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Wie erleben Beschäftigte die aktuelle, pandemiebedingte Arbeitssituation im Home-Office? Welche Verbesserungsmöglichkeiten können Unternehmen für die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs schaffen? Und welchen Einfluss können die Erfahrungen der Beschäftigten auf die zukünftige Arbeitsplatzgestaltung haben? Eine Ad-hoc-Studie der TH Köln hat die derzeitige Home-Office-Situation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern branchenübergreifend untersucht und daraus Handlungsempfehlungen für Unternehmen abgeleitet.
„Die Unternehmen werden sich vor allem im Verwaltungsbereich weiter weg vom Normalarbeitsplatz bewegen“, prognostiziert Prof. Dr. Christian Ernst von der Fakultät für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, der die Studie durchgeführt hat. Er betont: „Mit den neuen Erfahrungen könnte sich auch politisch eine neue Front für einen gesetzlichen Anspruch auf Home-Office herausbilden. Auch wenn dieser Anspruch wirtschaftspolitisch nicht zielführend ist, kann Home-Office dort, wo es arbeitsorganisatorisch sinnhaft und individuell wünschenswert ist, ein positiver Aspekt sein, den die derzeitige Krise übriglässt.“ Das Arbeiten zuhause sollte seiner Meinung nach jedoch nicht ordnungspolitisch erzwungen, sondern unternehmerisch gewollt sein. Die Arbeitswelt der Zukunft, die einen gehörigen Teil der repetitiven Arbeit durch Künstliche Intelligenz ersetzen werde, benötige weniger den Befehlsempfänger als den mitdenkenden und proaktiv wie verantwortlich handelnden Menschen. Und der habe vor allem in der jungen Generation zunehmend keinen örtlich fest verankerten Arbeitsplatz mehr, resümiert Ernst.
Branchen- und qualifikationsunabhängig hohe Zufriedenheit
Die Umfrage fand in den ersten beiden Aprilwochen statt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Industrie, Handwerk, Dienstleistungsbereich und Handel sowie dem Öffentlichen Dienst nahmen daran teil. Dabei zeigten sich 74 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer derzeitigen Home-Office-Situation. 21 Prozent äußerten sich mittelmäßig zufrieden und nur fünf Prozent waren unzufrieden. Daraus ergibt sich eine Gesamtnote von 2,04 (Mittelwert). Von den Befragten haben jeweils 36 Prozent noch nie oder selten im Homeoffice gearbeitet. 19 Prozent haben zuvor immerhin schon häufiger mobil gearbeitet und fünf Prozent sehr häufig. Drei Prozent arbeiten ausschließlich in Telearbeit.
Bemerkenswert an den Ergebnissen ist unter anderem, dass bei ansteigender Hierarchie die Unzufriedenheit wächst: Fachkräfte scheinen zufriedener als Führungskräfte, obwohl sie bisher seltener im Home-Office gearbeitet haben. 32 Prozent des oberen und mittleren sowie 34 Prozent des unteren Managements haben bereits Home-Office-Erfahrungen, dagegen nur 25 Prozent der Fachkräfte. „Möglicherweise ist dies ein noch recht stiller Appell der operativen Ebene, in Zukunft vermehrt zuhause arbeiten zu wollen“, schätzt Prof. Ernst.
Subjektiv empfundene Arbeitsproduktivität
Untersucht wurde auch, inwiefern die Produktivität durch mobiles Arbeiten beeinträchtigt wird oder nicht. Nur 20 Prozent der von heute auf morgen im Home-Office arbeitenden Befragten sehen ihre Produktivität verschlechtert, 37 Prozent sind der Meinung, dass die Produktivität gleichgeblieben ist. Und sogar 42 Prozent der im Home-Office beschäftigten Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben an, dass sie produktiver sind.
Als problematisch wurde vor allem der Mangel an sozialen Kontakten und der fehlende Austausch mit Kolleginnen und Kollegen empfunden (66 Prozent). Zudem bemängelten die Befragten u. a. eine unzureichende räumliche Ausstattung (26 Prozent), die IT-Hardware (23 Prozent) und schlechte Internetverbindungen (20 Prozent). Unklare Zielsetzungen bei der Tätigkeit oder Schwierigkeiten, sich selbst zu motivieren, empfanden dagegen nur sieben bzw. vier Prozent der Befragten.
Prof. Ernst fasst zusammen: „Trotz aller Problembereiche: Die alteingesessenen Home-Office-Worker sind ohnehin zufrieden und die Neulinge sind deutlich auf den Geschmack gekommen.“ Die Ergebnisse zur Produktivität würden zwar keine Evidenz für eine tatsächlich höhere Arbeitseffizienz im Home-Office liefern, da nur das Meinungsbild der Beschäftigten erhoben wurde und eine gewisse soziale Erwünschtheit nicht auszuschließen sei. „Die Zufriedenheit ist aber ein klares Ausrufezeichen an Unternehmen für die zukünftige Gestaltung unserer Arbeitswelt“, so Ernst.
Denn zwei Drittel der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer können sich vorstellen, „wahrscheinlich“ (27 Prozent) oder „auf jeden Fall“ (38 Prozent) auch in Zukunft weiterhin im Home-Office zu arbeiten. Neben 16 Prozent Unentschiedenen lehnen nur 20 Prozent das Modell ab und wollen zur alten Routine zurück.
Home-Office und Kinderbetreuung
Unter den Befragten sind 62 Prozent der Frauen und 68 Prozent der Männer auch für die Zukunft überzeugt von dieser Art des flexiblen und mehr selbstbestimmten Arbeitens. Allerdings sahen das nur 55 Prozent der Personen so, die betreuungspflichtige Kinder und Home-Office unter einen Hut bringen müssen: Rund jede vierte Person lehnt die Telearbeit von zuhause für die Zukunft ab. Nur 31 Prozent der Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern sind der Meinung, dass sie im Home-Office produktiver sind.
Methodik der Studie
Die Umfrage wurde als Ad-hoc-Studie konzipiert, d.h. als eine empirische Befragung, die ein aktuell auftretendes Problem in einem sehr kurzfristigen Befragungshorizont untersucht. Die Befragung wurde anonym durchgeführt und die Ergebnisse soziodemographisch differenziert nach Geschlecht, Qualifikationsniveau, Tätigkeitsniveau und Branche. An der Online-Umfrage vom 1. bis 14. April beteiligten sich 903 Personen.
Zu den vollständigen Studienergebnissen: https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/aktuell/pm/2020/ad-hoc-...
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