idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/26/2022 12:33

Schwangerschaft auch mit angeborenem Herzfehler möglich

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

    Frühzeitige Planung und Beratung ist wichtig. Expertin der Herzstiftung erklärt, worauf Patientinnen mit Herzfehler achten sollten

    Der Fortschritt in der Medizin macht es möglich: Die meisten Frauen mit angeborenem Herzfehler (AHF) können heute Kinder bekommen. Doch bei Patientinnen mit Kinderwunsch ergeben sich viele Fragen: Wie groß ist das Risiko für Mutter und Kind? Bei welchen angeborenen Herzfehlern ist von einer Schwangerschaft abzuraten? Kann der Herzfehler vererbt werden? „Wichtig ist, dass Frauen mit angeborenem Herzfehler ihre Schwangerschaft frühzeitig planen und sich von einem erfahrenen EMAH-Spezialisten betreuen lassen”, erklärt Prof. Dr. med. Tanja Rädle-Hurst, Kardiologin an der Klinik für Pädiatrische Kardiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg mit Zusatzqualifikation für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH); derzeit leben bis zu 330.000 EMAH in Deutschland. Die EMAH-Stiftungsprofessorin der Deutschen Herzstiftung betont zugleich, dass Hochrisikopatientinnen nicht nur während der Schwangerschaft und Geburt, sondern auch nach der Entbindung besonders engmaschig betreut werden müssten. Wie sich das Risiko für Komplikationen abschätzen lässt, welche Schwierigkeiten auftreten können und worauf Patientinnen achten sollten, erklärt Rädle-Hurst in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung und ihrer Kinderherzstiftung „herzblatt“. Ein Probeexemplar dieser herzblatt-Ausgabe 4/2021 kann kostenfrei bei der Herzstiftung angefordert werden unter Tel. 069 955128-400 (Mail: bestellung@herzstiftung.de). Infos für EMAH sind abrufbar unter: www.herzstiftung.de/leben-mit-angeborenem-herzfehler/jemah-und-emah

    Schon vor der Schwangerschaft beraten lassen
    Im Idealfall sollten sich Frauen mit AHF bereits vor Planung der Schwangerschaft von ihrem EMAH-Spezialisten beraten lassen. „Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die der Entwicklung des Embryos schaden können“, erläutert Rädle-Hurst. Beispielsweise gelten bestimmte Gerinnungshemmer oder ACE-Hemmer in der Schwangerschaft als ungünstig. Daher sollten zunächst die regelmäßig einzunehmenden Medikamente überprüft und gegebenenfalls ersetzt werden. Weiterhin sollte der Arzt in dem Gespräch über verschiedene Risiken aufklären, über notwendige Kontrollen informieren und über geeignete Möglichkeiten der Entbindung beraten. Die folgende Checkliste hilft beim Gespräch mit dem/der EMAH-Spezialisten/in:

    - Überprüfung der Medikamente
    - Aufklärung über mütterliches Komplikationsrisiko
    - Aufklärung über kindliches Komplikationsrisiko
    - Aufklärung über Vererbbarkeit des Herzfehlers
    - Beratung zu Geburtszeitpunkt und -modus

    Risiko abschätzen, Komplikationen vermeiden
    Wie groß das Risiko einer Komplikation während der Schwangerschaft oder Geburt ist, hängt von der Art und der Schwere des angeborenen Herzfehlers ab. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu verschiedene Risikoklassen (mWHO I bis IV) erstellt, die eine Abschätzung möglicher Komplikationen für Mutter und Kind ermöglicht. So ist das Risiko für Schwangere der mWHO-Klasse I – hierzu zählen beispielsweise Frauen mit einer leichten Pulmonalstenose oder nach Verschluss eines Septumdefekts – mit 2,5 bis 5 Prozent nur gering. Hingegen wird Frauen mit schwerer Aorten- oder Mitralklappenstenose (mWHO IV) wegen des hohen Risikos in der Regel von einer Schwangerschaft abgeraten. „Eine gute Pumpfunktion der Hauptherzkammer ohne Hinweis auf eine Herzschwäche ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen optimalen Schwangerschafts- und Geburtsverlauf“, betont Rädle-Hurst. Mögliche Komplikationen bei Frauen mit AHF seien beispielsweise das Auftreten von Herzrhythmusstörungen oder sichtbare Zeichen einer Herzschwäche. Das Risiko für Komplikationen beim Kind steigt ebenfalls mit der Schwere der mütterlichen Herzerkrankung. Hier sind insbesondere eine vorzeitige Geburt und ein niedriges Geburtsgewicht zu nennen.

    Engmaschige Überwachung auch nach der Geburt
    Generell sollten alle Patientinnen mit angeborenem Herzfehler während der Schwangerschaft überwacht werden. Für Schwangere der Risikoklassen mWHO I und II ist jeweils eine kardiale Untersuchung pro Schwangerschaftsdrittel ausreichend. Patientinnen der Risikoklasse mWHO III haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen, sowohl bei der Mutter als auch beim Kind. EMAH-Patientinnen, die zu dieser Hochrisikogruppe mWHO III zählen, haben komplexe AHF wie eine Transposition der großen Gefäße (TGA), einen systemischen rechten Ventrikel oder nur eine funktionierende Herzkammer (Fontan-Zirkulation). „Sie sollten am Ende der Schwangerschaft und zusätzlich in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung besonders engmaschig überwacht werden“, betont die EMAH-Spezialistin Rädle-Hurst. Aufgrund der hormonellen Umstellung nach der Geburt können der Druck und Widerstand in der Lungenstrombahn ansteigen. Da zudem mehr Blutvolumen aus der Peripherie in Richtung Herz verlagert wird, kann dies zu einer Überlastung der rechten Herzkammer mit Zeichen einer Rechtsherzschwäche führen.

    Fazit: Die meisten EMAH-Patientinnen können ihr Kind auf normalem Weg zur Welt bringen. Eine Periduralanästhesie (PDA) kann die Belastung während der Geburt verringern. Bei Schwangeren mit komplexen Herzfehlern (mWHO-Klasse III und IV) kann ein geplanter Kaiserschnitt sinnvoll oder sogar notwendig sein.

    Wachsende Patientengruppe: Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH)
    In Deutschland leben derzeit bis zu 330.000 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler. Ihre Zahl steigt durch die Fortschritte in der Medizin und die besseren Überlebenschancen stetig. Um den speziellen medizinischen Belangen von EMAH gerecht zu werden, gibt es deutschlandweit inzwischen mehr als 20 überregionale EMAH-Zentren sowie mehrere Hundert Ärzte, die sich auf die Behandlung von EMAH-Patienten spezialisiert haben.
    (CME)

    herzblatt: Jetzt Probeexemplar anfordern!
    Das Magazin für ein Leben mit angeborenem Herzfehler „herzblatt“ erscheint viermal im Jahr. Mit ihrer Publikation „herzblatt“ richtet sich die Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung gezielt an die betroffenen Kinder, Jugendlichen und deren Eltern sowie an Erwachsene mit angeborenem Herzfehler. Weitere Infos rund um die Schwangerschaft mit angeborenem Herzfehler und viele weitere Themen bietet die Ausgabe 4/2021 von „herzblatt“. Ein kostenfreies Probeexemplar ist unter Tel. 069 955128-400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de erhältlich.

    Weiterführende Infos für EMAH-Patienten unter
    www.herzstiftung.de/leben-mit-angeborenem-herzfehler/jemah-und-emah
    www.herzstiftung.de/leben-mit-angeborenem-herzfehler/jemah-und-emah/emah-zentrum-suche

    EMAH-Ratgeber jetzt kostenfrei anfordern!
    Der EMAH-Ratgeber „Leben mit angeborenem Herzfehler im Erwachsenenalter. Ein Leitfaden“ (138 S.) kann kostenfrei unter www.herzstiftung.de/emah-ratgeber oder per Tel. unter 069 955128-400 (E-Mail: bestellung@herzstiftung.de) angefordert werden. Leicht verständlich informieren Herzspezialistinnen und Herzspezialisten auf dem Gebiet der Angeborenen Herzfehler über Versorgungsstruktur, Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten, Leben mit angeborenem Herzfehler (Sport, Ernährung, Stress, Reha) und andere Themen wie Impfungen, sozialrechtliche Beratung.

    Ein Rezensionsexemplar (PDF/Print) und honorarfreies Bildmaterial erhalten Sie bei der Pressestelle unter presse@herzstiftung.de oder per Tel. 069 955128114

    Zusatzmaterial für Redaktionen

    Daten und Fakten zu angeborenen Herzfehlern

    Etwa 40 verschiedene angeborene Herzfehler (AHF), viele davon noch mit weiteren Untergruppen, sind bekannt: Das können Veränderungen an den Herzkammern, an den Herzklappen oder an den Trennwänden zwischen den Herzkammern (Loch in der Herzscheidewand) sein. Viele dieser Veränderungen treten sogar kombiniert auf.
    Dass die Patientengruppe der EMAH stetig wächst, verdankt sich den Errungenschaften der modernen Medizin, insbesondere der Kinderkardiologie, Kardiologie, Herzchirurgie und Intensivmedizin.
    Wenn auch die meisten AHF heutzutage gut behandelbar sind und ein Überleben ins Erwachsenenalter fast gesichert ist, so sind all diese Patienten nicht völlig gesund – der Herzfehler ist in den meisten Fällen zwar „repariert“, aber nicht vollständig „korrigiert“. Selbst bei einfachen, nach Operation häufig als harmlos eingestuften Herzfehlern können sich mit zunehmendem Alter schwerwiegende Probleme einstellen, mit denen man bislang zu wenig gerechnet hat.
    Zu den ernsthaftesten Komplikationen gehören ein Versagen des Herzmuskels, Herzrhythmusstörungen, ein Lungenhochdruck, Erkrankungen der Hauptschlagader oder eine Entzündung der Herzklappen und Herzinnenhäute. Leider kann es auch zu Störungen anderer Organe kommen, zum Beispiel der Leber, der Niere oder des Zentralnervensystems.

    Auch EMAH können im Verlauf ihres Lebens zusätzliche Herzerkrankungen erwerben, die jeder andere Mensch auch entwickeln kann, beispielsweise die koronare Herzkrankheit (Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, die zum Herzinfarkt führen können), Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, und andere Organerkrankungen. Solche Zusatzerkrankungen können durchaus den Langzeitverlauf des AHF ungünstig beeinflussen, auch wenn er erfolgreich behandelt wurde.

    EMAH: Stetig wachsende Patientengruppe
    In Deutschland leben nach Expertenschätzungen bis zu 330.000 EMAH. Diese Patientengruppe wächst jährlich um ca. 6.500.

    In jedem Fall lebenswichtig: Der EMAH-Check
    Die große Mehrheit der AHF kann heute operativ – einfachere Herzfehlbildungen zum Teil ohne Operation per Kathetereingriff – so gut behandelt werden, dass die meisten Betroffenen ein fast normales Leben mit Beruf und Familie führen. Da die meisten EMAH jedoch nicht geheilt sind, ist eine lebenslange, regelmäßige Nachsorge des Herzfehlers durch einen EMAH-Spezialisten (in der Regel 1- bis 2-mal pro Jahr) unerlässlich. Spätkomplikationen können auch erst viele Jahre nach einer erfolgreichen Behandlung des Herzfehlers eintreten und werden von den Betroffenen nicht immer frühzeitig bemerkt.

    Kontakt
    Deutsche Herzstiftung
    Pressestelle:
    Michael Wichert (Ltg.)/Pierre König
    Tel. 069 955128-114/-140
    E-Mail: presse@herzstiftung.de


    Original publication:

    Rädle-Hurst, T., Schwangerschaft mit angeborenem Herzfehlerher, in: Deutsche Herzstiftung e. V./Kinderherzstiftung (Hg.), herzblatt. Leben mit angeborenem Herzfehler - Zeitschrift der Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung (Ausg. 4/2021), Frankfurt a. M. Dez. 2021.


    More information:

    http://www.herzstiftung.de/leben-mit-angeborenem-herzfehler/jemah-und-emah
    http://www.herzstiftung.de/leben-mit-angeborenem-herzfehler/jemah-und-emah/emah-...


    Images

    EMAH-Spezialistin Prof. Dr. Rädle-Hurst im Gespräch mit einer Patientin.
    EMAH-Spezialistin Prof. Dr. Rädle-Hurst im Gespräch mit einer Patientin.

    Foto: DHS/Uwe Bellhäuser

    Die aktuelle Ausgabe von herzblatt (4/2021) widmet sich dem Thema Schwangerschaft mit angeborenem Herzfehler.
    Die aktuelle Ausgabe von herzblatt (4/2021) widmet sich dem Thema Schwangerschaft mit angeborenem He ...
    Titelbild: iStock/damircudic
    DHS/Covergestaltung: R. Unguranowitsch


    Attachment
    attachment icon PM_DHS_Schwangerschaft-mit-angeborenem-Herzfehler_2022-01-26_Final

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).