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Wissenschaft
Bei bekannter Allergie z.B. gegen Neomycin oder Gelatine gilt Impfung als kontraindiziert
(Mainz, 12. Mai 2004, lei) Immer wieder werden Kinder mit allergischen Erkrankungen aus Angst vor schwerwiegenden Reaktionen nicht geimpft. Daneben können Impfstoffe selbst auch eine allergische Reaktion, in sehr seltenen Fällen (1:1 Million) bis hin zu einem anaphylaktischen Schock, hervorrufen. Dies ist jedoch nach Auffassung der beiden Mediziner Dr. med. Markus Knuf und Dr. med. Pirmin Habermehl von der Kinderklinik und Kinderpoliklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kein Grund, auf die empfohlenen Impfungen vollständig zu verzichten. Stattdessen sollten Kinderärzte bei vorliegender Allergie differenziert vorgehen und immer Maßnahmen zur Behandlung einer etwaigen allergischen Reaktion bereithalten.
Impfstoffe enthalten verschiedene Substanzen, die unter Umständen schwere allergische Reaktionen auslösen können. Dazu gehören Hilfs- und Konservierungsstoffe, Reste von Kulturmedien, auf denen der Impfstoff gezüchtet wurde, aber auch die Antigene selbst. Eine Impfung sollte nach dem Rat von Knuf und Habermehl unterbleiben, wenn ein Kind nachweislich auf solche Inhaltsstoffe, wie z.B. das Antibiotikum Neomycin, allergisch reagiert. Auch Gelatine ist als Auslöser von Überempfindlichkeitsreaktionen bekannt, weshalb auch in diesem Fall bei einer bekannten Allergie gegen Gelatine von Impfungen abgeraten wird.
Als wichtigste Gruppe von Allergenen in Impfstoffen gelten Reste von Kulturmedien, also Substrate wie etwa Hühnereiweiß, auf denen die unschädlichen Erreger für die Impfungen gezüchtet werden. Hühnereiweiß ist in Spuren im Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff enthalten sowie in FSME- und Tollwutvakzin. Außerdem findet sich die Substanz in Influenza-A-Impfstoffen und der Gelbfiebervakzine. Ob nun Kinder mit einer bekannten Allergie gegen Hühnereiweiß geimpft werden sollen oder nicht, wird von Gesundheitsbehörden und Impfstoffherstellern unterschiedlich beurteilt. Eine Reihe von Studien haben gezeigt, dass Kinder mit einer Hühnereiweißallergie problemlos gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft werden können. Die beiden Mainzer Mediziner empfehlen für die wichtige Masern-Mumps-Röteln-Impfung, Kinder mit einer Hühnereiweißallergie (HEA) stets unter stationären Bedingungen, d.h. in einer Einrichtung mit Reanimationsbereitschaft, zu impfen. Tests, um die Risikokinder für schwerste allergische Reaktionen vorab herauszufiltern, haben sich nicht bewährt und sind unter Umständen sogar gefährlich.
Dagegen wird für die Influenzaimpfung bei einer HEA die Hauttestung vor der Impfung empfohlen. Eine Impfung gegen die virale Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Zecken übertragen wird, ist nach Auffassung der beiden Impfexperten bei allergischen Kindern wegen der fehlenden Datenlage reiflich zu überlegen. Insbesondere sei das begrenzte Verbreitungsgebiet des FSME-Virus zu berücksichtigen sowie der meist schwächere Verlauf einer FSME-Virus-Infektion im Kindesalter. Noch fraglicher ist die Gelbfieberimpfung bei allergischen Kindern. Möglicherweise sei es im Einzelfall angeraten, ein Kind mit Hühnereiweißallergie gar nicht in ein Gelbfieberendemiegebiet reisen zu lassen. Generell sollte diese "Reiseimpfung" nur nach strenger Indikationsstellung von spezialisierten Zentren verabreicht werden.
Kontakt und Informationen:
Kinderklinik und Kinderpoliklinik
Dr. med. Markus Knuf
Tel. 06131 17-2786
E-Mail: knuf@kinder.klinik.uni-mainz.de
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results
German
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