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Die Astronomische Gesellschaft zeichnet während ihrer Jahrestagung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit herausragenden Leistungen in der Astronomie aus: Friedrich-Karl Thielemann erhält die Karl-Schwarzschild-Medaille, Paola Pinilla den Ludwig-Biermann-Förderpreis, Til Birnstiel den Preis für Astrophysikalische Software und Anna-Christina Eilers den Promotionspreis.
Den renommiertesten Preis in Deutschland auf dem Gebiet der Astronomie und Astrophysik, die Karl-Schwarzschild-Medaille, erhält Prof. Dr. Friedrich-Karl Thielemann für seine Forschungen an der Schnittstelle zwischen Kernphysik und Astrophysik. Durch den Einsatz von Theorie im Vergleich mit Experimenten und Beobachtungen leistete Friedrich-Karl Thielemann wesentliche Beiträge zum Verständnis von Sternexplosionen. In seinen zahlreichen herausragenden theoretischen Studien sagte er Reaktionseigenschaften von Atomkernen quer über die Nuklidkarte voraus, darunter auch für hoch instabile Kerne. Während seiner mehr als 40-jährigen Karriere gelang es ihm, den Kreis von der Kernphysik über das Studium der Entwicklung von Sternen bis zu Sternexplosionen, der damit verbundenen Bildung schwerer Elemente sowie der daraus resultierenden chemischen Entwicklung von Galaxien zu schließen. Er lieferte in herausragender Weise die Grundlagen für die extremsten Ereignisse im Universum, Supernovaexplosionen vom Typ Ia, über Novae und Röntgenstrahlenausbrüche, Kernkollapssupernovae und Hypernovae, bis hin zu verschmelzenden Neutronensternen. Seine Leidenschaft, das Rätsel der Entstehung der Elemente im Universum zu lösen, führte zu einem beruflichen Werdegang rund um den Globus. Als emeritierter Professor im Forschungsbereich Kosmologie und Teilchenphysik der Universität Basel setzt er seine Forschungen auch als Gastwissenschaftler am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt fort. Thielemann ist seit 1978 Mitglied der Astronomischen Gesellschaft.
Dr. Paola Pinilla wird mit dem Ludwig-Biermann-Preis 2020 geehrt. Mit ihren physikalischen Konzepten und numerischen Simulationen trug sie zum Verständnis der Entwicklung von Staubteilchen in Gasscheiben um junge Sterne bei. Sie sagte die Bedeutung von hydrodynamischen "Staubfallen" voraus, die verhindern, dass millimetergroße Staubpartikel in Richtung Zentralstern fallen und damit für längere Zeit als Baumaterial für Planeten zur Verfügung stehen. Ihre Untersuchungen konzentrieren sich auf die Dynamik und das Wachstumsverhalten dieser Teilchen in einem turbulenten Medium. Paola Pinilla zeigte, dass die in Beobachtungen gefundene fundamentale Beziehung zwischen der Sternmasse und der Masse der Staubscheiben nur erklärt werden kann, wenn es in diesen Scheiben Regionen mit sehr hohem Druck gibt. Diese Beziehung hat unmittelbare Relevanz für die Masse von Planeten, die sich um Sterne bilden können. Paola Pinilla schloss 2013 ihre Doktorarbeit an der Universität Heidelberg ab und forschte dann als Postdoc am Observatorium in Leiden. Mit einem angesehenen Hubble-Stipendium der NASA setzte sie anschließend ihre Studien am Steward Observatory der University of Arizona fort. 2018 erhielt sie den renommierten Sofja Kovalevskaja-Preis der Humboldt-Stiftung, mit dem sie eine eigene Forschungsgruppe am MPIA in Heidelberg aufbaute.
Prof. Dr. Til Birnstiel erhält den Preis für Astrophysikalische Software 2020 für die von ihm entwickelte Software zur Modellierung der zeitlichen und räumlichen Entwicklung von Staub in planeten-bildenden Scheiben. Junge Sterne und die sie umgebenden Scheiben sind aus interstellarer Materie aufgebaut, die zunächst nur sehr kleine, höchstens mikrometergroße Staubteilchen enthalten. Til Birnstiel entwickelte Simulationen, die das Wachstum von Staubteilchen über mehrere Größenordnungen in der Masse beschreiben und die Mechanismen untersuchen, die sie in der Scheibe verteilen und transportieren. Seine Computerprogramme der Dynamik und Entwicklung von Staubteilchen in Scheiben haben einen großen Einfluss auf das Verständnis der Planetenbildung und sind die am weitesten verbreiteten in diesem Feld. Ihm und seinem Team gelang es, dass sie nicht nur die komplexe zugrunde liegende Physik widerspiegeln, sondern auch flexibel genug sind, um für die Interpretation von Beobachtungsdaten anwendbar zu sein. Til Birnstiel promovierte 2010 am Max-Planck-Institut für Astronomie. Danach forschte er als Postdoktorand am Exzellenzcluster Universe der LMU München, am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge und am MPIA in Heidelberg. 2017 nahm er den Ruf auf eine Professur für Theoretische Astrophysik an der LMU München an, wo er eine ERC-geförderte Forschungsgruppe zur Planetenentstehung leitet.
Die AG verleiht den Promotionspreis 2020 an Dr. Anna-Christina Eilers vom MPIA in Heidelberg, jetzt NASA Hubble Fellow am MIT, USA. In ihrer Dissertation untersuchte sie das diffuse Gas im intergalaktischen Medium, um die Eigenschaften von sehr weit entfernten leuchtkräftigen Quasaren abzuleiten und die physikalischen Bedingungen im Universum nach der Reionisationsepoche zu erforschen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Arbeit führten zu mehreren Publikationen als Erstautorin und werden von Experten auf dem Gebiet weltweit hochgeschätzt. Durch die Untersuchung der unmittelbaren Umgebung der Quasare, in der das diffuse Gas durch die intensive Quasarstrahlung stark ionisiert wird, entdeckte Anna-Christina Eilers eine neue Population junger Quasare bei hoher Rotverschiebung. Parallel dazu widmete sie sich der Struktur unserer Milchstraße, indem sie Techniken des maschinellen Lernens auf astrometrische und spektroskopische Daten anwandte und ihr so die bisher präziseste Messung der Geschwindigkeitskurve der Milchstraße gelang. Für ihre herausragenden Forschungsergebnisse wurde sie auch mit dem Ernst-Patzer-Preis, dem Heraeus-Doktorandenpreis, der Otto-Hahn-Medaille und dem IAU-Doktorandenpreis ausgezeichnet.
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Physics / astronomy
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Contests / awards, Miscellaneous scientific news/publications
German
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