerer aus. Morbus Addison-Patienten erleiden in diesem Fall schwere Kreislaufstörungen, die bis zum Koma führen können. „Zwar sind insbesondere im internistischen Bereich noch Ressourcen durch schwere COVID-19-Fälle gebunden. Doch wir halten weiterhin ausreichend Kapazitäten vor, Patienten mit anderen internistischen Erkrankungen und Beschwerden effektiv zu versorgen“, ermuntert Kellerer. Sie fordert dazu auf, Krankheitssymptome ernst zu nehmen. Insbesondere mehrfacherkrankte Diabetespatienten sollten bei schlechten Blutzuckerwerten oder Veränderungen des Gesundheitszustandes umgehend ärztliche Hilfe ersuchen.

    Denn ein unzureichend kontrollierter Diabetes kann schwere gesundheitliche Folgen haben. „Liegt beispielsweise der HbA1c-Wert über einen längeren Zeitraum nur etwa zwei Prozentpunkte über dem Therapieziel, steigt das Risiko für Folgeerkrankungen erheblich an“, warnt DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz. Umgekehrt stellen schwere Hypoglykämien für Diabetespatienten eine unterschätzte akute Gefahr dar. Durch eine Ketoazidose könne der Betroffene ins Koma fallen.

    Kellerer gibt schließlich zu bedenken, dass es noch ein Jahr und länger dauern könne, bis eine ausreichende „Durchseuchung“ der Bevölkerung erfolgt sei und/oder ein Impfstoff zur Verfügung stehe. Bis dahin könne man die chronischen Erkrankungen nicht un- oder unterversorgt lassen. Gerade bei Diabetes könne eine zunächst harmlos aussehende Infektion am Fuß bei Verschleppung der Behandlung eine spätere Amputation zur Folge haben. Deshalb sei eine umsichtige Rückkehr zu einer gewissen Normalität in der Patientenversorgung geboten.

    Die DDG weist darauf hin, dass Fachärztinnen und -ärzte aus der Endokrinologie und Diabetologie weiterhin für die Versorgung ihrer Patienten zur Verfügung stehen und entsprechende Ressourcen vorhalten. „Damit Menschen mit Diabetes möglichst gut durch die Corona-Pandemie kommen, raten wir dringend zur Einhaltung wichtiger Kontroll- und Behandlungstermine. Andernfalls droht ein schwerer Verlauf bei Infektionserkrankungen wie COVID-19 und auch ein Anstieg an akuten und chronischen Diabeteskomplikationen“, betont Kellerer.


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Medicine, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).