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Kleinwüchsige Wüstenkrokodile weisen gegenüber den südlich anschließenden Flusskrokodilen so gut wie keine genetischen Unterschiede auf. Die Vergleichsproben der äußerlich nicht zu unterscheidenden Nilkrokodile zerfallen dagegen deutlich in eine west- und eine ostafrikanische Gruppe. Die genetischen Unterschiede sind so groß, dass sie wahrscheinlich zwei verschiedene Arten repräsentieren! Afrika beherbergt also offenbar zwei verschiedene großwüchsige Nilkrokodil-Arten, die man aufgrund ihrer äußeren Gestalt bislang nicht hat erkennen können.
Im Januar 2000 berichteten verschiedenste Medien deutschland- und europaweit, dass während einer Sahara-Reptilien-Expedition des Bonner Museums Koenig durch Hinweise von GTZ-Mitarbeitern vor Ort, mauretanische Wüstenkrokodile dokumentiert wurden. Diese galten allgemein seit mindestens 70 Jahren als ausgestorben.
Die Tiere werden nicht größer als ca. 2 Meter, sind also ausgesprochene Zwerge im Vergleich zu den weiter südlich, in Flüssen lebenden "normalen" Nilkrokodilen. Die wichtigste Frage war daher, ob die Wüstenkrokodile sich durch die lange Isolation ihrer trockenen Lebensräume genetisch von den Flusskrokodilen unterscheiden würden, sich eventuell sogar zu einer eigenen Art entwickelt hätten.
Die in der Folge begonnenen genetischen Untersuchungen im Museum Koenig, unter der Federführung von Dr. Andreas Schmitz und Prof. Dr. Wolfgang Böhme, erbrachten nun erste, außerordentlich überraschende und spektakuläre Ergebnisse. Es zeigte sich, dass die Wüstenkrokodile gegenüber den südlich anschließenden Flusskrokodilen so gut wie keine genetischen Unterschiede aufwiesen. Die Vergleichsproben der Nilkrokodile untereinander zerfallen deutlich in eine west- und eine ostafrikanische Gruppe. Die genetische Unterschiede sind so groß, dass sie wahrscheinlich zwei verschiedene Arten repräsentieren! Afrika beherbergt also offenbar zwei verschiedene großwüchsige Nilkrokodil-Arten, die man aufgrund ihrer äußeren Gestalt bislang nicht hat erkennen können. Durch Kooperation mit einer amerikanischen Arbeitsgruppe, die noch weitgefächerter an der Genetik des Nilkrokodil arbeitet, ließen sich die Befunde erhärten und absichern.
Doch es wurde noch spannender: Die genetische Analyse zeigte auch, dass die Nilkrokodile Afrikas dem australischen Süßwasserkrokodil genetisch näher stehen als dem gleichfalls in Afrika lebenden Panzerkrokodil. Diese großwüchsige Art mit der sehr langen Schnauze eines Fischfressers scheint daher eine eigene, lange von der Gattung der Echten Krokodile getrennte Evolutionslinie darzustellen.
So haben die wiederentdeckten Wüstenkrokodile gezeigt, dass sie offenbar nur ein paar tausend Jahre von ihren größeren südlichen Verwandten getrennt - gefangen in der Wüste Mauretaniens - überlebt haben. Sie stellen keine eigene Art da, führten aber auf die Spur zweier verschiedener Arten von Nilkrokodilen und einer weiteren eigenen Gattung in Afrika; alles Probleme, um die sich auch der internationale Artenschutz vorrangig zu kümmern hat!
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Wolfgang Böhme
tel: 0228 9122 250
fax: 0228 9122 212
e-mail: w.boehme.zfmk@uni-bonn.de
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate
transregional, national
Research projects, Research results
German
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