idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/22/2021 09:03

Prognose für Wirksamkeit von Leukämie-Therapie elf Monate früher möglich

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH-Forschungsteam findet Biomarker für Behandlungserfolg bei Spenderlymphozyten-Infusion

    Wenn bei Leukämie-Erkrankung eine Chemotherapie nicht hilft, bleibt als letzter Ausweg nur eine Stammzelltransplantation. Dabei wird das erkrankte Knochenmark in der Regel mit Hilfe einer Transfusion durch gesunde Zellen einer passenden Spenderin oder eines passenden Spenders ersetzt. Nach der Übertragung wandern die gespendeten Stammzellen in das Knochenmark ein und beginnen dort nach einiger Zeit mit der Bildung neuer, gesunder Blutzellen. Das gelingt aber nicht immer. Manche Patientinnen und Patienten erleiden einen Rückfall und erhalten dann zusätzlich weiße Blutkörperchen, um den Krebs zu bekämpfen. Diese sogenannten Spenderlymphozyten können Leukämiezellen erkennen und vernichten. Wie wirksam diese Therapie ist, ließ sich bislang erst Monate später sagen. Jetzt hat ein Forschungsteam um Dr. Christian Schultze-Florey und Professor Dr. Christian Könecke von der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in Kooperation mit Professor Dr. Immo Prinz vom MHH-Institut für Immunologie eine Methode entwickelt, schon elf Monate vor einer möglichen klinischen Diagnose festzustellen, ob eine Infusion mit Spenderlymphozyten erfolgreich ist oder nicht. Die Forschungsarbeit ist in der Fachzeitschrift Blood Advances veröffentlicht.

    Zellklone zeigen Ansprechen auf Infusion an

    „In unserer Studie haben wir uns eine ganz bestimmte Untergruppe der Lymphozyten angeschaut, nämlich zytotoxische T-Zellen vom Typ CD8+“, sagt Dr. Schultze-Florey. Diese weißen Blutkörperchen haben Strukturen auf ihrer Zelloberfläche, mit denen sie direkt an die Tumorzelle binden und ihren Zelltod auslösen. Drängen die Spenderlymphozyten die Leukämie erfolgreich zurück, lassen sich auch viele gleichgeartete T-Zellen mit den Oberflächenrezeptoren CD8+ nachweisen. Dabei ist entscheidend, dass sie alle zur gleichen Zellfamilie gehören, also von derselben Ursprungszelle abstammen. „Solche Zellklone deuten darauf hin, dass sich die zytotoxischen T-Zellen erfolgreich vermehren, und der Patient auf die Therapie anspricht“, betont Dr. Schultze-Florey. Ist die Therapie erfolglos, lassen sich auch keine wachsenden Zellklone nachweisen. „Solche CD8+-Klone sind ein Biomarker, der uns bereits zwei Wochen nach der Behandlung Hinweise gibt, ob die Leukämie zurückkehrt oder nicht.“ erklärt Professor Könecke. Diese Veränderungen wurden in der Studie bereits elf Monate vor der klinischen Diagnose des Leukämie Rückfalls festgestellt.

    Biomarker hilft auch, Übertherapie zu verhindern

    Die CD8+-T-Zell-Rezeptor-Analyse ist nach Ansicht des Forschungsteams ein vielversprechendes Instrument um vorherzusagen, ob die Behandlung mit Spenderlymphozyten erfolgreich ist oder ein Rückfall droht. Gleichzeitig lässt sich durch die frühe Prognose verhindern, dass Patienten übertherapiert werden. Denn auch wenn die Gewebemerkmale auf der Oberfläche der Blutzellen von Spender und Patient übereinstimmen oder sich zumindest sehr stark ähneln, besteht noch immer eine gewisse Gefahr, dass die gespendeten Lymphozyten sich gegen den Organismus des Patienten wenden. Das Risiko einer solchen Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (Graft-versus-Host-Disease, GvHD) lässt sich nun besser abwägen. Lassen sich eine steigende Anzahl gleicher CD8+-Klone nachweisen, ist eine weitere Gabe von Spenderlymphozyten möglicherweise nicht nötig. „Die Ergebnisse der Studie bieten einen molekularbiologischen Ansatz, der zeigt, ob die immunologische Wirkung der Spenderlymphozyten bei den Patientinnen und Patienten erfolgreich in Gang gesetzt wird“, freuen sich die Hämatologen.

    SERVICE:
    Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Christian Schultze-Florey unter schultze-florey.christian@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-2324.

    Die Originalarbeit „Clonal expansion of CD8+ T cells reflects graft-versus-leukemia activity and precedes durable remission following DLI“ finden Sie hier: https://ashpublications.org/bloodadvances/article/doi/10.1182/bloodadvances.2020...


    Images

    Dr. Christian Schultze-Florey (links) und Professor Dr. Christian Könecke mit einer optischen Oberfläche für die Sequenzierung der Zellproben.
    Dr. Christian Schultze-Florey (links) und Professor Dr. Christian Könecke mit einer optischen Oberfl ...
    Copyright: Karin Kaiser / MHH


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).