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Studie der Deutschen Sporthochschule zeigt: Statistisch gesehen schneiden die Engländer nicht schlechter ab als andere Nationen
1976 und 1978 wurde von UEFA und FIFA das Elfmeterschießen als Methode zum Spielentscheid bei unentschiedenen Spielen eingeführt. Neunmal stand das englische Nationalteam seitdem in einer solchen Situation bei Welt- und Europameisterschaften am Elfmeterpunkt, nur dreimal waren die „Three Lions“ erfolgreich. Aber sind englische Elfmeterschützen tatsächlich schlechter als Spieler anderer Nationen?
Dieser Frage gingen Michel Brinkschulte, Dr. Philip Furley und Prof. Dr. Daniel Memmert vom Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der Deutschen Sporthochschule Köln nach. Dazu werteten sie alle 696 im Spiel und im Elfmeterschießen geschossenen Strafstöße im Rahmen der Welt- und Europameisterschaften seit 1976 sowie 4.708 Spielelfmeter, geschossen in fünf der höchsten europäischen Fußballligen (England, Deutschland, Spanien, Italien und Holland; Saison 2006/07 bis 2015/16) aus.
Bei Welt- und Europameisterschaften landeten insgesamt 72% der Versuche bei Elfmeterschießen (473 Elfmeter) im Netz, bei Spielelfmetern waren es 79% (223 Elfmeter). In den europäischen Ligen wurden innerhalb der gleichen Zeitspanne 71% der 4.708 Strafstöße verwandelt. Spitzenreiter beim Elfmeterschießen der großen Turniere sind die Deutschen, die bei 85% ihrer 46 Schüsse erfolgreich waren. Die Erfolgsquote der englischen Schützen in EM- bzw. WM-Elfmeterschießen lag bei 40 Versuchen mit 61% zwar unter dem Durchschnitt, statistisch gesehen weicht dieser Wert allerdings nicht bedeutsam von der Quote der insgesamt verwandelten Elfmeter aller Nationen ab. Bei aus dem Spiel heraus geschossenen Strafstößen schneiden die Engländer – wahrscheinlich zur Überraschung aller Anhänger der „Elfmeterfluch“-Theorie – mit 90% der 10 Elfmeter bei EM und WM bzw. 75% in den europäischen Ligen sogar besser ab als der Durchschnitt.
„Beim Betrachten aller Ergebnisse sind im Hinblick auf die Nationalität zwar Unterschiede zu erkennen, allerdings sind keine davon statistisch signifikant. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Engländer per se keine schlechteren Elfmeterschützen sind als die aus anderen Ländern“, sagt Michel Brinkschulte über die zentrale Forschungsfrage der Studie. Mitautor Dr. Philip Furley ergänzt: „Gerade solche hochemotionalen Elfmeterschießen neigen dazu, eher in Erinnerung zu bleiben, und können laut einer renommierten Theorie in der kognitiven Psychologie – der Verfügbarkeitsheuristik – zu der Annahme führen, dass diese Ereignisse häufiger vorkommen als dies tatsächlich der Fall ist.“
„Trotzdem ist natürlich nicht auszuschließen, dass es andere Einflussfaktoren gibt, die die Leistung der englischen Elfmeterschützen beeinflussen könnten“, so Professor Daniel Memmert. Neben dem oft zitierten Druck durch die englische Boulevardpresse wäre eine mögliche Erklärung, „dass sich die englischen Nationalspieler von dem allgegenwärtigen Stereotyp beeinflussen lassen und dann tatsächlich schlechtere Leistungen abliefern.“ Psychologische Befunde zum sogenannten „Stereotype Threat“ zeigen, dass derartige Stereotype nachweislich die Leistung der stereotypisierten Gruppe negativ beeinflussen können.
Die Studie wurde im April 2020 veröffentlicht in:
Scientific Reports (2020), 10:7027: English Football Players are not as Bad at Kicking Penalties as Commonly Assumed. Michel Brinkschulte, Philip Furley, Daniel Memmert.
Michel Brinkschulte, Dr. Philip Furley, Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert: https://www.dshs-koeln.de/aktuelles/meldungen-pressemitteilungen/detail/meldung/...
Scientific Reports (2020), 10:7027: English Football Players are not as Bad at Kicking Penalties as Commonly Assumed. Michel Brinkschulte, Philip Furley, Daniel Memmert. https://www.nature.com/articles/s41598-020-63889-6
Der englische Elfmeterfluch
Foto: DSHS Köln
None
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Sport science
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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