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Ob und wie selbst geringe Anreize bestimmte Verwaltungsabläufe beschleunigen können, haben Wirtschaftswissenschaftler der Universität Würzburg untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen: Auch kleine Maßnahmen können erfolgreich sein.
Das kennt jeder: Verwaltungsprozesse dauern häufig sehr lange, und wenn man fragt, woran es liegt, hat keiner Schuld. Wie man solche Prozesse beschleunigt, haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Lehrstuhl für Controlling und Interne Unternehmensrechnung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gefragt. In dem konkreten Fall ging es um das Schreiben von Entlassungsbriefen in Krankenhäusern.
„In Kooperation mit einer Klinik haben wir uns die Rolle ganz unterschiedlicher Akteure in diesem Prozess angeschaut, so etwa die Rolle der behandelnden Ärztinnen und Ärzte oder die der Schreibkräfte im Verwaltungsbereich“, beschreibt Professorin und Lehrstuhlinhaberin Andrea Szczesny das Vorgehen des Teams.
Schnelle Erledigung ist wichtig für den Behandlungserfolg
Zum Hintergrund: Ein Arztbrief gibt einen zusammenfassenden Überblick über den Gesundheitszustand der Patienten bei der Entlassung aus einem Krankenhaus, einen Rückblick über den Krankheitsverlauf, die Therapie und gegebenenfalls auch Empfehlungen zur Fortführung der Therapie. Der Brief ist somit für die Weiterbehandlung ein wichtiges Dokument.
„Wird er erst Wochen nach der Entlassung fertiggestellt, hat der Erstkontakt mit der niedergelassenen Haus- oder Facharztpraxis meist schon stattgefunden, und die zur Weiterbehandlung nötigen Informationen lagen nicht oder nur unvollständig vor, was sehr problematisch ist“, sagt Szczesny. Deshalb sei es wichtig, dass ein Krankenhaus den Prozess der Arztbrieferstellung sorgfältig im Auge behält.
Moderate Prämie steigert die Leistung
Für die Studie wurden Daten einer Klinik erhoben und ausgewertet, in der für die Schreibkräfte ein neues Entlohnungssystem eingerichtet wurde, das Prämien für besonders gute Leistung vorsieht. Das Problem hierbei: „Öffentliche Verwaltungen bewegen sich in einem engen tariflichen Gerüst und können nur sehr moderat Leistungsanreize in Vergütungssystemen setzen“ so Szczesny. So sei es auch mehr als fraglich gewesen, ob das eingerichtete System aus unverändertem Fixlohn und einer zusätzlichen variablen Prämie überhaupt Wirkungen entfalten könnte. Das Ergebnis war allerdings eindeutig: „Wir konnten zeigen: Es hat funktioniert!“
Tatsächlich führte die zusätzliche Zahlung einer moderaten leistungsabhängigen Prämie zu einer Leistungssteigerung von rund zehn Prozent – trotz der geringen Anreizintensität. Ob die Schreibkräfte dadurch wirklich schneller tippen oder einfach ihre Arbeitsorganisation verbesserten, konnten Szczesny und ihr Team nicht im Detail untersuchen. Tatsache sei allerdings, dass sich die Leistungssteigerung insbesondere direkt nach Einführung der neuen Vergütungsform einstellte und über die Zeit nicht mehr verloren ging. „Das entspricht einem typischen Lerneffekt, wie wir ihn bereits aus Produktionsabläufen kennen“, so die Professorin. Qualitätseinbußen konnten die Wirtschaftswissenschaftler dabei nicht beobachten.
Publikation in wissenschaftlicher Fachzeitschrift
Führend bei dieser Untersuchung war Dr. Oliver Unger; er hat die beschriebene Fragestellung im Rahmen seiner Dissertation untersucht. Die Ergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Zeitschrift Management Accounting Research publiziert.
Prof. Dr. Andrea Szczesny, Lehrstuhl für Controlling und Interne Unternehmensrechnung, T: +49 931 31-81018, andrea.szczesny@uni-wuerzburg.de
Unger O., Szczesny A., Holderried M. Does performance pay increase productivity? Evidence from a medical typing unit. Management Accounting Research, Vol. 47, 2020, https://doi.org/10.1016/j.mar.2019.100649 .
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration
transregional, national
Research results
German
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