idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Bei Migration und Integration denken viele zunächst an städtische Phänomene. Mit dem verstärkten Zuzug von Geflüchteten in den letzten Jahren und der 2016 eingeführten Wohnsitzregelung erweitert sich jedoch der räumliche Fokus. Das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat deswegen in einer Studie untersucht, wie die Integration von Geflüchteten auch in ländlichen Räumen gelingen kann.
"Fragen der Mobilität und der verfügbaren – auch digitalen – Infrastruktur spielen eine zentrale Rolle für die Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen, ebenso wie für die Attraktivität dieser Räume als Lebensort insgesamt", hebt die Projektleiterin, Dr. Susanne Worbs, ein zentrales Ergebnis der Studie hervor. "Da Geflüchtete zunächst überwiegend auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind, hängen ihre Integrationschancen stark von der Erreichbarkeit entsprechender Angebote ab." Dies betrifft gleichermaßen Arbeit, Bildung, Gesundheitsversorgung, die notwendigen Behördenkontakte und die Freizeitgestaltung.
Vielfalt der ländlichen Räume
Im Detail haben die Analysen, die auf Registerdaten und Interviews in sechs Landkreisen beruhen, gezeigt, dass sich Landkreise in Deutschland bezüglich Demografie, Siedlungs- und Infrastruktur, ökonomischen Kennziffern und sozialem Leben stark voneinander unterscheiden – und damit auch hinsichtlich der Integrationsvoraussetzungen. Die "Stärken" oder "Schwächen" der jeweiligen Region, beispielsweise in der Wirtschaftsstruktur oder der ÖPNV-Versorgung, wirken sich auf zugewanderte Menschen in ähnlicher Weise aus wie auf die schon länger dort lebende Bevölkerung.
Die Verteilung der Geflüchteten in ganz Deutschland variiert je nach Aufenthaltsstatus. So konzentrieren sich Asylbewerberinnen und -bewerber sowie Geflüchtete mit einer Duldung auf Landkreise und Städte mit großen Aufnahmeeinrichtungen, bedingt durch entsprechende rechtliche Regularien. Die deutliche Mehrheit sind jedoch Schutzberechtigte und diese sind überdurchschnittlich häufig in kreisfreien Städten zu finden. Geflüchtete mit bereits längerem Aufenthalt in Deutschland und einer Niederlassungserlaubnis lebten Ende 2017 fast ausschließlich in den westlichen Bundesländern inklusive Berlin. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass ländliche Räume eine zunehmende Rolle als Wohnort von Geflüchteten spielen.
Während die vier für die Studie betrachteten westdeutschen Landkreise bereits Erfahrungen mit früheren Zuwanderungsbewegungen hatten, wurde in den beiden ostdeutschen Landkreisen der vermehrte Zuzug von Geflüchteten seit 2015 viel stärker als neues Phänomen gesehen. Diese unterschiedlichen migrationshistorischen Erfahrungen wirken sich nach den Ergebnissen der Studie in vielfältiger Weise aus: zum Beispiel, wie die zugezogenen Personen durch die Bevölkerung wahrgenommen werden, wie Arbeitgeber handeln oder ob entsprechende Verwaltungsstrukturen und Konzepte vorhanden sind. Untersucht wurden außerdem zentrale Integrationsbereiche wie Wohnen, Bildung, der Zugang zum Arbeitsmarkt, die soziale Integration und das ehrenamtlichen Engagement für Geflüchtete durch die schon länger ansässige Bevölkerung.
Zur Methodik der Studie
Die für eine gelingende Integration sowie einen längeren Verbleib in ländlichen Räumen entscheidenden Faktoren hat das Forschungsteam anhand von Interviews mit mehr als 60 Personen in sechs Landkreisen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz identifiziert. Ergänzend wurde eine Auswertung des Ausländerzentralregisters (AZR) zur räumlichen Verteilung von Geflüchteten in ganz Deutschland vorgenommen. Die der Studie zu Grunde liegenden Daten beziehen sich auf das Jahr 2017.
Die Studie finden Sie unter folgendem Link:
http://www.bamf.de/fb36-integration-laendlicher-raum
Rösch, Tabea / Schneider, Hanne / Weber, Johannes / Worbs, Susanne (2020): Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen. Forschungsbericht 36 des Forschungszentrums des Bundesamtes, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Geosciences, Social studies
transregional, national
Research results
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).