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Wissenschaft
Unnötige Kosten und Zeitverzögerungen sowie einen erheblichen Standortnachteil für die deutsche Forschung: Diese negativen Folgen befürchten die Fachverbände der deutschen Biowissenschaftler, falls der Gesetzgeber tatsächlich ein Verbandsklagerecht für Tierschutz-Organisationen einführen sollte. Der Verbund Biologischer und Biomedizinischer Fachgesellschaften (VBBM) und der Ver-band deutscher Biologen (vdbiol) sprechen sich deshalb mit Nachdruck gegen ein solches Gesetz aus. Die Einführung eines Verbandsklagerechts in Tierschutzfragen wurde vor kurzem in einer Sit-zung des Bundesrats beantragt.
Sowohl in der Grundlagenforschung als auch bei der Prüfung neuer, Erfolg versprechender Wirkstoffe für die Medizin kann man Tierversuche in den meisten Fällen nicht durch andere Methoden ersetzen. "Bei der Suche nach neuen Krebsmedikamenten und nach möglichen Impfstoffen gegen Seu-chen wie AIDS oder Tuberkulose ist es notwendig, die untersuchten Substanzen an Tieren zu testen", erklärt Prof. Hans-J. Jacobsen, Präsident des vdbiol. "Nur so lassen sich die Risiken für den Menschen so gering halten wie möglich. Denn Computer-Simulationen oder Tests an Zellkulturen geben die komplexen Abläufe im Körper nur unzureichend wieder."
"Bereits jetzt werden Tierschutzverbände bei der Genehmigung von Tierversuchs-Vorhaben eng eingebunden", sagt Jacobsen. "Nach dem gültigen Tierschutzgesetz beraten sie die Behörden bei der ethischen Beurteilung solcher Vorhaben, die schon im Vorfeld sehr intensiv geprüft werden. Die Hürden für Tierversuche liegen in Deutschland also jetzt schon sehr hoch." Deshalb sei damit zu rechnen, dass die Gerichte bei späteren Klagen die bereits erteilten Tierversuchsgenehmigungen bes-tätigen würden. "Aber der mit einem Gerichtsverfahren verbundene Zeitverlust ist für die Forschung nicht wieder einzuholen."
Teurer Prozess-Automatismus
"Dass Tierschutzverbände ein Verbandsklagerecht schlicht als Blockade-Instrument benutzen würden, ist leider wahrscheinlich", befürchtet Prof. Rudi Balling, Präsident des VBBM und Leiter der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig. "Die beiden großen Tierschutz-Vereinigungen in Deutschland - der Deutsche Tierschutzbund und Menschen für Tierrechte - haben bereits in einer gemeinsamen Erklärung betont, dass sie prinzipiell für ein Verbot jeglicher Art von Tierversuchen sind. Eine konstruktive Zusammenarbeit ist da nicht zu erwarten - eher ein aufwändiger und teurer Prozess-Automatismus, durch den jedes Forschungsvorhaben mühsam geschleust werden muss, wenn es ein Tierexperiment als Teilschritt enthält."
Darunter würde die Grundlagenforschung ebenso leiden wie die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen und Forschungszentren und die klinische Erprobung neuer Wirkstoffe für die Medizin. "Ein Verlust von Forschungskompetenz und Innovationskraft in Deutschland", bilanziert Balling, "wäre zwangsläufig die Folge."
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter
www.bio-bund.de und www.vdbiol.de
Ihre Ansprechpartner:
Hannes Schlender (GBF):
Tel.: 0513.6181-733, eMail has@gbf.de
Carsten Roller (vdbiol):
Tel.: 089.26024573, eMail: info@vdbiol.de
Jörg Maxton-Küchenmeister (VBBM):
Tel.: 069.660567-12, eMail: maxton@gbm-online.de
http://www.bio-bund.de
http://www.vdbiol.de
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Science policy
German
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