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Wissenschaft
Dr. Carina Oehrn erhält die „Thiemann Fellowship in der DGN“ 2020. Die Ärztin und Neurowissenschaftlerin erforscht am Universitätsklinikum Marburg die Rolle subkortikaler und kortikaler neuronaler Oszillationen bei physiologischen und pathologischen Prozessen. Die Thiemann-Stiftung ermöglicht ihr mit der Summe von 65.000 Euro einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der University of California in San Francisco. „Wir freuen uns außerordentlich, die Parkinson-Grundlagenforschung durch ein solch vielversprechendes Projekt entscheidend erweitern zu können“, so Prof. Martin Südmeyer, Vorstandsvorsitzender der Thiemann Stiftung.
Carina Oehrn beschäftigt sich seit zehn Jahren mit der Rolle neuronaler Oszillationen für kognitive und motorische Prozesse im menschlichen Gehirn. In dieser Zeit erarbeitete sie grundlegende neue Erkenntnisse, etwa über die Funktionsweise des Hippocampus und die präfrontal-hippocampale Kommunikation bei Epilepsiepatienten sowie über die frequenzspezifische Kodierung neuronaler Informationen. Diese Arbeiten wurden in hochrangigen Journalen veröffentlicht. Seit vier Jahren leitet Dr. Oehrn die Arbeitsgruppe Kognitive Neurophysiologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
Neuronale Oszillationen, auch Gehirnwellen genannt, sind rhythmische Muster neuronaler Aktivität im Zentralnervensystem. Motorische Störungen bei Morbus Parkinson gehen mit einer Veränderung dieser Muster in bestimmten Hirnregionen wie den Basalganglien und der Hirnrinde (Kortex) einher. Diese oszillatorischen Aktivitätsveränderungen könnten künftig als Biomarker für innovative therapeutische Ansätze wie die adaptive Tiefe Hirnstimulation (aTHS) dienen. Bei der aTHS sendet ein Hirnschrittmacher nur dann Stromimpulse in das Zielgebiet, wenn pathologische neuronale Aktivitäten gemessen werden – anders als herkömmliche Hirnschrittmacher, die kontinuierlich und unabhängig von den Beschwerden der Patientin/des Patienten Stromimpulse erzeugen. Bisher wurden oszillatorische Aktivitätsveränderungen nur im Laborsetting beobachtet. Ob sie auch im Alltag von Parkinson-Patienten eine Rolle spielen, will Carina Oehrn während ihres einjährigen Forschungsaufenthalts an der University of California, San Francisco, in der Arbeitsgruppe von
Prof. Philip Starr erforschen.
Erster Datensatz gibt Aufschluss über alltägliche Hirnaktivität bei Parkinson
Die Thiemann Stiftung ermöglicht dieses wegweisende Projekt und unterstützt Dr. Oehrn mit ihrem hoch dotierten Preis. In San Francisco wird die Stipendiatin die alltagsrelevante neuronale Netzwerkaktivität in Basalganglien-Kortex-Schleifen von Parkinson-Patientinnen und Patienten ergründen – auf der Grundlage eines weltweit einmaligen Datensatzes. Carina Oehrn: „Der Arbeitsgruppe von Prof. Starr ist es gelungen, elektrophysiologische Aktivität aus den Basalganglien und dem motorischen Kortex aufzuzeichnen, während die Betroffenen ihren häuslichen Alltag verrichteten. Diesen Datensatz werde ich mittels modernster mathematischer Methoden auswerten, um fundamentale Fragen bezüglich der Pathophysiologie von Parkinson-Symptomen zu beantworten.“ Die Resultate der Studie sollen die Entwicklung innovativer therapeutischer Ansätze wie der adaptiven Tiefen Hirnstimulation vorantreiben.
Die „Thiemann Fellowship in der DGN“ der Professor Dr. Klaus Thiemann Stiftung ermöglicht es besonders qualifizierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der klinischen oder grundlagenorientierten Parkinson-Forschung, außerhalb der bisherigen Heimatinstitution an einer Universität oder einem ausgewiesenen Forschungszentrum im In- und Ausland diese neurodegenerative Krankheit weiter zu erforschen.
Der Preis wurde gestern auf dem virtuellen DGN-Kongress (4. bis 7. November 2020) während des Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen verliehen. Akkreditierte Journalistinnen und Journalisten können das Symposium – wie alle Veranstaltungen des Webcast-Programms – ein Jahr lang bis zum 3. November 2021 unter www.dgnkongress.org abrufen.
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Tel.: +49 (0)36 43 77 64 23
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
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