idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/07/2021 13:58

Mit Goldpartikeln Energie in DNA-Architekturen übertragen

Thomas Pinter Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Tim Liedl stellt hybride Strukturen aus DNA und Gold-Nanopartikeln her. Innerhalb dieser Architekturen gelang ihm ein besonders effizienter Energietransfer.

    Seit 2006 arbeiten etliche Labors weltweit mit dem sogenannten DNA-Origami, um Nanostrukturen aus einzelnen DNA-Sequenzen künstlich aufzubauen und zu komplexen Objekten zu falten. Dabei verwenden Wissenschaftler einen Strang viraler DNA als Gerüst, dessen Basen-Abfolge bekannt ist. „Mit passenden kurzen Sequenzen klammern wir dann wie beim Papier-Falten bestimmte Bereiche des großen DNA-Moleküls zusammen“, erklärt Professor Tim Liedl von der Fakultät für Physik der LMU.

    Bild und Spiegelbild auf der Nanoskala
    Per DNA-Origami stellt der Wissenschaftler auch chirale Strukturen her, also Moleküle, die in zwei verschiedenen, zueinander spiegelbildlichen Strukturen vorkommen. Bild und Spiegelbild haben unterschiedliche physikalische Eigenschaften, beispielsweise absorbieren sie polarisiertes Licht verschieden stark. Dies wird etwa bei der sogenannten CD-Spektroskopie genutzt, einer Methode zur Aufklärung der räumlichen Anordnung einzelner chemischer Verbindungen oder ganzer Proteine.

    Um chirale metallische Strukturen herzustellen, synthetisierte Liedl nun komplexe DNA-Origami-Architekturen, an die sich runde und stäbchenförmige Goldnanopartikel an ausgewählten Positionen und mit definierter räumlicher Orientierung anbinden lassen. „Man kann ein chirales Objekt nur aufgrund der Anordnung der Goldpartikel machen“, sagt der Forscher.

    Gold ist nicht nur chemisch widerstandsfähig, sondern zeigt als Metall sogenannte Plasmon-Resonanzen, ein Phänomen der Licht-Materie-Wechselwirkung, bei dem freie Elektronen im Metall Wellen ausführen, die Physiker als Plasmon bezeichnen. „Solche Schwingungen kann man sich vorstellen wie Wasser in einer Flasche, das man entlang oder senkrecht zur Längsachse hin und her schwappen lässt“, sagt Liedl.

    Energie in Gold-DNA-Struktur übertragen
    Schwingungen räumlich benachbarter Goldpartikel können aneinander koppeln. Diese Plasmonen verhalten sich in Liedls Experimenten aufgrund der Goldpartikel-Geometrien wie Bild und Spiegelbild. „Das sehen wir dann auch bei Messungen mit der CD-Spektroskopie“, so Liedl. Dabei wird zirkular polarisiertes Licht in die Probe eingestrahlt und ausgewertet, welcher Anteil absorbiert wird. Auf diese Weise können beispielsweise rechtshändige und linkshändige Anordnungen unterschieden werden.

    In den Experimenten mit Nano-Stäbchen aus Gold reichen bereits zwei Stäbchen aus, um chirale Objekte aufzubauen. Diese beschreiben ein „L“ oder eben ein gespiegeltes „L“. Allerdings waren die Stäbchen auf der Nanoskala recht weit voneinander entfernt. Das bedeutet: Die Plasmonen auf den zwei Stäbchen merken kaum etwas voneinander. Doch der Physiker griff zu einem Trick: Er brachte Gold-Nanokügelchen in das Molekül, die Plasmonen der L-förmigen Strukturen koppelten. In der CD-Spektroskopie sah der LMU-Physiker tatsächlich Energieübergänge und konnte damit eine Hypothese bestätigen, die das Team aufgrund von Berechnungen erwartet hatte.

    Wie geht es weiter? Liedl sieht perspektivisch zwei Anwendungsgebiete seiner Nanostrukturen. Sie könnten sich als Sonden eignen, um beispielsweise Viren nachzuweisen: Wenn deren Erbgut an einen Goldpartikel bindet, verstärkt sich das CD-Signal. Außerdem könnten chirale plasmonische „Weichen“ als Modellsysteme für optische Computer dienen, bei denen optische Komponenten Transistoren ersetzen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Tim Liedl
    Fakultät für Physik
    Telefon: +49 (0)89 2180-3725
    E-Mail: Tim.Liedl@physik.lmu.de
    Website: http://softmatter.physik.lmu.de/tiki-index.php?page=CVliedl


    Original publication:

    Long- and short-ranged chiral interactions in DNA-assembled plasmonic chains
    Kevin Martens, Felix Binkowski, Linh Nguyen, Li Hu, Alexander O. Govorov, Sven Burger & Tim Liedl
    Nature Communications 2021
    https://www.nature.com/articles/s41467-021-22289-8


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).