idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/23/2022 10:57

Planen ohne Fahrplan: Forschende untersuchen Potenzial von Algorithmen für Rufbusse

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Ob zur Arbeitsstelle, zum Bahnhof, zur Arztpraxis, zum Einkaufen, zum Familienbesuch oder zum Ausflugsziel – außerhalb von Städten erfolgen solche Fahren häufig mit dem privaten Fahrzeug. Denn für große Omnibusse, die eine fixe Tour abfahren würden, fehlt meist die Nachfrage, um einen wirtschaftlichen Betrieb aufrecht zu erhalten. Diese Lücke füllen sogenannte Rufbusse wie das Angebot „VGI-Flexi“ des Verkehrsverbundes Großraum Ingolstadt (VGI), das der Logistikexperte Prof. Dr. Pirmin Fontaine von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) wissenschaftlich begleitet.

    Im Zentrum stehen dabei Optionen und mathematische Werkzeuge für eine effiziente und kundenfreundliche Routenplanung der Rufbusse. Denn im Gegensatz zu konventionellen Bussen haben Rufbusse keinen starren Fahrplan; die Kleinbusse sind nur bei vorliegenden Buchungen unterwegs. Fontaine hat an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt der KU die Juniorprofessur für Operations Management inne.

    Sein Teilprojekt gehört zu einem Forschungskonsortium, an dem neben der KU auch die Technische Hochschule Ingolstadt und das Artificial Intelligence Network Ingolstadt (AININ) beteiligt sind. Verbindendes Ziel der Partner ist es, gemeinsam mit dem VGI den Öffentlichen Personennahverkehr durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu stärken. Gefördert wird das Gesamtprojekt „VGI newMIND“ vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Gefördert werden daraus unter anderem auch die Rufbus-Pilotprojekte des VGI.

    Im Fall von VGI-Flexi fahren Kleinbusse auf Bestellung – per App, telefonisch oder online buchbar – gezielt eine dafür ausgewiesene Haltestelle an. In Verkehrsgebiet von Scheyern und Pfaffenhofen stehen dafür 85 Haltestellen zur Verfügung. Der Ausstieg ist wiederum an einer beliebigen Adresse innerhalb des Zielortes möglich. Das Rufbus-Angebot erfreut sich einer guten Resonanz: Im ersten Monat nach dem Start des VGI-Flexi in Scheyern, konnten 1.494 Fahrgäste gezählt werden.

    „Eine besondere Herausforderung beim Einsatz von bedarfsorientierten Bussystemen liegt in der Planung der Busrouten. Diese muss in einem engen Zeitfenster erfolgen, das zwischen dem spätmöglichstem Buchungseingang und dem gewünschten Zeitpunkt für die Abholung stattfinden muss“, schildert Professor Fontaine. Kundinnen und Kunden des VGI-Flexi können eine Fahrt mit einem Vorlauf zwischen 60 Minuten und 30 Tagen buchen. Bei nur einem Fahrgast kann die Strecke direkt ans Ziel führen, bei zwei, drei und mehr Passagieren gilt es jedoch, möglichst wenig Umwege zu fahren, um schnell und wirtschaftlich unterwegs zu sein. „Ideal ist es natürlich, Kunden mit ähnlichen Routen zu kombinieren. Das ist aber nicht immer der Fall. Hier bieten dann effiziente Algorithmen ein Potenzial, um die Fahrten möglichst effizient zu gestalten“, erklärt Fontaine. Er befasst sich in seiner Forschung unter anderem auch mit dem Potenzial von Lastenfahrrädern für den urbanen Warenverkehr, bei denen sich ebenfalls die Frage nach der optimalen Gestaltung von Touren stellt.

    Für die Rufbusse kann man – wie Fontaine erläutert – durchspielen, welche Stellschrauben Einfluss auf die Kosteneffizienz, die maximale Auslastung der Busse oder das Servicelevel für die Fahrgäste haben. Welchen Vorteil hätte es zum Beispiel, Kundenanfragen möglichst schon am Vortag zu kennen? Würde es die Planung von Touren erleichtern, wenn sich flexible Kunden auch 10 Minuten früher oder später abholen ließen? Solche Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die Attraktivität des Angebots mit Kosteneffizienz und Ressourcenschonung zu verbinden. Fontaine ist sich sicher: „Die öffentlichen Verkehrsmittel können maßgeblich zu einer nachhaltigen Verkehrswende und zum Klimaschutz beitragen.“

    Darüber hinaus zeigen Forschungsprojekte aus den USA zu vergleichbaren Angeboten, dass Rufbusse auch eine soziale Komponente haben. Für Nutzerinnen und Nutzer in der Hauptstadt des Bundesstaats Georgia, Atlanta, deren Einkommen nicht für ein eigenes Auto reicht, bieten Rufbusse dennoch Teilhabe an urbaner Mobilität. Dort lag wiederum ein Augenmerk der Forschenden auf der Verzahnung von On-Demand-Angeboten mit den regulären Buslinien, die weitere Distanzen überbrücken.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Pirmin Fontaine (Juniorprofessur für Operations Management; pirmin.fontaine@ku.de; http://www.ku.de/wfi/om


    Images

    Ein VGI-Flexi-Rufbus in der Nähe des bayerischen Scheyern.
    Ein VGI-Flexi-Rufbus in der Nähe des bayerischen Scheyern.
    Reichl
    Reichl/VGI


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Information technology, Mathematics, Traffic / transport
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).