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Wissenschaft
Berlin, 25. Januar 2022. Klimawandel, Corona-Krise oder der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum – viele gesellschaftliche Herausforderungen sind so dringlich und komplex zugleich, dass die öffentliche Verwaltung sie nicht allein bewältigen kann. Genau hier setzt Open Social Innovation an. Wie genau diese Methode das Innovationspotential staatlicher Institutionen aktivieren kann, haben Wissenschaftler:innen der Hertie School und der Leuphana Universität an Hand des Projekts UpdateDeutschland untersucht.
Ein Werkzeugkasten für die Zukunft: Open Social Innovation könnte der Verwaltung in Deutschland helfen, komplexe Probleme zu erkennen und zu lösen. Doch dafür braucht es Foren und Prozesse, die nicht nur Spitzenbeamt:innen, sondern auch Vertreter:innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft einbinden. Wie solche Innovationsprozesse gelingen können, haben die Organisationswissenschaftler:innen Prof. Johanna Mair von der Hertie School und Prof. Thomas Gegenhuber von der Leuphana Universität untersucht. Ihr Learning Report basiert auf Erfahrungen und Beobachtungen, die sie anhand eines der bekanntesten Beispiele für Open Social Innovation zusammengetragen haben: UpdateDeutschland, ein Hackathon, der unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzleramts im Frühjahr 2021 stattfand.
Einbinden statt ausgrenzen: So gelingt Teilhabe bei Innovationsprozessen
Der Learning Report der Wissenschaftler:innen zeigt, dass es einer Infrastruktur für Kollaboration bedarf, damit Bürger:innen und Verwaltung eng zusammenarbeiten können. Für UpdateDeutschland erfolgte der Austausch über digitale Netzwerkformate und Online-Plattformen. Die gemeinnützige Organisation ProjectTogether initiierte und koordinierte den Prozess. Eine wesentliche Lehre aus dem Projekt: Innovationen gelingen vor allem dann, wenn Bürger:innen und Verwaltung eine möglichst breite Expertise zu einem Problem aufweisen und sich in direktem Dialog austauschen. Außerdem sollten Innovationsprozesse wie Open Social Innovation von Mentor:innen begleitet werden, die methodisch unterstützen und zwischen den unterschiedlichen Parteien moderieren. Laut dem Learning Report ist außerdem eine ergebnisoffene Haltung sowie finanzielle Unterstützung seitens der Verwaltung hilfreich.
Johanna Mair, Professorin für Organisation, Strategie und Leadership an der Hertie School, sagt: "Open Social Innovation ist ein wichtiger Werkzeugkasten für eine bürgernahe Politik. Durch die wissenschaftliche Begleitung des Programms UpdateDeutschland können wir zeigen, wie Open Social Innovation Staat und Gesellschaft helfen kann, gemeinschaftliche Lösungsansätze für drängende Zeitfragen zu finden. Bislang sind die bestehenden Verwaltungsstrukturen auf dieses ad-hoc Handeln unter Einbezug der Bürger:innen nicht ausgerichtet."
Wie Open Social Innovation für Schubkraft sorgt
Vier Faktoren tragen laut dem Learning Report zu einem Blick über den Tellerrand bei: Erstens entstehen durch Open Social Innovation neue Initiativen, die viele Blickwinkel einbeziehen. Zweitens stärkt Open Social Innovation bestehende Initiativen, weil Menschen aus unterschiedlichen Bereichen ihr Wissen einbringen. Der gemeinsame Austausch zwischen Bürger:innen und Staat fördert drittens die Bündnisbildung und somit eine höhere Aufmerksamkeit für ein Problem. Viertens stärkt Open Social Innovation die Wirksamkeit von politischen Lösungen vor Ort.
Prof. Johanna Mair sagt weiter: "Natürlich gibt es auch Kritik an Open Social Innovation, zum Beispiel, dass der Staat sich seiner Verantwortung entzieht. Denn nun kümmern sich ja zunächst Bürger:innen um ein Problem. Aber der Staat hat Ressourcen, um Ideen zu skalieren, wenn erprobte Lösungen über die öffentliche Daseinsvorsorge ausgerollt werden. Unsere Begleitforschung rund um UpdateDeutschland hat gezeigt, dass Open Social Innovation genau dann immense Schubkraft entfaltet, wenn Zivilgesellschaft und Staat Partner:innen sind."
In Hamburg wurde mit Hilfe des Prozesses hinter UpdateDeutschland beispielsweise die Logik hinter Förderanträgen hinterfragt und angepasst. Zivilgesellschaftliche Initiativen können nun auch Gelder für solche Projekte beantragen, die die Lösung eines Problems in den Fokus nehmen und nicht schlichtweg vorgegebene Förderkriterien auf dem Weg zu einer Lösung abhaken.
Ergebnispräsentation am 31. Januar | vollständiger Bericht
Ergebnisse des Berichts "Update Deutschland: Open Social Innovation weiterdenken und lernen" werden am 31. Januar 2022 von 12:00 bis 13:00 Uhr in einer Online-Veranstaltung präsentiert. Die Veranstaltung wird durch den Initiator ProjectTogether ausgerichtet. Im Anschluss besteht die Möglichkeit für die Presse, Fragen zu stellen. Bitte melden Sie sich vorab über folgende Seite an:
https://www.hertie-school.org/en/events/event-detail/event/presentation-of-the-l...
Den gesamten Bericht finden Sie hier:
https://opus4.kobv.de/opus4-hsog/frontdoor/deliver/index/docId/4204/file/HERTIE_...
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Unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzleramts und initiiert durch die gemeinnützige Organisation ProjectTogether rief UpdateDeutschland ab Februar 2021 öffentlich dazu auf, sowohl gesellschaftliche Herausforderungen als auch Lösungsansätze einzureichen. In einem sogenannten 48-Stunden-Sprint kamen im März 2021 dann Bürger:innen aus vielfältigen gesellschaftlichen Gruppen Deutschlands im digitalen Raum zusammen. Gemeinsam gruppierten sie die rund 600 Herausforderungen, zu denen neue und bestehende Lösungsideen eingebracht wurden. In einem anschließenden viermonatigen Umsetzungsprogramm entwickelten die Teilnehmenden die Lösungsansätze weiter und pilotierten sie zusammen mit Partner:innen aus Kommunen, Ländern und Bund. updatedeutschland.org
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Die Hertie School in Berlin bereitet herausragend qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben im öffentlichen Bereich, in der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft vor. Sie bietet Masterstudiengänge, Executive Education und Doktorandenprogramme an. Als universitäre Hochschule mit interdisziplinärer und praxisorientierter Lehre, hochklassiger Forschung und einem weltweiten Netzwerk setzt sich die Hertie School auch in der öffentlichen Debatte für „Good Governance“ und moderne Staatlichkeit ein. Die Hertie School wurde 2003 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird seither maßgeblich von ihr getragen. Sie ist staatlich anerkannt und vom Wissenschaftsrat akkreditiert. www.hertie-school.org
Pressekontakt
Alina Zurmühlen, Pressereferentin, Hertie School
+49 (0) 30 259 219 – 246
pressoffice@hertie-school.org
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Politics, Social studies
transregional, national
Research projects, Transfer of Science or Research
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