idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/24/2022 14:32

Fraunhofer IPT reduziert Bauteilverzug während der Fräsbearbeitung

Susanne Krause Externe und interne Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT

    Bauteilverzug ist ein großer Kostenfaktor in der Fertigung von Metallbauteilen, besonders bei großen und dünnwandigen Werkstücken, wie sie im Leichtbau oder in der Luftfahrt eine wichtige Rolle spielen. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen hat nun gemeinsam mit Partnern erfolgreich ein System zur Reduzierung eigenspannungsbedingter Bauteilverzüge entwickelt: Mit simulationsgestützter Prozessauslegung und einem neuartigen Spannsystem kann es Unternehmen zukünftig gelingen, den Bauteilverzug bei der Fräsbearbeitung deutlich zu reduzieren.

    Bei der Herstellung und anschließenden Wärmebehandlung von Rohlingen aus Metall entstehen Eigenspannungen, die bei der Zerspanung zu Form- und Maßabweichungen des Bauteils führen. Vor allem nach dem Abspannen, wenn das Werkstück aus dem Spannsystem gelöst wird, kommt es häufig zu deutlichem Verzug des Bauteils. Solche Bauteilverzüge führen dazu, dass Fertigungstoleranzen nicht eingehalten werden können und das Bauteil aufwändig nachbearbeitet werden muss. Ein Report des Luftfahrt-Unternehmens Boeing aus dem Jahr 2001 bezifferte die jährlichen Kosten des Unternehmens für eigenspannungsbedingte Nachbearbeitungen und Ausschuss auf rund 290 Millionen US-Dollar.

    Finite Cell Method (FCM) zur Simulation eigenspannungsbedingter Bauteilverzüge

    Ein Team des Fraunhofer IPT entwickelte gemeinsam mit seinen Partnern im Forschungsprojekt »VoKoES« ein Konzept bestehend aus einer Simulationssoftware und einer neuartigen Spannvorrichtung, mit dem der Bauteilverzug gewalzter und wärmebehandelter Halbzeuge prognostiziert und reduziert werden kann. Am Beispiel eines Luftfahrtstrukturbauteils aus der Titanlegierung Ti-6AI-4V konnte das Projektteam nachweisen, dass die entwickelten Lösungen den Verzug um 94 Prozent reduzieren.

    Dafür programmierten die Forscherinnen und Forscher mit dem Partner Access e.V. zunächst eine thermomechanische Simulation zur Bestimmung von Eigenspannungszuständen in wärmebehandelten Halbzeugen. Anhand einer numerischen Verzugssimulation gelang es im Projekt VoKoEs erstmals, den eigenspannungsbedingten Bauteilverzug für beliebige Zeitpunkte entlang der gesamten Fräsprozesskette zu simulieren. Die Simulation programmierten die Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IPT gemeinsam mit dem Institut für Strukturmechanik und Leichtbau (SLA) der RWTH Aachen University auf Basis der Finite Cell Method (FCM).

    Erfolgreiche Integration der Simulation in CAM-System

    Das Forscherteam integrierte gemeinsam mit dem Partner Module Works GmbH die Simulationssoftware erfolgreich in ein CAM-System zur Werkzeugbahnplanung. Auf der Basis der Verzugs-Vorhersagen testete das Team verschiedene Kompensationsmethoden, etwa die Variation der Bearbeitungsreihenfolge oder der Position des Soll-Bauteils innerhalb des Rohlings. Die Ergebnisse der Kompensationsmaßnahmen werden direkt in dem CAM-System visualisiert. Die Integration in das CAM-System hat den Vorteil, dass keine zusätzliche Software erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist, dass es sich grundsätzlich auf alle Werkstückgeometrien sowie subtraktiven Fertigungsverfahren anwenden lässt.

    Adaptives, hydraulisches Spannsystem zur verzugsreduzierten Fräsbearbeitung

    Zusätzlich zu den digitalen Lösungen zur Vorhersage und Reduzierung der Bauteilverzüge entwickelte der Projektpartner Innoclamp GmbH aus Aachen ein adaptives, hydraulisches Spannsystem für die Fräsbearbeitung von Luftfahrtstrukturbauteilen. Mit dem neuen Spannsystem können Eigenspannungen der eingespannten Werkstücke während der Bearbeitung kontrolliert freigesetzt werden; die spannungsfreien Werkstücke werden dann weiterbearbeitet. So können die gewünschten Geometrien hergestellt werden, ohne dass sich das Werkstück beim Ausspannen nochmals verzieht. Der Bauteilverzug zwischen den Bearbeitungsschritten wird also zugelassen, ohne dass die Referenzen des Bauteils verloren gehen und das Bauteil erneut eingemessen werden muss. Die entwickelten Lösungen wurden in der letzten Projektphase am Beispiel eines Luftfahrtstrukturbauteils aus der Titanlegierung Ti-6AI-4V sowohl am Fraunhofer IPT als auch beim Projektpartner BoTech GmbH erfolgreich demonstriert.

    Anwendung des digitalen Zwillings auch zur Schwingungsvorhersage beim Drehen und bei der Nachbearbeitung additiv gefertigter Bauteile

    Das Forscherteam plant, die Simulationssoftware in Folgeprojekten um zusätzliche physikalische Kenngrößen, etwa die Werkstück- und Werkzeugabdrängung, zu erweitern. Zudem könnte sich die Methodik künftig auch auf additive Fertigungsverfahren anwenden lassen, denn bei der additiven Fertigung treten ebenfalls häufig Bauteilverzüge auf, für die angepasste Kompensationsstrategien entwickelt werden müssen. Eine Weiterentwickung des adaptiven Spannsystems ist ebenfalls bereits in der Planung.

    Förderung

    Das Forschungsprojekt »VoKoES – Vorhersage und Kompensation von Bauteilverzügen durch Eigenspannungen während der 5-Achs-Fräsbearbeitung« wurde durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014-2020 gefördert.

    Projektpartner

    - Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT, Aachen (Koordination)
    - Access e. V., Aachen
    - RWTH Aachen, Institut für Strukturmechanik und Leichtbau (SLA)
    - Innoclamp GmbH, Aachen
    - Module Works GmbH, Aachen
    - BoTech GmbH, Mönchengladbach


    Contact for scientific information:

    Markus Landwehr M.Sc.
    Gruppenleiter »Prozessplanung & Digitalisierung«

    Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT
    Steinbachstr. 17
    52074 Aachen
    Telefon +49 241 8904-491
    markus.landwehr@ipt.fraunhofer.de
    www.ipt.fraunhofer.de


    More information:

    https://www.ipt.fraunhofer.de/de/presse/Pressemitteilungen/221024-fraunhofer-ipt...


    Images

    Im Forschungsprojekt »VoKoEs« entwickelte das Projektteam eine Simulationssoftware zur Vorhersage und Reduzierung von Bauteilverzügen sowie ein adaptives, hydraulisches Spannsystem für die Fräsbearbeitung von Luftfahrtstrukturbauteilen.
    Im Forschungsprojekt »VoKoEs« entwickelte das Projektteam eine Simulationssoftware zur Vorhersage un ...

    © Fraunhofer IPT


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Construction / architecture, Information technology, Materials sciences, Mechanical engineering, Traffic / transport
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).