idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/25/2021 17:10

Klimawandel gefährdet den europäischen Wald

Susanne Héjja Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biogeochemie

    In den letzten Jahren haben die europäischen Wälder stark unter den extremen Klimabedingungen und deren Folgen gelitten. Weit mehr als die Hälfte der europäischen Walder ist potenziell durch Windwurf, Waldbrand, Insektenplage oder einer Kombination daraus gefährdet. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams unter Beteiligung von Dr. Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Unter Verwendung von Satellitendaten und künstlicher Intelligenz untersuchten sie die Anfälligkeit gegenüber Störungen im Zeitraum zwischen 1979 und 2018.

    Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels sind ihre Ergebnisse sehr wichtig für die Verbesserung von Anpassungsstrategien und die Forstwirtschaft, um die europäischen Wälder langfristig widerstandsfähiger zu gestalten.

    Ein gutes Drittel der europäischen Landmasse ist von Wäldern bedeckt, sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Klimas und stellen den Menschen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen zur Verfügung. Der Klimawandel der letzten Jahrzehnte macht die Wälder jedoch verstärkt anfällig gegenüber Störungen. Die Struktur des Waldes und das vorherrschende Klima bestimmen weitgehend, wie verletzbar der Wald durch Störungen ist. Dabei ist die Anfälligkeit für Insektenbefall in den letzten Jahrzehnten infolge der Klimaerwärmung auffällig stark angestiegen; vor allem in Nordeuropa. Die borealen Nadelwälder der kalten Klimazonen und die warm-trockenen Wälder der iberischen Halbinsel zählen zu den besonders fragilen Ökosystemen.

    Insektenplagen gefährden die Wälder zunehmend

    Dr. Henrik Hartmann, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, beobachtet wiederkehrende Muster aus ökophysiologischer Sicht und resümiert “Die Erfahrung der letzten Jahre, vor allem seit 2018, hat uns deutlich gezeigt, dass die von Schadinsekten ausgehende Gefahr für Wälder durch die Klimaveränderungen besonders angestiegen ist. Daher befürchten wir, dass eine fortschreitende Erwärmung des Klimas diese Tendenz weiter verstärken wird”.
    Extreme Witterungsbedingungen wie Hitze und Dürre schwächen die Bäume und machen sie anfällig gegenüber Schadinsekten. “Diese Erkenntnis ist nicht neu und Wälder sind normalerweise gut gegen gelegentliche Klimaextreme gewappnet. Dass diese Extreme nun so häufig und wiederholt auftreten, macht die Ausnahme zur Norm und damit kommt der Wald nicht klar.” erklärt der Experte.

    Alte Bäume trifft es härter

    Die Daten zeigen zudem, dass gerade große und alte Bäume besonders stark durch klimatische Extreme gefährdet sind. Beobachten konnte man dies in den letzten Dürrejahren auch bei den mitteleu-ropäischen Buchenwäldern, wo verstärkt alte Bäume plötzlich abstarben. “Das liegt daran, dass ihr Leitsystem für den Wassertransport unter größerer Last arbeiten muss, um Wasser über die Wurzeln aus dem Boden bis hinauf in die Krone zu transportieren. Dadurch leiden große Bäume stärker unter Trockenheit und sind dann anfälliger gegenüber Krankheiten“. Große und ältere Bäume sind zudem bevorzugte Wirte für Schadinsekten. Beispielsweise der Buchdrucker, der hauptsächlich adulte Fichten attackiert, fliegt bevorzugt größere Individuen an. Hinzu kommt auch, dass große Bäume bei Sturmereignissen dem Wind eine größere Angriffsfläche bieten. „Die Ergebnisse der Studie sind also sowohl aus ökologischer und auch aus ökophysiologischer Sicht schlüssig”, fasst Henrik Hartmann zusammen.

    Die bestehenden europäischen Wälder werden natürlich nicht zwangsläufig verschwinden, aber bei einem Großteil könnten durch gehäuft auftretende Störungen starke Schäden auftreten und durch den Verlust besonders von großen und alten Bäumen wichtige Ökosystemleistungen beeinträchtigt werden.


    Contact for scientific information:

    Dr. (habil.) Henrik Hartmann
    hhart@bgc-jena.mpg.de
    Tel.: +49.3641.576294


    Original publication:

    Emergent vulnerability to climate-driven disturbances in European forests

    Giovanni Forzieri, Marco Girardello, Guido Ceccherini, Jonathan Spinoni, Luc Feyen, Henrik Hartmann, Pieter S.A. Beck, Gustau Camps-Valls, Gherado Chirici, Achille Mauri, Alessandro Cescatti
    Nature Communications 12, 1081 (2021)
    DOI 10.1038/s41467-021-21399-7


    More information:

    https://www.bgc-jena.mpg.de/bgp/index.php/HenrikHartmann/HenrikHartmann
    http://International Tree Mortality Network
    https://www.tree-mortality.net/
    http://IUFRO Task Force on monitoring of global tree mortality patterns and trends
    https://www.iufro.org/science/task-forces/tree-mortality-patterns/
    http://Weitere Informationen:
    https://www.mpg.de/15962454/interview-mit-henrik-hartmann?c=219


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Environment / ecology, Geosciences, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).