idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/22/2020 10:36

Felbermayr: Corona-Lasten sind unfair verteilt, Ausgleich notwendig

Guido Warlimont Kommunikation
Institut für Weltwirtschaft (IfW)

    Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, hält die wirtschaftlichen Lasten aus der Bekämpfung des Coronavirus für unfair verteilt. Während die gesamte Gesellschaft vom Eindämmen des Virus profitiere, trügen die Lasten der Virus-Bekämpfung vor allem jene Unternehmen, die in einer von den Gesundheitsauflagen besonders betroffenen Branche tätig sind. Sie starten überschuldet in die Zeit nach der Krise, was die Erholung hemmt. Deshalb müsse für die Wirtschaftspolitik neben der Schadensbegrenzung der faire Ausgleich der Lasten zum Maßstab werden.

    „Es ist unfair, wenn die Lasten der Seuchenbekämpfung vor allem jene tragen, die in einer besonders durch Auflagen betroffenen Branche tätig sind wie etwa dem Tourismus oder der Gastronomie. Gleichzeitig kommen die Erfolge der Pandemiebekämpfung auch jenen zugute, die von den Auflagen nicht betroffen sind und ihr Geschäft normal weiter betreiben können. Wenn es nicht zu einem Lastenausgleich kommt, wird das Eigenkapital vieler Unternehmen stark angegriffen, was sich als schwere Hypothek für einen Aufschwung nach der Krise herausstellen könnte“, warnte Felbermayr.

    Zwar könnten die besonders betroffenen Unternehmen bei ausbleibendem Umsatz auch von Kreditprogrammen, Zuschüssen und Kurzarbeiterregelungen profitieren. Aber damit steigt meist auch ihre Verschuldung. Gleichzeitig arbeiteten sie unter einem für sie nicht beherrschbaren Risiko weiter, da ihr Geschäft auf noch nicht absehbare Zeit von den Behörden untersagt oder eingeschränkt ist, sagte Felbermayr.

    „Wenn die Unternehmen jetzt wüssten, dass sie am Ende nicht alleine auf den Lasten sitzen bleiben, könnten sie zuversichtlicher und mit größerer Sicherheit für die Zukunft planen. Nur dann werden auch die bereits beschlossenen Liquiditätshilfen ihre volle Wirkung entfalten können“, sagte Felbermayr. In einem gemeinsamen Kiel Policy Brief schlagen deshalb Felbermayr und IfW-Kiel-Konjunkturchef Stefan Kooths vor, dass frühzeitig ein Lastenausgleich angekündigt wird. Konkret könnte der Staat zusagen, die in der jeweiligen Branche durchschnittlich entstehenden Einkommensausfälle (Betriebsüberschuss bzw. Selbständigeneinkommen) im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 zu einem noch festzulegenden Anteil auszugleichen. Bereits erhaltene Corona-Hilfen werden dabei angerechnet. Indem der Branchendurchschnitt zur Orientierung herangezogen wird, bleibt der Anreiz erhalten, besser als die Branche zu wirtschaften. „Staatlich alimentierte Corona-Ferien darf es nicht geben“, sagte Felbermayr.

    Zudem sollte die öffentliche Hand bei allen Krediten nur anteilig bürgen, damit die privaten Kreditgeber (meist Banken) weiterhin einen Anreiz für ernsthafte Bonitätsprüfungen haben. Dank eines angekündigten Lastenausgleichs würden dann aber nicht ganze Branchen durch die Bonitätsprüfung fallen, sondern nur Unternehmen, die auch sonst wenige Chancen auf Weiterbestehen hätten.

    Die für die zusätzlichen Zahlungen des Staates notwendigen Schulden müssten in den Folgejahren durch die Steuerzahler entsprechend den im Steuerrecht etablierten Kriterien abgetragen werden. „Dann werden die Lasten in erster Linie nach Leistungsfähigkeit verteilt und nicht nach zufälliger und unverschuldeter Betroffenheit“, sagte Felbermayr.

    Medienansprechpartner:
    Guido Warlimont
    Leiter Kommunikation
    T +49 431 8814-629
    guido.warlimont@ifw-kiel.de

    Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 (431) 8814-774
    F +49 (431) 8814-500
    www.ifw-kiel.de


    Contact for scientific information:

    Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D.
    Präsident
    T +49 0431 8814-236
    gabriel.felbermayr@ifw-kiel.de

    Prof. Dr. Stefan Kooths
    Leiter Prognosezentrum
    Tel +49 431 8814-579 oder
    +49 30 2067 9664
    stefan.kooths@ifw-kiel.de


    Original publication:

    Kiel Policy Brief „Stabilitätspolitik in der Corona-Krise“ (https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=14088&L=1)


    Images

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Economics / business administration, Politics, Social studies
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).