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08/11/2020 11:36

Herbizidabbau in der Landwirtschaft: jeder Bauer kann einfach dazu beitragen

Dr. Manuela Schüngel Stabsstelle Presse und Kommunikation
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

DSMZ-Forscherin bringt Licht in den mikrobiellen Abbau des Herbizids Linuron

(Braunschweig, 10. August 2020): Mikrobiologin Dr. Başak Öztürk vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in Braunschweig hat zusammen mit Forschenden aus Belgien Bakterien identifiziert, die das Herbizid Linuron abbauen. Sie wiesen erstmals die Beteiligung von Bakterien der Gattung Ramlibacter bei der Zersetzung des Pflanzenschutzmittels in einem on-farm purification system nach und konnten basierend auf dem Studiendesign eine direkte Verbindung zwischen bestimmten Mikroorganismen und Herbizidabbau belegen. Ihre Ergebnisse publizierten die Forschenden nun in der international renommierten Fachzeitschrift Environmental Science & Technology (DOI: 10.1021/acs.est.0c02124).

Abbau von Linuron im Agrarbetrieb
Linuron ist ein selektives Herbizid, dass gezielt Unkräuter durch die Hemmung der Photosynthese bekämpft. Aufgrund ihrer unter anderem karzinogenen Eigenschaften ist die Chemikalie seit 2018 in der EU verboten, wird aber beispielsweise in den USA und Kanada noch immer in der Landwirtschaft eingesetzt. Um die Kontamination des Grundwassers möglichst gering zu halten, besitzen viele landwirtschaftliche Betriebe dort Systeme zur Aufreinigung ihres Abwassers. Diese sogenannten on-farm purification systems (BPS) filtern das bei der Reinigung der Arbeitsgeräte gesammelte Abwasser, bevor es zurück in den Boden geleitet wird. Die genaue Funktionsweise dieser Aufreinigungssysteme ist nicht im Detail geklärt, es ist lediglich bekannt, dass verschiedene Bakterien die im Wasser befindlichen Herbizide zersetzen können.

Drei Proteobakterien sind am Linuronabbau im BPS beteiligt
Welche Bakterien in den Herbizid-Abbau involviert sind, ist seit langem Gegenstand der Forschung. In der aktuellen Studie wiesen Dr. Başak Öztürk und ihre Kolleginnen und Kollegen nun nach, dass Vertreter der Bakterien Variovorax, Comamonadaceae und Ramlibacter am Linuronabbau beteiligt sind. Letztere wurden erstmals in einer BPS-Matrix nachgewiesen. „Das einzigartige unserer Studie ist, dass wir eine direkte Verbindung zwischen Herbizidabbau und den dafür verantwortlichen Mikroorganismen nachweisen konnten. Zusätzlich zeigen unsere Experimente, das in-situ andere Mikroorganismen für die Zersetzung der Schadstoffe verantwortlich sind als bisher aus Laborversuchen bekannt war.“ fasst Başak Öztürk zusammen. „Ich hoffe, dass die Aufklärung der Funktionsweise dieser on-farm purification-Systeme auch die deutschen Landwirte überzeugt, dass die Anschaffung dieser eigenen kleinen Kläranlage sinnvoll ist. Denn die Etablierung des BPS ist nicht kostenintensiv und benötigt auch nicht viel Platz. Und auch wenn wir hier in Deutschland kein Linuron einsetzen, so werden doch andere Herbizide ausgebracht, die negativen Einfluss auf das Ökosystem haben können.“Dr. Öztürk leitet die Unabhängige Nachwuchsgruppe Mikrobielle Biotechnologie am Leibniz-Institut DSMZ, deren Forschungsschwerpunkt auf dem biologischen Abbau von chemischen Verbindungen wie Pflanzenschutzmittel oder Plastik liegt.

Originalpublikation:
Lerner H., Öztürk B., Dohrmann A., Thomas J., Marchal K., De Mot R., Dehaen W., Tebbe C., Springael D. Culture-independent Analysis of Linuron-Mineralizing Microbiota and Functions in On-Farm Biopurification Systems via DNA-Stable Isotope Probing: Comparison With Enrichment Culture. Environ Sci Technol. 2020 Jun 22. doi: 10.1021/acs.est.0c02124.
Online ahead of print.

DSMZ-Pressekontakt:
Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: 0531/2616-300
Email: Sven.David.Mueller@dsmz.de

Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 73.000 Kulturen sowie Biomaterialien und hat 198 Mitarbeiter. www.dsmz.de

Über die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de


Original publication:

Lerner H., Öztürk B., Dohrmann A., Thomas J., Marchal K., De Mot R., Dehaen W., Tebbe C., Springael D. Culture-independent Analysis of Linuron-Mineralizing Microbiota and Functions in On-Farm Biopurification Systems via DNA-Stable Isotope Probing: Comparison With Enrichment Culture. Environ Sci Technol. 2020 Jun 22. doi: 10.1021/acs.est.0c02124.
Online ahead of print.


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Dr. Başak Öztürk, Leiterin der Unabhängigen Nachwuchsgruppe Mikrobielle Biotechnologie
Dr. Başak Öztürk, Leiterin der Unabhängigen Nachwuchsgruppe Mikrobielle Biotechnologie

DSMZ


Addendum from 08/18/2020

Mikrobiologin Dr. Başak Öztürk vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in Braunschweig hat während ihrer Forschungszeit an der belgischen Katholieke Universiteit Leuven zusammen mit dortigen Forschenden unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Springael Bakterien identifiziert, die das Herbizid Linuron abbauen.
Dr. Öztürk leitet seit 2018 die Unabhängige Nachwuchsgruppe Mikrobielle Biotechnologie am Leibniz-Institut DSMZ, deren Forschungsschwerpunkt auf dem biologischen Abbau von chemischen Verbindungen wie Pflanzenschutzmittel oder Plastik liegt.


Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Biology, Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results
German


 

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