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In der kalten Jahreszeit bereits für den nächsten Sommer vorbeugen. Unter diesem Motto arbeiten die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Zukunft eG in Erfurt und die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden eG (EWG) aktuell mit dem Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation (ISP) der Fachhochschule Erfurt im Rahmen des HeatResilientCity II-Forschungsprojekts zusammen.
Nun liegen die Ergebnisse der Bewohnerbefragungen vor.
Wie verändert sich das Wohlbefinden und Verhalten bei Hitze? Welche Angebote im Gebäude und im Wohnumfeld können in Hitzephasen hilfreich sein? Können gemeinschaftlich genutzte Räume, vor allem in den Erdgeschossen, als kühle Rückzugsorte dienen? Rund 23% der 233 befragten Haushalte der Eislebener Straße 3 in Erfurt und 5 sowie 29% der 130 befragten Haushalte des Leutewitzer Rings 1 bis 17 in Dresden beteiligten sich an der von Anfang August bis Anfang September diesen Jahres unter Leitung des Instituts ISP der Fachhochschule Erfurt durchgeführten Bewohnerbefragung unter dem Titel „Lebensqualität trotz Hitze – wie geht das?“. Die Ergebnisse liegen nun vor und liefern wertvolle Hinweise für die Lebensqualität und das gemeinsame Miteinander im Sommer.
„Auch wenn es dieses Jahr nur eine kurze Hitzephase gab, ist das Thema in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt, auch Bewohnerinnen und Bewohner tauschen sich darüber aus“, so Silke Wuttke, Sprecherin des Vorstands des WBG Zukunft eG in Erfurt. In Erfurt und Dresden wurden überwiegend Personen ab 65 Jahren erreicht. Überraschungen zeigten sich im Wohlbefinden bei Hitze nach Orten: Während in Erfurt im Sommer langanhaltende Hitze von etwa 70% der Bewohnerinnen und Bewohner in der Wohnung tagsüber und nachts als belastend empfunden wird, fällt die Belastung in Dresden für das Wohnumfeld (58%) im Vergleich zur Belastung in der Wohnung höher aus (50%). „Das Wohnquartier liegt sehr nah am Amalie-Dietrich-Platz. Die großen, versiegelten Flächen wärmen sich im Sommer stark auf, weswegen das Wohnumfeld wahrscheinlich als sehr warm wahrgenommen wird, obwohl es zwischen den Wohngebäuden viel Grün gibt“, so Konstanze Mally, Bestandsentwicklung und Projektarbeit der EWG, Dresden. Zentrales Ergebnis der Befragung ist in beiden Städten auch das veränderte Verhalten der Bewohner*innen bei Hitze, das sich vor allem in der reduzierten körperlichen Aktivität, der Vermeidung langer Fußwege sowie Nutzung schattiger Wege und Orte äußert.
Auch der Gemeinschaftsraum in der Eislebener Straße 3 in Erfurt war ein Schwerpunkt in der Befragung. Bisher war der Gemeinschaftsraum für Feierlichkeiten aller Art anmietbar sowie für verschiedene Aktionen und Kurse nutzbar. In den letzten Monaten wurde der Gemeinschaftsraum umgestaltet und am 09.11.2021 feierlich eingeweiht. Die Befragung zeigte, dass die Hälfte der Befragten den Raum bereits nutzte und auch zukünftig, vor allem für Feiern, nutzen möchte. Bisher wurde der Gemeinschaftsraum nicht als kühler Rückzugsort wahrgenommen, jedoch haben 20% der Teilnehmenden Interesse an solch einer Nutzung.
Auch in Dresden äußerten 26% der Befragten Interesse an der Nutzung eines Gemeinschaftsraums, um sich dort an Hitzetagen abzukühlen. Von den abgefragten Nutzungsmöglichkeiten in Gemeinschaftsräumen stießen Spiel- und Lesemöglichkeiten sowie regelmäßige Kaffeenachmittage in Erfurt und Dresden auf das meiste Interesse.
Wünsche für das Wohnumfeld und den Stadtteil gehen in Erfurt und Dresden vor allem in die Richtung verschatteter Wege sowie Sitzgelegenheiten und neuer Begrünung, z.B. durch Bäume, Beete und Fassadenbegrünung. „Wie solche Maßnahmen umgesetzt werden können, ist auch von der Klärung der Pflege abhängig. Hier ist eine Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner gefragt“, betont Herr Sven Lorber, Teamleiter Wohnungswirtschaft - Technik/Großmaßnahmen in Erfurt.
„Wie die Ideen aus den Befragungen zukünftig in das Handeln der Wohnungsgenossenschaften einfließen können und wie sich Bewohnerinnen und Bewohner selbst beteiligen können, soll in den nächsten Monaten beraten und vertieft werden“, erklären Frau Prof. Heidi Sinning und Frau Renate Hermann vom ISP.
Die Ergebnisse der Befragung werden Anfang 2022 in der ISP-Schriftenreihe veröffentlicht und fließen in zukünftige Planungen und Überlegungen der WBG Zukunft eG und EWG Dresden ein.
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Hintergrund:
Das Projekt „HeatResilientCity“ (Hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten am Beispiel von Dresden und Erfurt) ist Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2022.
Es wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Vorhaben der „Leitinitiative Zukunftsstadt“ im Themenbereich „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“ für die Laufzeit bis Januar 2021 mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro gefördert. Seit Anfang 2021 läuft das Folgeprojekt „HeatResilientCity II: Hitzeanpassung urbaner Gebäude- und Siedlungsstrukturtypen - Akteursorientierte Umsetzungsbegleitung zur Stärkung der Klimaresilienz und Gesundheitsvorsorge“ zur Verstetigung und Vertiefung des Themas. Wissenschaftliche Partner sind das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden, das Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule Erfurt (ISP), das Institut für Hydrologie und Meteorologie der Technischen Universität Dresden und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. Praxispartner sind das Umwelt- und Naturschutzamt der Landeshauptstadt Erfurt, das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden, die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden und seit 2021 auch die Erfurter Wohnungsbaugenossenschaft Zukunft eG.
Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation (ISP) der
Fachhochschule Erfurt
Professorin Dr.-Ing. Heidi Sinning
Tel. 0173/ 260 9051
E-Mail: sinning@fh-erfurt.de
Renate Hermann
Telefon: 0361 6700-3401
E-Mail: renate.hermann@fh-erfurt.de
Siegel: Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2022
Criteria of this press release:
Journalists
Construction / architecture, Environment / ecology, Oceanology / climate
transregional, national
Research projects, Research results
German
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