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Eine Notbetreuung in Kindertagesstätten und Schulen gibt es derzeit nur für Kinder von Eltern, die in „systemrelevanten" Berufen arbeiten. Warum diese jedoch dringend ausgeweitet werden muss, erklärt die Kinder- und Jugendpsychologin Prof. Dr. Anette Conzelmann von der PFH Private Hochschule Göttingen.
Dänemark öffnete bereits erste Kitas und Schulen. In Deutschland soll der Schulbetrieb ab dem 4. Mai 2020 schrittweise wieder aufgenommen werden, allerdings zunächst vor allem für Klassen, die kurz vor dem Abschluss oder einem Schulwechsel stehen. „Familien mit psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen, konflikthafte Familien, in denen die Kinder bislang externe Hilfsangebote wahrgenommen haben sowie Familien mit Kindern mit Behinderungen müssen jetzt bevorzugt betreut werden“, fordert Prof. Dr. Anette Conzelmann, Professorin für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter an der PFH Private Hochschule Göttingen. Durch Ausgangsbeschränkungen und die fehlende Außerhausbetreuung hat sich insbesondere die Situation dieser Kinder und Jugendlichen dramatisch verschärft. „Unser bisheriges Leben mit all seinen stabilisierenden Routinen ist außer Kraft gesetzt, dieser Ausnahmezustand ist schon für gesunde Familien ein Belastungstest“, so Conzelmann. Besonders problematisch ist die Situation für belastete Familien, weil inzwischen der Zugang zu externen Hilfen erschwert ist. Zudem steigt die Gefahr von familiären Konflikten, dysfunktionaler Erziehung und Misshandlungen stark an, das belegen auch Daten aus China.
Bevorzugte Betreuung kann prekäre Situation entschärfen
„Eine bevorzugte Betreuung in Kindertagesstätten und Schulen würde die prekäre Situation von betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien deutlich entschärfen und auch die negativen Folgen auf die psychische und körperliche Gesundheit der Betroffenen abmildern“, so Conzelmann, die auch in der Abteilung Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter am Universitätsklinikum Tübingen arbeitet. Conzelmann schließt sich damit der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) an, die Ende März eine Notbetreuung für psychisch kranke Kinder und Kinder psychisch kranker Eltern forderte.
Teletherapie kann zur Entlastung beitragen
Zur Entlastung der prekären Situation kann laut der Kinder- und Jugendpsychologin der Einsatz von Teletherapie beitragen. „Wir haben mit psychotherapeutischen Videositzungen und Telefonsprechstunden bereits vor der Corona-Krise gute Erfahrungen gesammelt, sie kann jetzt dazu beitragen, die psychotherapeutische Versorgung aufrechtzuerhalten. Die Behandlung kann von zu Hause aus fortgesetzt werden, ohne dass die Betroffenen in die therapeutische Praxis kommen müssen, dadurch wird eine längere Behandlungspause vermieden“, sagt Conzelmann.
Prof. Dr. Anette Conzelmann von der PFH Göttingen: Ausweitung der Notbetreuung geboten
Source: PFH Private Hochschule Göttingen
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
transregional, national
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