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06/29/2020 13:14

Sterblichkeit in Deutschland muss besser und schneller erfasst werden – Lehren aus COVID-19-Pandemie

Thomas Runge Geschäftsstelle
Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD)

    Die COVID-19-Pandemie hat erhebliche Mängel bei der Erfassung und Dokumentation des Sterblichkeitsgeschehens in Deutschland offenbart. Ein aktuelles RatSWD Working Paper fokussiert auf zentrale Defizite: lange Informationsflüsse, fehlende zentrale Erfassung aussagekräftiger Mortalitätsdaten und fehlender Zugang zu solchen Daten für Forschung und Öffentlichkeit.
    Der RatSWD empfiehlt den Aufbau und die Weiterentwicklung eines bundesweiten Mortalitätsregisters bereits seit Jahren. Er begrüßt daher den aktuellen Diskussionsbeitrag besonders vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie.

    Zur Erforschung seltener Krankheiten, zur besseren Erfassung nicht-natürlicher Todesursachen und der Erhaltung und Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung wie auch der sozialen Sicherung der gesamten Bevölkerung haben Mortalitätsregister eine hohe Relevanz. Sie liefern Daten zum allgemeinen Sterblichkeitsgeschehen inklusive Todesursachenerfassung. Im internationalen Vergleich hat Deutschland beim Aufbau eines landesweiten Registers jedoch Nachholbedarf. Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) engagiert sich seit vielen Jahren beim Aufbau und bei der Weiterentwicklung eines bundesweiten Mortalitätsregisters und tauscht sich mit zentralen Akteuren, wie dem Autorenteam, aus. Bereits 2010 veröffentlichte er entsprechende Empfehlungen (https://www.ratswd.de/themen/mortalitaetsregister).

    Ein aktueller Beitrag in der RatSWD Working Paper-Reihe offenbart vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie erneut die Defizite bei der Erfassung und Dokumentation des Sterblichkeitsgeschehens in Deutschland. Mortalitätsregister können aktuelle Daten für die epidemiologische und demografische Erforschung von pandemisch auftretenden Infektionskrankheiten und damit die empirische Evidenz von kurzfristigen Entwicklungen bereitstellen – sie bieten darüber hinaus grundlegende Möglichkeiten für die Gesundheits- und Sozialforschung. Der RatSWD begrüßt den aktuellen Diskussionsbeitrag daher mit Nachdruck.

    Die Autoren Prof. Dr. Norbert F. Schneider, Prof. Dr. Dr. Ulrich Mueller und Dr. Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung identifizieren drei Defizite als besonders schwerwiegend: 1. sind die Informationsflüsse von lokalen Gesundheitsämtern und Meldeeinrichtungen zum Robert Koch-Institut, den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder oder anderen zentralen Einrichtungen zu lang, 2. gibt es keine zentrale Erfassung von aussagekräftigen Mortalitätsdaten und 3. fehlt der wissenschaftlichen Forschung und Öffentlichkeit ein Zugang zu aussagekräftigen Mortalitätsdaten. Der Artikel zeigt Maßnahmen zur Überwindung dieser Defizite auf, weist aber auch darauf hin, dass bei der statistischen Erfassung der Sterblichkeit immer gewisse Unschärfen verbleiben werden.

    Das Working Paper steht auf der Webseite des RatSWD als Open Access-Publikation kostenfrei zur Verfügung:
    https://www.ratswd.de/working-paper/272

    Schneider, Norbert F., Ulrich Mueller und Sebastian Klüsener (2020): Sterblichkeit in Deutschland muss besser und schneller erfasst werden. Lehren aus der COVID-19-Pandemie. RatSWD Working Paper Nr. 272. https://doi.org/10.17620/02671.54

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    Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) berät seit 2004 die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der Forschungsdateninfrastruktur für die empirischen Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften. Im RatSWD arbeiten durch Wahl legitimierte Vertreterinnen und Vertreter der sozial-, verhaltens- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachdisziplinen mit Vertreterinnen und Vertretern der wichtigsten Datenproduzenten zusammen.
    Er versteht sich als institutionalisiertes Forum des Dialoges zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten und erarbeitet Empfehlungen und Stellungnahmen. Der RatSWD engagiert sich für eine Infrastruktur, die der Wissenschaft einen breiten, flexiblen und sicheren Datenzugang ermöglicht. Solche Daten werden von staatlichen, wissenschaftsgetragenen und privatwirtschaftlichen Akteuren bereitgestellt. Der RatSWD hat 38 Forschungsdatenzentren (Stand: Juli 2020) akkreditiert, deren Kooperationen er fördert.


    Original publication:

    Schneider, Norbert F., Ulrich Mueller und Sebastian Klüsener (2020): Sterblichkeit in Deutschland muss besser und schneller erfasst werden. Lehren aus der COVID-19-Pandemie. RatSWD Working Paper Nr. 272. https://doi.org/10.17620/02671.54


    More information:

    https://www.ratswd.de/pressemitteilung/29062020 PM auf der Webseite des RatSWD


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Law, Medicine, Politics, Social studies
    transregional, national
    Science policy
    German


     

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