idw - Informationsdienst
Wissenschaft
PM 64/2004
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit dürfen wir Sie auf eine Veranstaltung am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald aufmerksam machen, die vom 10. bis zum 12. Juni 2004 in Zusammenarbeit mit der Villa Vigoni und ihrem italienischen Präsidenten, dem langjährigen italienischen Botschafter in Deutschland, Luigi Vittorio Ferraris, stattfindet. Eine Skizze zur Themenstellung ist beigefügt.
Donnerstag, 10. Juni
19:00 3. Greifswalder Rede der Stiftung Alfried Krupp Wissenschafts-
kolleg Greifswald:
Peter Graf Kielmansegg (Mannheim): Metamorphosen der
Demokratie
Anschließend Empfang
Freitag, 11. Juni
9:00-9:20 Eröffnung
Gregor Vogt-Spira (Greifswald): Einführung
9:15-11:00 Diskussionsleitung: S. E. Luigi Vittorio Ferraris (Villa Vigoni/
Roma)
Gian Enrico Rusconi (Torino): Mediendemokratie im heutigen
Europa
Esther-Beate Körber (Mainz): Europa als Kommunikationsraum
11:00-11:20 Kaffeepause
11:20-12:50 Diskussionsleitung: Gregor Vogt-Spira
Nora Pester (Leipzig): Neue Verfassung - altes Europa
Alfred Gomolka (Strasbourg/Greifswald): Pomerania - eine
Region im Spannungsfeld von altem und neuem Europa
Mittagspause
14:00-15:00 Stadtführung
15:15-17:00 Diskussionsleitung: Erich Kusch (Villa Vigoni/Roma)
Jürgen Wertheimer (Tübingen): "Wie die Spree in den Bosporus
fließt" - Wo endet Europa?
Stefano Trinchese (Chieti): Europäismus und katholisches
Denken am Beispiel von Alcide de Gasperi
17:00-17:30 Kaffeepause
17:30-19:00 Diskussionsleitung: Giovanna Galimberti Biffino (Milano)
Antonella Gargano (Macerata): Die deutsche Avantgarde und
die Vereinigten Staaten Europas
Carl Emmanuel Hedengren (Paris): Carlo Marochetti - ein
europäischer Künstler
20:00 Abendessen
Samstag, 12. Juni
8:30 Abfahrt nach Rügen
9:30-10:30 Putbus: Theater, Park, Circus
10:30 Weiterfahrt nach Saßnitz
11:15-13:00 Bootsfahrt zu den Kreidefelsen
gegen 13:15 Mittagspause im Panoramahotel Lohme
anschließend Fahrt über Tetzitz nach Boldevitz
gegen 15:45 Empfang auf Boldevitz
16:15-18:00 Hackertsaal:
Lüder Anton v. Wersebe (Boldevitz): Philipp Hackert und
Boldevitz
Aldo Venturelli (Villa Vigoni/Urbino): Kosmopolitismus und
gesellschaftliche Erneuerung im 'alten' Europa
Abschluß
ab 18:00 Abendessen auf Boldevitz
anschließend Rückfahrt nach Greifswald
Ort (10.-11. Juni):
Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg Greifswald
Martin-Luther-Straße 14 (Eingang gegenüber Dom)
Veranstalter:
Prof. Dr. Gregor Vogt-Spira, Institut für Altertumswissenschaften, Universität
Greifswald, D - 17487 Greifswald, Telefon 03834-863102, Fax 03834-863108,
vogtspi@uni-greifswald.de
Zur Konzeption
Donald Rumsfelds Wort vom 'alten Europa' hat ein überaus reiches Echo gefunden; in Deutschland ist es gar zum 'Wort des Jahres 2003' avanciert! Darin scheint somit etwas berührt zu sein, das zentral mit Europa und seinem Selbstbild zu tun hat. Charakteristisch war dabei die semantische Spanne, die das Epitheton in der Debatte durchlief und die von einer ursprünglich pejorativen Konnotation bis zum späteren Umdeutungsversuch als Liebkosung und Ehrentitel reichte. Darin wird ein Moment wirksam, das tatsächlich in besonderem Maße bezeichnend sein könnte. Denn nicht allein, daß Europa einfach ein hohes Alter besäße, vielmehr bildete das Alte in den fast drei Jahrtausenden europäischer Schriftkultur durchweg einen maßgeblichen Gegenstand der Reflexion, wobei die Bewertung eben auf jener Skala von negativer und positiver Akzentuierung, zwischen 'veraltet, überholt' einerseits und 'alt' als autoritätsgebietendem, verpflichtendem Bezugspunkt andererseits oszillierte. Entscheidend indes ist, daß darüber hinaus immer wieder der Schritt getan worden ist, Altes als Orientierungspunkt für die Gegenwart zu setzen und zu nutzen. Dies gilt nicht im retrospektiven Sinne, vielmehr wird es als Norm oder sogar als Ideal aktualisiert. In gezielt paradoxaler Verschränkung läßt sich formulieren: Das Alte wurde immer wieder als Zukunftsoption verstanden und genutzt.
Diese charakteristische Orientierung auf 'Altes als Zunkunftsoption' ist nun im Laufe der europäischen Geschichte in sehr unterschiedlichem Grade praktiziert worden; wenn es sich dabei um einen umfassenderen Prozeß handelt, spricht man von Renaissance. Daher bleibt zu fragen, ob sich in der gegenwärtigen Phase, in der Europa einen erkennbaren Evolutionsprozeß durchläuft, mit der bemerkenswerten Resonanz auf das Epitheton 'alt', das damit in eine geradezu identitätsstiftende Rolle einrückte, etwas wie Elemente einer 'Renaissance' andeuten.
Solcher Rekurs auf 'historische Potentiale als Zukunftsoption' mag in den verschiedensten Feldern - politisch, wirtschaftlich, kulturell - oder auch in deren Verschränkung zu finden sein; fraglich kann dabei auch sein, inwieweit dies notwendig oder überhaupt wünschenswert ist. Das Kolloquium soll für Formulierung und Diskussion pointierter Positionen ein Forum bieten.
Criteria of this press release:
History / archaeology, Language / literature, Law, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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