idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/17/2022 13:15

BIX 2022: Digitale Anwendungen sorgen für deutlich mehr Bürokratie in den Arztpraxen

Inga Hörttrich Hochschulmarketing
Fachhochschule des Mittelstands (FHM)

    Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) mit Sitz in Bielefeld hat im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) den Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung (BIX) erhoben. Die Studie wurde heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt.

    Digitale Prozesse wie die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) erhöhen aktuell den Bürokratieaufwand in vertragsärztlichen Praxen um 1,25 Millionen Stunden. Das geht aus dem aktuellen Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung (BIX) hervor, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gemeinsam mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) veröffentlicht.

    „Die eAU verursacht bislang einen Zusatzaufwand in Höhe von mehr als einer Million Arbeitsstunden pro Jahr in den Praxen. Da ist das eRezept noch nicht einmal berücksichtigt“, sagt Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KBV. „Anstatt also die Praxen zu entlasten, hat die bisherige Digitalisierungspolitik die Praxen nachweislich immer noch weiter belastet“, ergänzt er.

    Als Gründe für die erhöhte Bürokratie durch die eAU werden die lange Dauer des elektronischen Signiervorgangs und das digitale Versenden genannt. Bei fehlerhaftem Digitalversand erhöht das Ausstellen der papiergebundenen Ersatzbescheinigung den Aufwand maßgeblich. „Pro Fall verursacht das digitale Verfahren der eAU aktuell 50 Sekunden mehr bürokratischen Aufwand als die papiergebundene Bescheinigung. Bei jährlich 90 Millionen ausgestellten eAUs summiert sich dies auf 1,25 Millionen Stunden mehr Bürokratie in den Praxen“, erklärt Prof. Volker Wittberg von der FHM, Leiter des Nationalen Zentrums für Bürokratiekostenabbau.

    „Es geht darum, die medizinische Versorgung für die Menschen in Deutschland zu sichern und – wo möglich – zu verbessern“, sagt Kriedel. Eine Digitalisierung der ambulanten Versorgung dürfe nicht auf Kosten der ärztlichen Behandlungszeit gehen. „Eine Digitalisierung, die diese Zeit nicht nur nicht erhöht, sondern sogar reduziert, ist somit kontraproduktiv und fehlgeleitet“, stellt er fest.

    Um das digitale Signieren zu beschleunigen, müssten durch die gematik Mindestvorgaben definiert und überprüft werden, so Kriedel. „Es muss beispielsweise festgelegt werden, wie lange ein Signiervorgang maximal dauern darf und welche diesbezüglichen Funktionalitäten ein Softwaresystem seinen Anwendern anbieten muss“, fordert das KBV-Vorstandsmitglied. Die wichtigste Voraussetzung für den Einsatz digitaler Anwendungen in Praxen sei eine stabil funktionierende Telematik-Infrastruktur (TI). „Um tatsächliche Verbesserungen für die ambulante medizinische Versorgung zu erzielen, müssen die weitere Implementierung und auch die Weiterentwicklung der TI von jetzt an nutzerorientiert vonstattengehen. Jegliche digitale Anwendung ist vollumfänglich zu erproben, bevor sie im Praxisalltag landet“, erklärt Kriedel.

    Im Gegensatz zu vorangegangenen BIX-Studien stand dieses Mal nicht die Gesamtbetrachtung der Bürokratiebelastung in der vertragsärztlichen Versorgung im Fokus. Mit der Umstellung auf das elektronische Verfahren bei der Ausstellung und Übermittlung der AU konzentrierte sich die Untersuchung auf einen aktuell für viele Praxen relevanten Themenbereich. Anhand eines definierten Fragebogens wurden Vertragspraxen von April bis Mai 2022 telefonisch befragt.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Volker Wittberg, Prorektor Forschung & Entwicklung FHM
    volker.wittberg@fh-mittelstand.de


    Images

    Bei der hybriden Pressekonferenz: Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KBV, Prof. Dr. Volker Wittberg, Prorektor Forschung & Entwicklung FHM, Dr. Bernhard Gibis, KBV Dezernent
    Bei der hybriden Pressekonferenz: Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KBV, Prof. Dr. Volker Wi ...
    Fachhochschule des Mittelstands
    Fachhochschule des Mittelstands (FHM)


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Economics / business administration, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).